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Erfahrungsbericht CI

Seit meiner frühen Kindheit bin ich vermutlich auf Grund mehrerer Mittelohrentzündungen und der damit verbundenen Einnahme von Antibiotikum hochgradig schwer-hörig. Meine Eltern hatten meine Hörschädigung sehr bald vermutet, bis zur Diagnose dauerte es aber noch bis zu meinem sechsten Lebensjahr. Ungefähr ein halbes Jahr vor meiner Einschulung bekam ich Hörgeräte. In der überschaubaren Grundschule und der kleinen Klassengröße bin ich mit meinen Hörgeräten einigermaßen gut zu recht gekommen. Der Unterricht verlief überwiegend frontal. Ich saß in der ersten Reihe und konnte so den Lehrer, auch mit Hilfe von Lippenlesen, relativ gut verstehen. Auch mit meinen Mitschülern kam ich gut zurecht. Wenn Kinder miteinander spielen, brauchen sie keine Worte!

Im Gymnasium, das ich ab der fünften Klasse besuchte, änderte sich die Situation schlagartig. Ich bekam sofort große Probleme, dem Unterricht akustisch zu folgen. Plötzlich waren 30 Kinder in der Klasse und das Schulgebäude war ein Altbau mit hohen Decken. Aus diesem Grund bekam ich eine Mikroportanlage, die ich zusätzlich zu meinen Hörgeräten dringend brauchte. Doch leider waren damit die Probleme nicht beseitigt: im Gegenteil, meine Mitschüler konnte ich nicht verstehen und es gab auch einige Lehrer, die die Mikroportanlage aus nicht nachvollziehbaren Gründen ablehnten.

Da die Probleme, dem Unterricht akustisch folgen zu können, immer größer wurden, wechselte ich nach der zehnten Klasse auf das Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte in Stegen bei Freiburg. Hier konnte ich ein gutes Abitur machen. Aber nicht nur das: für mich war es wie eine Befreiung, andere hörgeschädigte Jugendliche kennen zu lernen! Der Austausch über das Hören, die Hörtechnik, Kommunikationsstrategien und den Umgang mit der eigenen Behinderung ist so wichtig!

Im Studium half mir der Kontakt zu anderen Studierenden in der BHSA (Bundesarbeitsgemeinschaft Hörbehinderter Studenten und Absolventen) weiter, mit denen ich mich über meine Erfahrungen im Studium, technische Hilfsmittel und das CI austauschen konnte.

Ich studierte Sonderschulpädagogik in den Fächern Hör- und Sehbehindertenpädagogik in Heidelberg. Ich glaube, dass ich mich durch meine eigene Betroffenheit und meine eigenen Erfahrungen besonders gut in die Kinder und deren Familie hinein versetzen kann. Auch im Studium benutzte ich eine Mikroportanlage, die ich dringend zum akustischen Verstehen benötigte. Doch trotz der Hörgeräte und der Mikroportanlage war das Hören sehr anstrengend.

Von dem Cochlea Implantat wusste ich natürlich schon von dem Besuch des Bildungs- und Beratungszentrum in Stegen. Während des Studiums habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt und mir immer wieder die Frage gestellt, ob ich auch für ein CI in Frage käme. Mein Hörverlust ist auf beiden Ohren im Tieftonbereich nur mittelgradig, doch ab 2000 Herz bin ich gehörlos. Ich habe also einen typischen Hochtonsteilabfall. Und mein Problem ist, dass für mich das Hören unglaublich anstrengend ist! Schon am Nachmittag bin ich vom Zuhören müde und erschöpft, ich muss mich viel ausruhen und regenerieren. Als ich im Studium erfahren habe, dass es die elektrisch-akustische Stimulation (EAS) gibt, die durch das DUET von MED-El realisiert wird, wusste ich sofort, dass ich dafür eine Kandidatin bin. Ich suchte das Gespräch mit meinem Professor, Herrn Dr. Diller, und er bestätigte mir sofort meine Vermutungen. Ich nahm Kontakt zum CIC in Friedberg auf und fuhr zu einem Beratungsgespräch dort hin. Ich informierte mich sorgfältig, nahm an einem CI-Symposium teil, suchte noch mehr Kontakt zu CI-Trägern und nach der letzten Prüfung des ersten Staatsexamens wurde ich in Frankfurt implantiert. Das war im September 2007. Ich fühlte mich immer in sehr guten Händen!

Nun trage ich seit fast zwei Jahren auf dem rechten Ohr das DUET von MED-EL und auf dem linken Ohr ein Hörgerät. Das DUET kombiniert ein CI und ein Hörgerät in einem Gerät. Mit dem CI verstehe ich die Sprache sehr gut, vor allem sehr scharf. Ich höre nun die Vögel zwitschern, Grillen zirpen, die S-Laute der Sprache, Automaten piepsen, das Ticken meines Lichtweckers und vieles mehr. Das ist natürlich toll! Das Einsilberverstehen ist mit dem DUET einiges besser als mit dem Hörgerät auf dem linken Ohr. Das Hörgerät ist dagegen für das Hören von Musik wichtig und gibt einen "natürlicheren" Klang. Das ist natürlich sehr subjektiv, so wie Hören individuell sehr verschieden ist. Bis ich mit dem DUET wirklich zufrieden war, brauchte ich fast ein Jahr. Das Hören mit CI ist doch ganz anders als mit dem Hörgerät. Es ist einfach sehr elektrisch. Die ersten zwei Wochen hat wirklich jedes Geräusch gepiepst! Dann wurden die Geräusche blechern und nach und nach lernte ich, die Geräusche zuzuordnen. Intensives Hörtraining und CI-Rehabilitation sind für mich sehr wichtig und bei einer CI-Implantation nicht wegzudenken! Sehr hilfreich waren und sind für mich Hörbücher! Wenn ich Zeit habe, übe ich heute noch damit.

Trotzdem ist es immer noch schwer für mich, das DUET auf dem rechten Ohr mit dem Hörgerät auf dem linken Ohr zu kombinieren. Ich merke, dass ich mit dem DUET immer besser höre und verstehe. Mit dem Hörgerät ist mir vieles unangenehm laut und einfach nicht klar bzw. verstehbar. Besonders in Situationen, in denen es ruhig ist, verstehe ich mit dem DUET besser. Im Störlärm habe ich immer noch große Probleme, akustisch zu verstehen. Es ist sehr anstrengend und ohne Lippenlesen nicht möglich. Ich denke, dass auch CI-Trägern klar sein muss, dass sie immer schwerhörig bleiben werden. Das CI ist eine große Hilfe und ich bin sehr froh, dass ich mich für das DUET entschieden habe. Trotzdem werden wir CI-Träger niemals wie guthörende Menschen hören können. Ein CI wird niemals eine Hörbehinderung zu 100 Prozent ausgleichen können.

Alles Gute!

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Fakten - Wahrnehmungen - Erkenntnisse

Zu meiner Person:
Ich bin 56 Jahre alt. Kindheit und Schulzeit waren unbeeinflusst von schlechtem Hören. Erst mit etwa 18 Jahren machten sich leichte Hörschwierigkeiten (häufiges Nachfragen) bemerkbar und die Hörprobleme entwickelten sich über die folgenden Jahrzehnte hinweg immer deutlicher und massiver. Vor der OP war ich ca. 20 Jahre beidseitig mit Hörgeräten versorgt, zuletzt mit so genannten Power-Hörgeräten, mit denen ich aber kaum noch Hörfähigkeit erreichen konnte. Im Nachhinein frage ich mich, wie ich mit meinem verbleibenden Restgehör mein Leben noch bewältigen konnte (Berufstätigkeit usw.). Hier nun auszugsweise mein CI-Tagebuch:

30.09.07

Seit einigen Tagen habe ich die Genehmigung der Krankenkasse und auch einen Termin von der Uniklinik für die CI-Operation. Am 04.12.08 ist Aufnahmetag. Dann wird nach einer erneuten Hörprüfung entschieden, ob es das linke oder rechte Ohr sein wird. Einerseits freue ich mich darauf, dass endlich etwas passiert, andererseits kenne ich von allen Seiten, nach allen Fragen nur Positives rund ums CI. Das macht mich etwas misstrauisch, ob ich wirklich einschätzen kann was mich erwartet. Wie viel besser und einfacher ich hören werde. Wie ich hören werde, wie lange es dauert, welche Schwierigkeiten ich haben werde. Vielleicht höre ich besser aber, es gibt sehr unangenehme Begleiterscheinungen? Fragen über Fragen - egal - ich habe mich nach langen, intensiven Überlegungen dafür entschieden. Ich bin mir sicher, ich werde mindestens genauso "gut" hören wie bisher. Das war für mich der entscheidende Punkt. Es konnte mit meiner Hörfähigkeit nicht mehr so weiter gehen wie bisher - es gab für mich und für alle um mich herum zu viele Probleme. - In meinem Alltag bin ich derzeit ziemlich aktiv hier und ums Haus herum. Ich habe das Gefühl, dass ich vor der OP noch möglichst viel erledigen sollte, um dann sehr viel Zeit für mich zu haben. Außerdem gehe ich seit Wochen sehr regelmäßig zum Joggen um Kreislauf und Psyche für die OP aufzubauen!

06.10.07

Der Countdown läuft! Ich fühle mich derzeit recht gut, da ich auch weiß, dass ich meinem ruinierten Gehör und all den Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, etwas "entgegensetze". Ich kämpfe sozusagen für ein besseres Hören. Aber ich denke, dass einige Tage vor der OP schon noch das große Flattern kommt. Schließlich könnte ja auch einiges schief gehen. Und ob das dann gleich so gut funktioniert ist ja auch nicht gesichert.

29.11.07

Es ist mir klar, dass ich am Dienstag nicht zu einer Blinddarmoperation ins Krankenhaus gehe. Es ist mein Kopf, in dem gebohrt wird! Trotzdem fühle ich mich relativ gelassen. Die OP wird nicht zum absoluten Mittelpunkt meiner Gedanken. Der Alltag meiner Großfamilie und das normale Leben um mich herum geht weiter und vorwärts. Es ist immer wieder ein gutes Gefühl den Schritt zu tun, der an meiner doch so hilflosen Hörsituation etwas verändern wird! Es ist mir auch lieber, ich selbst liege auf dem OP-Tisch als einer aus meiner engen Familie.
Ich nehme aber auch wahr, dass es mir im Gegensatz zu sonstigen Zeiten sehr gut gelingt, Probleme anderer von mir weg zuschieben und mir bewusst zu machen, dass ich jetzt mich selbst und mein Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen muss. Ich nehme auch wahr, dass sich meine 3 Männer schon etwas um mich sorgen und mir in verschiedener Weise sehr viel liebevolle Unterstätzung zukommen lassen.

01.12.07

Schnell noch möglichst viel für Weihnachten vorbereiten, einkaufen, dekorieren usw. Joggen fällt aus wegen Trödelei. Am Abend in die Basketballhalle, ein interessantes Oberligaspiel anschauen, Bekannte treffen, Ablenken!

04.12.07, 20.00 Uhr

Mein Mann hat mich nun heute morgen hierher in die Uniklinik Würzburg gefahren und es tut mir gut wie freundlich und zuvorkommend ich hier aufgenommen werde. Es wurde noch einmal ein Gleichgewichtstest und ein Promontorialtest gemacht. Es bleibt dabei: operiert wird das linke Ohr. Dr. Müller bevorzugt ein Keramikimplantat, das etwas größer ist als jenes aus Titan und einen etwas größeren Schnitt zu Folge hat. Auch über die möglichen Risiken wurde ich noch einmal aufgeklärt und musste natürlich aus juristischen Gründen unterschreiben. Aber dies ist bei jeder OP ein üblicher Vorgang, macht noch einmal etwas nachdenklich - aber natürlich habe ich unterschrieben.
Von meinen Schwiegertöchtern habe ich noch einmal eine ganz liebe SMS erhalten. Das hat aufgebaut. Ein wunderschönes Buch, das mir meine Enkelkinder mit ihrer lieben Mama sehr einfühlsam und originell gestaltet haben, liegt auf meinem Nachtkästchen und gibt mir Kraft. Es ist 22.00 Uhr, ich dusche noch, nehme meine Schlaftablette und hoffe, dass morgen alles gut geht. Immer und immer wieder gehen meine Gedanken zu all meinen Lieben und wie gut es tut, dass sie mir alle beistehen. OP-Kittel und Strümpfe für morgen liegen auch schon hier. Die OP rückt immer näher.

05.12.07, 5:45 Uhr

Ich bin gewaschen, habe OP-Strümpfe und weißen Krankenhauskittel an. Geschlafen habe ich traumlos und tief. Es ist mir schon ein wenig seltsam zumute. Gleich wird Schwester Edith kommen mit der "Sorglostablette". Um 6.30 Uhr soll ich im OP sein. Ich denke intensiv an die Menschen, die mir am nächsten stehen und weiß dass ich einen Schutzengel habe. Habe ich Angst? Bin ich aufgeregt? Ich stelle fest, dass ich zu Dr. Müller wirkliches Vertrauen habe und freue mich aufs Aufwachen hier im Zimmer, wenn alles vorbei ist. Ich hoffe, ich kann dann gleich aufstehen. Tilman (5 Jahre) hat mir im Buch einen Hut gemalt, unter den man sich setzen kann, wenn man sich fürchtet! Paul (6 ½) hat mir einen Flugsaurier gemalt, der mich hinbringt wohin ich möchte! Mit diesen Gedanken und der Glückspille lasse ich mich in den OP fahren!

05.12.07, 20.25 Uhr

Kaum zu glauben, aber es geht mir sehr gut! Es ist mir allerdings immer mal wieder schwindlig bzw. es wird mir ein wenig übel, wenn ich mich bewege. Aber insgesamt bin ich fit. Natürlich habe ich auch Schmerzen wie z.B. Verspannungen im Halsmuskel und viele Geräusche im Kopf, ob Tinnitus oder was auch immer! Dr. Müller war in der Aufwachstation kurz bei mir und hat mir gesagt, dass alles sehr gut gelaufen ist. Die OP hat ca. 2 Stunden gedauert.
Schön war es dann als mein Mann und mein Sohn aus München hier standen, das war ca. um 13.30 Uhr. Ich war ziemlich aufgekratzt, bin alleine aufgestanden und dann mit den beiden auf dem Flur spazieren gegangen. Als ich dann alleine war, las ich die aktuelle Tageszeitung. Zwischen drinnen musste ich mich immer wieder mal hinlegen und ich fühle mich noch sehr müde
06.12.07

Nikolaustag! Der 1. Tag nach der OP. Ich bin vollkommen mobil. Frühmorgens gehe ich vom 6. Stock alleine ins Erdgeschoß und besorge mir eine Tageszeitung. Etwas Schwindel, pochendes Ohr, viele Ohrgeräusche, leichte Kopfschmerzen. Gegen 17.00 Uhr schaut Prof. Dr. Müller nach dem Rechten bei mir. Im Gaumenbereich spüre ich eine leichte Gefühllosigkeit. Das kommt vom Geschmacksnerv, der verlegt werden musste. Das wird sich aber alles wieder normalisieren, kann aber etwas dauern. (Tatsächlich hat es dann etwa 1 Jahr gedauert.)

Soweit bis hierher die Auszüge aus meinem OP-Tagebuch und ich denke dass meine Gedanken und Gefühle vor der OP hoffentlich damit authentisch zum Ausdruck gekommen sind.

Am 13. Dezember konnte ich dann nach Hause gehen.

Die 5 Wochen zwischen OP und Anpassung des CI kamen mir sehr, sehr lange vor. Ich konnte nur auf dem nicht operierten Ohr hören bzw. habe fast nichts gehört, hatte bis nach Sylvester mit deutlichem Schwindel zu kämpfen. Weihnachten mit der Fami-lie und Silvester mit guten Bekannten waren vom Hören her sehr frustrierend. Den Schwindel versuchte ich mit vielen strammen Spaziergängen zu bekämpfen. Nach einem zweistündigen Nachtspaziergang an Silvester hatte ich am Neujahrsmorgen das Gefühl einer starken Verbesserung des schwindeligen Zustands.

Ich denke, ich sollte an dieser Stelle etwas zum Entscheidungsprozess sagen, der sich immerhin 3 - 4 Jahre hinzog und dann doch zu einem vorbehaltlosen Ja geführt hat:
Immer dachte ich, irgendwie schaffe ich es noch mit dem minimalen Restgehör mein Leben zu leben auch wenn ich in vielen Situationen wirklich gelitten habe.
Welche/r stark Schwerhörige/r kennt nicht
die Abende, die man sich hätte ersparen können, weil man kein Wort versteht
man anderen Leuten mit dem ewigen Nachfragen und dem dann oft trotzdem nicht Verstehen können, auf die Nerven geht
wenn man in einer Gesellschaft ausgeschlossen und überflüssig ist.
wenn man hilflos ist am Telefon, weil man einfach seine Angelegenheiten nicht mehr regeln kann,
wenn man selber ständig spricht, nur damit man nicht zuhören muss oder andere unterbricht
viele persönliche Missverständnisse auch innerhalb der Familie und mit den nahe stehenden Menschen entstehen
man es satt hat, auf die Rücksichtnahme angewiesen zu sein und sie einzufordern
und viele, viele Situationen mehr
Natürlich war es mir wichtig, Erfahrungen anderer Betroffener in meine Überlegungen mit einbeziehen. Ständig suchte ich nach Informationen. An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich danken:
Michael Schwaninger mit der Ohrenseite, der sich immer wieder Zeit nahm, Fragen zu beantworten,
Anna Krott, die hier in unmittelbarer Umgebung lebt und mich ausführlich an ihren Erfahrungen teilhaben ließ und sich Zeit für mich nahm,
und Adelheid Braun, die ich auch persönlich getroffen habe und die mir immer hilfreich zur Seite stand.
Als mir klar wurde, dass man eine solch aufwendige OP nicht machen würde, wenn sie nicht wirklich eine deutliche Verbesserung bringen würde und ich mir sicher war, dass ich auch nach der OP in keinem Fall schlechter hören würde als mit den beiden inzwischen völlig unzureichenden Powerhörgeräten, habe ich mich dazu entschlossen .
Maßgeblich entscheidend war für mich auch die überzeugende Persönlichkeit Prof. Dr. Joachim Müllers und natürlich auch sein hervorragender Ruf als Operateur.

Nachdem die OP nun medizinisch erfolgreich abgeschlossen war, folgte der nächste spannende Schritt:

Die 1. Anpassung des Implantates durch Herrn Möltner von der CI-Abteilung der UNI-Klinik Würzburg am 08.01.08 um 9.00 Uhr: (hier wieder die Tagebuchauszüge)

Überprüfung der Funktion des Implantats und der Elektroden im Innenohr
ergreifend und nicht ganz ohne Tränen das erste Hören aller möglichen Tonhöhen mit CI - einfach unglaublich!!
Anpassung aller 12 Kanäle auf angenehme Lautstärke
Verstehen innerhalb von 3 - 5 Minuten der ersten Sätze von Herrn Möltner, allerdings stellte ich einen sehr starken "Blecheimerton" und "Nachhall" fest.
ca. 3 Stunden in der Stadt, um sich an Verkehrslärm usw. zu gewöhnen. Über-wiegend hatte ich nur CI angeschaltet. Also Hören auf meinem "neuen Ohr", wie meine Enkelkinder sagen! Der Lärm war gewöhnungsbedürftig aber gleichzeitig wunderbar.
Fahrt mit dem Aufzug in der Uniklinik und verstehen der Durchsage im Fahrstuhl!
13.00 Uhr Überprüfung der Lautstärke auf angenehmes Empfinden. Von 6 Zahlen verstehe ich auf Anhieb 5 Zahlen korrekt ohne Mundbild! Ein super Ergebnis!
Am Abend Mannschaftssitzung in der Tennishalle. Die Halle war ziemlich leer, also relativ wenig Störschall. Verstehen nicht schlechter als mit den zwei alten Hörgeräten. Ab und an verstand ich plötzlich einen Satz von einer Mannschaftskollegin, die direkt neben meinem CI-Ohr saß, ohne sie anzusehen..
Zu Hause probierte ich das Telefonieren aus, allerdings nur mit meinem Sohn. Mit Induktion sehr laut, aber möglich. Ohne Zuschaltung der Induktion sehr, sehr leise, aber mit viel Anstrengung möglich. Pianomusik hört sich nicht schlecht an. Fernsehen mit Mundbild ok, Reportagen ohne Mundbild sehr schwierig: viel Nachhall und Eindruck monotonen Sprechens. Viele Stimmen kommen mir sehr tief vor.

10.01.2008, 2 Tage später

Um 10.00 Uhr passte Herr Möltner erneut die einzelnen Kanäle an eine angenehme Lautstärke an.
Auf das CI wurden drei Programme programmiert:
1. Angepasste Kanäle aktiv, 1. Kanal ausgeschaltet, um evtl. Nachhall zu verbessern. Bei Zuschalten des Hörgerätes auf dem nicht operierten Ohr relativ natürlicher Höreindruck.
2. Angepasste 12 Kanäle, also auch mit dem 1. Kanal.
3. Einstellung aller Kanäle gleich wie am 1. Tag. Der Versuch ohne Mundbild Zischlaute und Konsonanten zu unterscheiden war relativ gut: z.B. Ascha - Assa - Affa oder Nagel, Nadel Nabel!
Dann anschließend Hörtest:
.1. Zahlen - 100 %
2. Einsilber - unglaubliche 75 %
3. Sätze - 98,2 %
Der Einsilbertest wird normalerweise erst nach 3 Monaten nach der 1. Anpassung gemacht. Also ein supergutes Ergebnis.

Tagebucheintrag am 20.01.08

Nie mehr will ich es missen, das CI. Ich komme hervorragend zurecht. Es hört sich alles noch ein wenig fremd an. Beim Fernsehen muss ich die Lautstärke wesentlich erhöhen, am Fine-Tuner und auch am TV. Beim Telefonieren funktioniert es noch am besten mit Induktion. Musik hören geht recht gut, und ich habe den Eindruck ich habe mit HG manches falsch gehört. Aber ob das stimmt, wage ich nicht felsenfest zu behaupten. Wer sagt mir, dass ich jetzt nichts falsches höre? Nicht optimal sind Zischlaute wie z, st, sch, s in den Wörtern , erscheinen mir überbetont. Es scheint mir auch phasenweise, dass das blecherne Hörgefühl etwas in den Hintergrund tritt, d.h. dass ich mich an den Klang gewöhne. Der so lange stillgelegte Hörnerv summt beständig, aber es ist nicht sehr störend.

Den ersten Kinofilm konnte ich leider nur zur Hälfte ansehen bzw. verstehen, da ich keine Ersatzbattereien dabei hatte. Die Batterien des CI werden innerhalb kürzester Zeit leer, nachdem der 1. Piepston dies angekündigt hat. Die 2. Hälfte des Films ist also als Stummfilm an mir vorbeigegangen. Seitdem habe ich in jeder Handtasche, Sporttasche und im Portemonnaie usw. immer Ersatzbatterien dabei!
Im Kino verstehe ich sehr viele Sätze vollkommen (auch synchronisierte Filme), dann wieder auch mal relativ wenig. Es liegt wohl an der Deutlichkeit, der Schnelligkeit der Aussprache und manchmal auch an den Begleitgeräuschen wie die gut die Verständlichkeit ist.

Mit meinem Sennhäuser-Funkkopfhörer, den ich schon seit vielen Jahren mit meinen Hörgeräten benutzte, kann ich beim Fernsehen mit dem CI nahezu alles verstehen, auch ohne Mundbild! (CI ist mit einem mitgelieferten Aufsatz kompatibel). Ohne diesen Kopfhörer wird's schwieriger aber ich verstehe trotzdem wesentlich mehr als vorher.
Viel Spaß macht es inzwischen wieder Musik zu hören. Problemlos ist der I-Pod meines Sohnes ans CI anzuschließen. Mit dem I-Pod kann ich Musik am besten genießen.

18.02.2008, weiterer Anpasstermin

Heute morgen war ich noch mal in der Uniklinik zum Neueinstellen und Hörtest in der Uniklinik. Die Ergebnisse des Tests:

Zahlen 100 %, Sätze 100 %, Einsilber verschiedene Schwierigkeitsgrade: 75, 80 und 85 %

Ab sofort ist alles viel lauter eingestellt und die hohen Töne (=Zischlaute) sind etwas zurückgenommen
Der Audiologe hat versucht, den Klang etwas "runder" zu machen. Er hat mir auch empfohlen am Tag etwa zwei Stunden das Hörgerät wegzulassen, um direkter mit dem CI zu lernen. Allerdings soll ich nichts zusätzliches üben, sondern möglichst viele, verschiedene Alltagssituationen auf mich einwirken lassen. Trotzdem habe ich zusätzlich gerne ein wenig mit Hörbüchern "trainiert".

Fazit:

Heute ist nun über 1 Jahr vergangen und ich bin mit meinem "neuen Ohr" immer wieder sehr glücklich und ich würde es auch am liebsten über Nacht angelegt lassen (ist leider unbequem und für die Technik sicherlich nicht gut). Trotzdem muss ich auch sagen, dass es nicht in jeder Situation optimal ist.
wenn die Umgebungsgeräusche sehr intensiv sind, ist es sehr schwierig zu verstehen. Dann ich höchstens ein Gespräch mit dem nächsten Nachbarn möglich.
immer wieder entstehen auch Situationen, in denen sich alles sehr verzerrt anhört: z.B. wenn mehrere Kinder sehr laut sind oder
Gesprochenes aus einem größeren Abstand (3 - 5 Meter) verstanden werden soll.
ich kann nicht erkennen, wo Geräusche herkommen: z.B. im Straßenverkehr, oder ein Flugzeug oder Hundegebell
es gibt auch Musik, die ich nicht gut hören kann z.B. alle Blasinstrumente empfinde ich als schrecklich
sitze ich beispielsweise in einem VW-Bus ganz hinten, kann ich nicht verstehen, was in der 1. Reihe gesprochen wird
leider habe ich auch noch kein schnurloses DECT-Telefon (seit 01.01.09 ist nur noch diese Frequenz zum Telefonieren mit schnurlosen Telefonen im Festnetz erlaubt), gefunden, mit dem ich wirklich gut telefonieren kann! Aber ich bin weiterhin auf der Suche.
Leider lassen sich nun mal die guten Ergebnisse unter Laborbedingungen nicht ganz in den Alltag übertragen. Es ist mir aber auch bewusst, dass ich noch ein Jahr vor mir habe, in dem sich noch einiges bessern kann.
Mein Leben hat sich jedenfalls nahezu um 100 % gebessert:
ich kann mich wieder oft und recht gut unterhalten, diskutieren, stehe nicht mehr automatisch abseits in einer (kleineren!) Gesprächsrunde,
es ist ein sehr schönes Gefühl wieder die verschiedensten Vogelstimmen (auch durch das geschlossene Fenster) zu erkennen oder - was ja eigentlich nicht wichtig ist - 2 Zimmer weiter zu hören, dass die Kaffeemaschine läuft,
ich kann wieder vermehrt, wenn auch mit Einschränkungen, Musik genießen,
beim Fahrradfahren höre ich, wenn ein Auto oder ein anderer Fahrradfahrer kommt,
ich verstehe regelmäßig genügend Dialoge in einem Kinofilm, um den Inhalt und oft auch Feinheiten in den Dialogen über das gesprochene Wort zu begreifen
ich kann mit Funkkopfhörer optimal fernsehen
meine Familie, Freunde und Bekannte müssen nicht mehr soviel Geduld mit mir haben,
ich kann unbehindert Sport treiben (Skifahren, Fahrradfahren und Inlineskaten allerdings nur mit Helm) Ich kann auch Schwimmen gehen oder in die Sauna (allerdings muss ich dann den äußeren Teil des CI's abnehmen,
der Klang des CI's hat sich auch recht gut entwickelt (natürlich ist der Audiologie auch immer darauf angewiesen, wie man ihm seine Wünsche und sein "Hören" verdeutlichen kann!)
Telefonieren mit einem Telefon mit Schnur (Festnetz) funktioniert recht gut, auch ohne Induktion. Es ist mir meist auch ohne Probleme möglich mit einem Handy zu telefonieren.
Eine Bekannte aus früheren Jahren, die mich über 20 Jahre lang als extrem schwer-hörig erlebt hatte, erzählte mir in diesen Tagen , was ich für einen glücklichen Eindruck auf sie gemacht habe, als sie mich in den Faschingstagen 2008, etwa 6 Wochen nach der 1. CI-Anpassung getroffen hat und ich ihr von der OP und meinen neuen Hörerfahrungen erzählt habe.
Diese Aussage gilt auch heute noch und ich bin davon überzeugt, dass es für mich die einzig richtige Entscheidung war. Ich bin sehr, sehr dankbar für mein gutes Hören mit dem "neuen Ohr". Ich hatte sehr viel Glück, dass sich alles so positiv entwickelt hat. Vielleicht hat es auch ein wenig dazu beigetragen, dass ich meine Hörgeräte von der ersten bis zur letzten Minute meines Tages trug, dass ich immer wieder versucht habe, zu hören, in jeder Situation - auch wenn ich schon völlig kaputt und strapaziert war. Ich habe mich nicht zurückgezogen, habe versucht jede Situation durchzustehen. Manchmal denke ich, meine Nervenzellen wurden während der langen Zeit der Schwerhörigkeit durch diese ständige Anstrengung so gut trainiert, dass sie nach der OP einfach "auf dem Sprung" zum Hören waren!
Ich habe für mich erkennen können, dass es nicht hoffungslos ist schwerhörig zu sein , man muss nicht verzweifeln und glauben , dass man mit dem fortschreitenden Verlust der Hörfähigkeit keine Kommunikationsmöglichkeit mehr haben wird. Allein das Wissen darum mit der CI-Implantation irgendwann an der immer weniger werdenden Hörfähigkeit etwas verändern zu können, hat mir über Jahre hinweg geholfen, diese zu ertragen und nicht ganz zu verzweifeln - trotzdem konnte ich die Entscheidung nicht locker aus dem Handgelenk treffen und ich denke eine solche Entscheidung braucht einfach Zeit um zu reifen.

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Mein CI - Tagebuch - Erfahrungsbericht

Nach langem Warten, Zögern und Abwägen habe ich mich Ende vergangenen Jahres zur Cochlear-Implantation für mein linkes Ohr entschieden.

Im Laufe der vergangenen 20 Jahre habe ich 8 Hörstürze und einen beidseitigen Tinnitus zu meistern versucht; es war oft harte Arbeit, verbunden mit Ängsten und Depressionen.
Gründe für die vielen Hörstürze waren sicher beruflicher und persönlicher Stress. Dazu kommt vermutlich noch ein ototoxischer Hörschaden, hervorgerufen durch Neomycin und hochdosiertes ASS.
In meiner dritten Reha, in der Bosenbergklinik St. Wendel, lernte ich im Oktober 2007 Herrn Bellagnech - ein hervorragender Techniker auf dem Gebiet der CI-Einstellung und ein äußerst einfühlsamer Mensch - kennen. Durch mehrere Gespräche mit Herrn Bellagnech war ich dazu entschlossen, einer CI-Voruntersuchung in Homburg/Saar zuzustimmen. Bei dieser Voruntersuchung lernte ich auch Prof. Bloching kennen, der ein sehr erfahrener Operateur auf diesem Gebiet ist. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Prof. Bloching und den eindeutig dokumentierten Hör- und Sprachergebnissen entschied ich mich für ein CI auf dem linken Ohr, da dieses das schlechtere von beiden ist.

Heute ist der 16.01.2008 - mein Aufnahmetermin.

Bevor ich zur Aufnahme für stationäre Behandlungen gehe, begrüße ich Frau Heinrich, Audiologin hier im Hause. Sie hatte im Vorfeld schon alles gemanagt, wofür ich ihr sehr dankbar bin.
Ich stelle ihr meinen Mann vor und sie erläutert mir den heutigen Tagesablauf, welche Untersuchungen in welcher Reihenfolge anstehen.
Nach der Patientenaufnahme - die sich aufgrund der hohen Anzahl der Formalitäten etwas hinzieht - muss ich zunächst zur Logopädin, Frau Haindl. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch. Besonders weist sie mich darauf hin, dass ich meine Erwartungen bezüglich des Hörens nach der CI-Implantation herunterschrauben soll. Dies ist mir allerdings schon bekannt, denn auch Herr Bellagnech und Prof. Bloching sowie die meisten CI-Träger berichten davon, und es ist auch für mich kein Problem. Ich bin aber schon sehr gespannt, welche Hörerlebnisse auf mich zukommen werden, nachdem die erste Sprachprozessor-Anpassung, vier Wochen nach der OP, stattfindet. Auch dann und in den darauffolgenden Monaten werde ich mich mit kleinen Erfolgen zufrieden geben.
Das Hörtraining wird zunächst hier in der HNO-Klinik bei der Logopädin stattfinden, und die Einstellungen des Sprachprozessors wird Frau Heinrich vornehmen. Beide werden noch sehr wichtige Bezugspersonen für mich werden.

Mit OA Dr. Buchinger (Anästhesist) hatte ich zuvor auch ein gutes Vorgespräch, und er wird mir morgen die Narkose geben. Prof. Bloching schaute sich auch noch mal mein linkes Ohr an und sagte, es würde nur ein sehr kleiner Schnitt werden. Er fragte mich, ob ich aufgeregt bin, bin ich aber eigentlich nicht, nur sehr gespannt, was so alles auf mich zukommt.
Heute Abend bekomme ich eine Tabl. Valium zum Schlafen und morgen früh eine Tabl. Dormicum, falls ich vielleicht doch noch etwas aufgeregt bin.

Donnerstag, 17.01.2008 - Heute ist mein OP-Tag!

Ich sollte um 06.00 Uhr geweckt werden, bin aber schon etwas früher wach. In der vergangenen Nacht bin ich trotz einer Tabl. Valium öfter aus dem Schlaf erwacht. Um 06.45 Uhr muss ich eine Tabl. Dormicum einnehmen, diese Tabl. ist zur Beruhigung vor der OP.
Gegen 07.00 Uhr werde ich in den OP-Vorraum gefahren. Hier empfängt mich eine sehr nette Anästhesie-Schwester.
Ich muss mich auf einem schmalen Bett hinlegen. Beide Arme werden auf einer Schiene fixiert. Der linke Arm wird für die Vitalfunktionen an den Monitor angeschlossen. Der OA Dr. Buchinger legt mir an der rechten Hand eine Braunüle als Zugang für die Infusionen während der OP. Anschließend bittet er mich, in die Maske zu atmen, was ich auch ganz ruhig tue, ich habe keine Angst.
Schnell werde ich müde und schläfrig und dann weiß ich nichts mehr.
Im Aufwachraum werde ich wieder wach, und mein erster Blick fällt auf die Wanduhr. Sie zeigt 11.50 Uhr an. Dann bemerke ich rechts vor mir einen Anästhesiepfleger. Er fragt mich, ob ich Schmerzen habe? Ich antworte ihm: "Schmerzen habe ich keine, aber auf der operierten Seite vernehme ich einen sehr starken Tinnitus, ein lautes Rauschen!" Es sagt mir: "Da müssen sie nachher einen Arzt fragen!" Nun kommen zwei Schwestern von der Station und fahren mich in mein Zimmer.
Ich schlafe immer wieder ein, bemerke aber, dass in regelmäßigen Abständen Blutdruck und Puls gemessen werden. Am Anfang ist der Blutdruck normal 120/80, Puls 80. Später, mit Beginn der Schmerzen steigt der Blutdruck auf 160/80, Puls 96. Ich bekomme ein blutdrucksenkendes Medikament und Tramal-Tropfen, gegen die starken Schmerzen. Die Schmerzen halten aber an und werden immer stärker. Auch eine beständige Übelkeit quält mich. Mein Mann kommt und setzt sich zu mir. Viel können wir nicht miteinander reden, da ich immer wieder einschlafe.
Am späten Nachmittag kommt Prof. Bloching zur Visite mit sehr vielen Kollegen und fragt ,wie es mir geht. Ich berichte von der Übelkeit und von den starken Wundschmerzen und bitte ihn um Voltaren, ein anderes Schmerzmittel, welches mir nach einer früheren HNO-OP gut geholfen hatte. Dies bewilligt er auch sogleich, sowie Vomex A, gegen die anhaltende Übelkeit. Langsam lässt diese nach, aber auch auf Voltaren gehen die Schmerzen nicht zurück. Auf Ersuchen meines Mannes wird mir dann am Abend Novalgin als Infusion verabreicht, und diese hilft dann endlich. Jetzt verabschiedet sich auch mein Mann von mir und geht in sein nahegelegenes Hotel, wo er sich für zwei Tage einquartiert hat.

Gegen 24.00 Uhr bitte ich den Nachtpfleger, den stramm sitzenden Druckverband am Kopf etwas zu lockern. Danach lässt der Druckschmerz etwas nach.

Das Aufstehen am Mittag nach der OP, mit Hilfe von zwei Schwestern, hat problemlos geklappt. Ich hatte keinen Schwindel, konnte gleich Urin lassen.
Auch Geschmacks- und Gesichtsnerv sind vollkommen intakt. Ich bin darüber sehr erleichtert.

Freitag, 18.01.2008

Ich kann ohne Hilfe zur Toilette gehen und mir meine Zähne putzen. Allerdings fühle ich mich noch etwas schwach.

Die Stationsärztin kommt zur Visite und erklärt mir, dass sie den Reha-Antrag für die Bosenberg-Klinik in St. Wendel schon an meine Krankenkasse stellen will, damit es keine Verzögerungen gibt. Anschließend bekomme ich von Frau Heinrich ( Audiologin) den ersten Termin für die Erst-Anpassung des Sprachprozessors. Es ist der 18.02.2008, ein Montag.

Da ich von weiter her komme, werde ich für drei Tage stationär aufgenommen. In diesem Zeitraum werde ich auch die ersten Termine bei der Logopädin, Frau Haindl, haben. Sie arbeitet eng koordiniert mit Frau Heinrich zusammen. Auch wurde heute eine Kontroll-Röntgen-Aufnahme gemacht, ob das Implantat gut sitzt.
Gegen 15.00 Uhr kommt Prof. Bloching zur Visite und erkundigt sich nach meinem Befinden. Ich sage ihm, dass ich nur noch leichte Schmerzen habe, aber der Tinnitus auf dem linken, operierten Ohr wieder lauter geworden ist. Prof. Bloching bestätigt, dass dies nach einer CI-OP häufig der Fall ist und im Laufe der Zeit eine Verringerung eintritt.
Am Sonntag kann ich entlassen werden, aber er möchte am Donnerstag noch mal nach meiner Narbe sehen.

Mein Mann ist heute Mittag wieder nach Hause gefahren und holt mich am Sonntag ab.

Samstag, 19.01.2008

Für die Nacht lasse ich mir eine Tbl. Voltaren gegen die noch bestehenden Schmerzen und Abschwellung geben.
Nach der Einnahme der Tbl. wird der Tinnitus immer lauter und fast unerträglich. Es hört sich an, als ob ich neben einem riesigen Wasserfall oder inmitten einer großen Brandung stünde. Trotzdem melde ich mich nicht bei der Nachtschwester, immer noch hoffend, dass der laute Tinnitus abklingen möge. Ich schlafe entsprechend schlecht, und wenn ich schlafe, habe ich Alpträume und wache schweißgebadet auf. Dies halte ich so nicht länger aus.
Einem Pfleger vom Frühdienst teile ich dann endlich meine starken Beschwerden mit. Er gibt es an den diensthabenden Arzt weiter, der dann auch gleich zu mir zur Visite kommt. Ich erkläre ihm, dass ich durch mehrfache Hörstürze bereits seit 20 Jahren mit Tinnitus auf beiden Ohren lebe. Diese Geräusche waren noch, im Gegensatz zum jetzigen ohrenbetäubenden Brausen, zu ertragen.
Der Arzt untersucht mich gleich und stellt eine Schwellung im Mittelohr fest, da bei der CI-OP eine Öffnung gebohrt werden musste, um die Elektroden in das Innenohr (Cochlear) schieben zu können. Sofort verordnet mir der Arzt ein abschwellendes Nasenspray (3 x tgl) und eine Cortison-Infusion. Langsam beruhigt sich der Tinnitus, wird leiser und erträglicher, so wie ich es immer gewohnt bin.

Ich bin dem diensthabenden Arzt und dem Pflegepersonal sehr, sehr dankbar für ihre Hilfe.
Ich bin sehr erschöpft, liege viel und ruhe mich aus.
Mein Mann wird zuhause telefonisch informiert, dass ich wegen der Infusionen mit Cortison morgen noch nicht entlassen werden kann.
Am Abend erhalte ich für 22.00 Uhr eine Tbl. Adumbran zum Schlafen. Ich kann diese Nacht, bei einem erträglichen Tinnitus, gut schlafen.

Sonntag, 20.01.2008

OA Dr. Weiß kommt zur Visite und erkundigt sich nach meinem heutigen Befinden.
Ich berichte ihm, dass es mir seit der Cortison-Infusion wesentlich besser geht und danke ihm nochmals sehr für seine gestrige Hilfe. Ich bekomme nun für die nächsten Tage noch weitere Cortison-Infusionen und abschwellendes Nasenspray.

Da mich mein Mann erst am Dienstag, 22.01.08., abholen kann, legt OA Dr. Weiß gemeinsam mit dem Stationspfleger diesen Tag als Entlassungstermin fest. Ich denke, bis dahin fühle ich mich auch entsprechend gestärkt. Die Wundschmerzen sind jetzt auch ohne Schmerzmittel erträglich. Aber der Fremdkörper sowie die Elektrode im Innenohr sind deutlich spürbar. Es ist ein seltsam stechendes Gefühl, aber ich denke, dass sich das mit der Zeit gibt und ich schon bald nichts mehr davon merke.

Am Dienstag, vor meiner Entlassung soll das Klebepflaster am Kopf noch mal überprüft werden, so dass ich nicht noch mal in die Uniklinik fahren muss.

Dieses Klebepflaster ist n e u auf dem Markt. Es ersetzt eine Wundnaht, somit müssen auch keine Fäden mehr gezogen werden. Außerdem löst es sich mit der Zeit von alleine auf.

Am Abend werden meine Schmerzen im operierten Ohr stärker. Es ist jetzt nicht mehr nur ein stechender Schmerz, sondern ähnlich wie bei einer Mittelohrentzündung. Ich bitte die Schwestern um eine Konsultation des diensthabenden Arztes.
Der Arzt schaut sich auch gleich das Ohr an und sieht eine Ansammlung von seröser Flüssigkeit hinter dem Trommelfell. Er beginnt gleich mit einer Antibiose. Ich bekomme noch um 21.00 Uhr eine Cps. Antibiotikum und lege mich dann gegen 22.00 Uhr schlafen.
In der Nacht lassen die Ohrenschmerzen etwas nach und ich kann mit kurzer Unterbrechung relativ gut schlafen.

Montag, 21.01.2008

Gegen 07.00 Uhr kommt eine Schwester und bringt mir für den gesamten Tag vier Tbl. Antibiotikum. Um 07.30 Uhr ist Visite mit PD OA Dr. Naumann. Er erklärt mir, dass es nach einer CI-OP normal ist, dass sich Blut und seröse Flüssigkeit hinter dem Trommelfell im Mittelohr ansammelt. Normalerweise resorbiert es sich von selbst, kann aber auch solche Beschwerden verursachen, wie ich sie habe. Um aber auf jeden Fall eine Infektion zu vermeiden, wird zur Vorsicht eine Antibiose angesetzt. OA. Dr.Naumann will sich später mein Ohr ganz genau anschauen,was mich sehr beruhigt.
Es wird bei der Untersuchung festgestellt, dass sich dunkelrotes Blut hinter dem Trommelfell im Mittelohr weiterhin angesammelt hat. Dies wird unter der Antibiose-Therapie am Mittag wieder kontrolliert.

Dienstag, 22.01.2008

Gleich gegen 07.30 Uhr werde ich von OA Dr. Naumann untersucht. Er bestätigt noch vorhandenes, dunkles Blut, hinter dem Trommelfell. Außerdem besteht noch ein Hämatom unter der Kopfhaut, an der Stelle, an der das Implantat eingesetzt wurde. Diese Befunde bestätigen auch, dass ich trotz laufender Behandlung mit Cortison-Infusionen und hochdosierter Antibiose immer noch Ohrenschmerzen habe, die aber leicht rückläufig sind. OA Dr. Naumann sagt, dass ich morgen entlassen werde, allerdings weiterhin bis zu 10 Tage Cortison-Tbl. und Antibiotika einnehmen muss. Ich freue mich, morgen nach Hause fahren zu können und bitte einen Krankenpfleger, meinen Mann anzurufen und zu informieren. Ich werde heute die Zeit nutzen, um einige wichtige Termine bezüglich Nachsorgebehandlungen zu erledigen.

Gegen 14.00 Uhr kommt Frau Höhle vom Sozialdienst und füllt mit mir gemeinsam den Reha-Antrag für die Bosenberg-Klinik aus.

Heute scheint das erste Mal den ganzen Tag die Sonne. Ich öffne das Fenster, schließe die Augen und lasse die Ereignisse der vergangenen Woche an mir vorüber ziehen. Dabei erinnere ich mich an einen für mich sehr eindrucksvollen Spruch, den ich vor etwa einem Jahr von einer lieben Kollegin mit einer Geburtstagskarte bekommen habe.

Er lautet:
"Trau dich!"
Wenn du etwas wagst, kannst du etwas verlieren.
Wenn du nichts wagst, wirst du bestimmt etwas verlieren.
Das größte Risiko ist es, nichts zu tun.

Robert Joizueta

Dieser Spruch wurde zu meinem Leitspruch, während meiner Entscheidungsfindung zu einem Cochlear-Implantat im vergangenem Jahr.


Ich habe unglaublich viel mentale Unterstützung von meiner Familie und auch von Freunden vor der Operation erhalten. Ihr Zuspruch hat mir sehr geholfen, keine Ängste mehr zu haben.

Mittwoch, 23.01.2008

Heute ist mein Entlassungstag!
Genau eine Woche nach meiner Aufnahme.
Um 07.00 Uhr bekomme ich noch eine Cortison-Infusion. Danach kommt die Stationsärztin und erklärt mir die weitere Medikation für Zuhause.
Das Antibiotikum nehme ich noch bis heute abend, danach ist die Antibiose abgeschlossen. Das Cortison soll als Tbl.-Einnahme noch einige Tage weiterlaufen, die Dosis wird aber immer niedriger. Außerdem soll ich ab heute abend täglich eine Tbl. zur Vorsorge gegen Magenbeschwerden einnehmen, da diese oft in Kombination von Cortison auftreten können. Für die verordneten Medikamente erhalte ich ein Privatrezept, mit den ich noch am selben Tag in die Apotheke gehe.
Außerdem erhalte ich einen Arztbrief für meinen HNO-Arzt Dr. Mursch.
Morgen darf ich auch endlich meine Haare waschen! Das Klebepflaster muss sich von alleine lösen. Nach meinem Verbandswechsel rät mir Sr. Barbara tagsüber Zuhause auch mal den Verband wegzulassen. Wenn ich aber spazieren gehe und nachts soll ich ihn zum Schutz noch tragen.
Vor meiner Entlassung wird Prof. Bloching noch einmal mein Ohr anschauen.

Montag, 18.02.2008

Vor vier Wochen wurde ich operiert und heute habe ich meinen ersten Einstellungs- und Anpasstermin für den Sprachprozessor.
Bei der Anmeldung zur stationären Aufnahme geht es heute auch relativ zügig voran, da meine Patientendaten bereits vorliegen. Anschließend muss ich zur Blutentnahme. Danach begebe ich mich auf die Station 6, wo ich schon als bekannte Patientin begrüßt und empfangen werde.
Die Audiologin, Frau Heinrich, begrüßt mich sehr freundlich und beginnt sogleich mit den ersten Grundeinstellungen. Sie erklärt mir vorab, dass ich ihr die von mir empfundenen leisesten, noch hörbaren Töne sowie die lautesten, unangenehm hörbaren Töne signalisieren solle. Diese Daten werden von ihr im PC gespeichert. Nun ist der Sprachprozessor eingestellt und Frau Heinrich fragt mich, ob ich sie höre. Ich bejahe, aber ich höre nun zusätzlich Töne in meinem Ohr, während ich spreche oder von jemand angesprochen werde. Das hört sich sehr eigenartig an. Z.B.: Man spricht ins Telefon, und die eigene Stimme kommt zurück.

Diese erste Einstellung wird nun in meine Fernbedienung - Fine tuner - programmiert
(I. Progr.). Anschließend habe ich einen Termin bei der Logopädin, Frau Haindl. Ich kenne sie auch bereits von vor vier Wochen. Sie begrüßt mich sehr freundlich und fragt mich gleich, wie es mir mit dem eingestellten Sprachprozessor geht. Es ist ein recht lockeres Gespräch, zumal ich dabei noch mein Hörgerät auf dem anderen Ohr eingeschaltet habe. Nun bittet mich Frau Haindl, das Hörgerät auszuschalten und abzulegen. Sie liest mir zunächst Zahlen vor, die ich nachsprechen soll, wobei ich sie noch anschauen darf. Ich verstehe 100 % aller Zahlen! Nun darf ich sie nicht mehr anschauen und blicke auf den Tisch vor mir, während sie mir Zahlen vorliest. Davon verstehe ich jetzt
50 % richtig und von den anderen 50 % immer nur jede zweite Zahl. Frau Haindl sagt, dass dies für den Anfang schon sehr gut ist. Sie bittet mich noch ,für morgen zu dokumentieren, welche neuen Höreindrücke ich gemacht habe.
Notiert habe ich:
- vom Zimmer aus durch die verschlossene Tür Schritte auf dem Flur gehört
- beim Spazierengehen naht ein Auto von weit hinten
- ich höre Schritte auf dem Asphalt

Am Nachmittag macht Frau Heinrich die zweite Einstellung, in dem die Lautstärke etwas nach oben gesetzt wird, aber immer noch angenehm klingt. Dies wird als zweites Programm auf dem Fine tuner gespeichert.

Bis jetzt habe ich keine persönlichen Feinabstimmungen oder Veränderungen auf meiner Fernbedienung vornehmen müssen.
Es ist fast 17.30 Uhr und nun bin ich etwas erschöpft von dem aufregenden, ereignisreichen Tag und freue mich auf das Abendessen.
Danach lese ich aufmerksam die wichtigen Gebrauchsanweisungen meines Gerätes MED-EL durch und relaxe ein wenig.
Morgen, nach dem Frühstück, habe ich die nächsten Termine bei Frau Heinrich und Frau Haindl, 08.15 Uhr und 09.00 Uhr!

Dienstag, 19.02.2008

Pünktlich um 08.15 Uhr bin ich bei Frau Heinrich. Sie fragt gleich, wie ich mit der letzten Einstellung klar gekommen bin.
Ich erkläre ihr ,dass ich meine, ihre Stimme etwas zu leise zu hören. Sie versucht ,dies bei einer erneuten Einstellung zu verändern und ihre Stimme etwas mehr hervorzuholen, das Nachhallgeräusch im Sprachprozessor aber nicht allzu stark zu erhöhen. Wir wollen diese Einstellung dann probeweise an diesem Tag belassen und Frau Heinrich programmiert sie im Fine tuner auf Programm I und belässt aber die vom vergangenen Tag auf Programm II.
Nun habe ich diese beiden Möglichkeiten zu testen, und zusätzlich kann ich noch die Empfindlichkeitstasten für das Mikrofon im Fine tuner verändern.
Um 09.00 Uhr treffe ich mich mit der Logopädin, Frau Haindl, und es findet ein relativ lockeres ½ Std. Gespräch statt.
Wir vereinbaren für 15.00 Uhr ein zweites Treffen.
Bei diesem Treffen werden diverse Hör- und Sprachtrainings gemacht, bei denen ich kein Hörgerät auf dem anderen Ohr tragen darf, sondern nur über den Sprachprozessor höre. Anfangs muss ich Zahlen nachsprechen, wobei ich die Logopädin anschauen darf. Ich verstehe zu 100 %. Als nächstes muss ich wieder gehörte Zahlen nachsprechen, aber diesmal ohne Frau Haindl dabei anzusehen. Diesmal verstehe ich, wie am Vortag, 50 % richtig und bei den anderen 50 % nur jede zweite Zahl. Nun muss ich Wörter - also Einsilber - nachsprechen, was auch mit Hilfe des Mundbildes von Frau Haindl relativ gut gelingt, aber nicht mehr beim wegschauen. Hierbei verstehe ich alle Wörter falsch und auch die nachfolgenden Sätze.
Das deprimiert mich natürlich, doch Frau Haindl findet dies am Anfang als völlig normal. Sie sagt, dass ich noch fleißig Konsonanten üben soll, dann wird es nach und nach besser.

Mittwoch, 20.02.2008

Heute Nacht bin ich häufig aufgewacht. Das Hörtraining vom Nachmittag ging mir ständig durch den Kopf. Ich weiß, dass ich viel zu hohe Ansprüche für den Anfang an mich stelle, dies wurde mir auch bereits von meinen Therapeutinnen bestätigt. Für Beide habe ich schon recht gute Erfolge erzielt, dies wurde auch heute früh, um 07.00 Uhr, bei der Visite, durch den Stationsarzt bekräftigt. Daraufhin war ich beruhigt! Um 08.30 Uhr wurde nur mit dem CI ein Hörtest gemacht, ohne Hörgerät auf dem anderen Ohr. Der Test ist sehr gut ausgefallen. Ich höre mit CI zwischen 40 - 50 Dezibel! Vorher hatte ich einen Steilabfall bis 110 Dezibel. Das war wieder ein guter Teilerfolg. Frau Heinrich stellt den Sprachprozessor noch etwas nach. Die nächsten zwei Wochen soll ich nun das erste und das zweite Programm testen und beim nächsten Termin, am 3. und 4. März von meinen Erfahrungen berichten.
Anschließend habe ich bei Frau Haindl Hörtraining mit Vokal- und Konsonantenübungen, was ich auch Zuhause intensiv trainieren soll.

Sonntag, 02.03.2008

Nun habe ich fast zwei Wochen mit dem CI Erfahrungen gesammelt. Nach relativ kurzer Zeit habe ich den Nachhall immer weniger empfunden und kann nun im normalen Gespräch gut kommunizieren.
Besonders erfolgreich empfand ich die vielen neuen Höreindrücke. Z.B.: höre ich wieder die Vögel zwitschern, den Blinker im Auto ticken, das Wasser im Brunnen unseres Gartens plätschern, die Gläser klirren usw.. All diese hohen Töne höre ich wieder mit CI; ich kann gar nicht genug davon bekommen. Immer wieder muss mein Mann mir zuprosten, Gläser anstoßen, so schön hell klingt das jetzt. Früher vernahm ich nur einen dumpfen Ton.

In den zwei vergangenen Wochen hat mein Mann täglich mit mir Vokale und Konsonanten geübt. Mit Blickkontakt verstehe ich mittlerweile alles, nur ohne Blickkontakt bestehen noch bestimmte Probleme. Besonders mit ü, ö, oi, ai, e Ä, S-B-A, A-D-A, A-G-A, A-P-A, A-T-A, A-K-A. Diese Vokale und Konsonanten kann ich kaum voneinander unterscheiden. Aber ich denke, mit den nächsten Feineinstellungen des Sprachprozessors und ständigem Üben wird es besser.
Gestern hat meine Tochter angerufen und von ihrem schönen Urlaub berichtet. Dabei hatte ich wieder mit dem Verstehen mit dem nicht operierten Ohr ein negatives Erlebnis. Ich bekam wieder einen Schweißausbruch und war deprimiert. Aber zum Glück hielt dieser Zustand nicht mehr so lange wie früher an. Ich kann immer besser mit meinen Schwächen umgehen. Mit der Zeit werde ich mit CI über Sprachprozessor zu telefonieren üben. Vielleicht habe ich damit Erfolg. Es wäre zu schön!

Morgen fahre ich wieder nach Homburg/Saar in die Uniklinik zum Sprach- und Hörtraining sowie zur erneuten Sprachprozessoreinstellung.

Montag, 03.03.2008

Mein erster Termin bei der Logopädin ist um 11.00 Uhr angesetzt. Nach einem lockeren Gespräch erkundigt sich die Logopädin nach meinen Höreindrücken in den vergangenen zwei Wochen.
Sie wollte bewusst erst mit dem Hör- und Sprachtraining beginnen, nach dem Frau Heinrich die Sprachprozessor-Neueinstellung vorgenommen hat. Dies erfolgt auch gegen 12.00 Uhr. Frau Heinrich hat noch mal in den hohen Frequenzen mehr Lautstärke programmiert, da ich angegeben habe, leise und helle Stimmen zu schwach zu hören. Morgen früh, gegen 08.15 Uhr, soll ich von dieser Veränderung berichten.

Ab 13.00 Uhr übe ich mit Frau Haindl (Logopädin) über 1 Std. intensiv Vokal- und Konsonantenunterscheidungen im Wort. Auf einem DIN A4 Blatt befinden sich jede Menge Wörter. Frau Haindl liest immer zwei davon vor, und ich muss sie heraushören und nachsprechen, darf aber auf das Blatt schauen. Dies klappt bis auf wenige Ausnahmen sehr gut und macht mir viel Spaß. Ich bin richtig enttäuscht, als wir damit aufhören. Ich denke, die neue SP-Einstellung im Hochtonbereich hat für mich ein klares, scharfes Hören beim Silbenverstehen bewirkt.

Es ist jetzt 15.00 Uhr, für heute bin ich mit meinem Programm fertig und werde jetzt mal etwas Spazieren gehen und auf Hörveränderungen achten. .
Soeben erfahre ich von einer Krankenschwester, dass die Sozialarbeiterin, Frau Höhle, noch heute ein Fax bezüglich meiner bevorstehenden Reha schicken will.
Der Faxbericht ist sehr erfreulich. Frau Höhle hat für mich mit der Bosenberg-Klinik in St. Wendel einen Aufnahmetermin für den 08.04.2008 vereinbart.

Dienstag, 04.03.2008

Prof. Bloching erkundigt sich nach meinen Hörerfolgen und ist nach so kurzer Zeit (erst zwei Wochen nach der ersten SP-Einstellung) sehr zufrieden. Auch die zügige Reha passt sehr gut in den Zeitplan für einen guten Hörerfolg und weitere Hörentwicklung.

Die nächsten beiden Tage werden für den 26. und 27.03.2006 festgelegt, und ich fahre wieder nach Hause.

Mittwoch, 26.03.2008

Heute fahre ich zur dritten Sprachprozessor-Einstellung nach Homburg/Saar. Um 13.00 Uhr habe ich den ersten Termin zum Hörtest bei Frau Heinrich. Er fällt ziemlich gut aus, ich höre jetzt hohe und tiefe Töne bei 40 Dezibel. Das ist schon recht gut.
Frau Heinrich sagt, dass man im besten Fall ein Jahr nach CI-OP zwischen 20 - 30 Dezibel hört. Also, denke ich, da habe ich doch gute Chancen!
Anschließend besprechen wir die folgenden Neueinstellungen. Um ein deutlich klares und scharfes Sprachverstehen zu erzielen, werden die leisen und hohen Töne nochmals verstärkt programmiert. Mit dieser Einstellung gehe ich um 14.00 Uhr zur Logopädin. Sie begrüßt mich sehr herzlich und unterhält sich erst einmal mit mir über die vergangenen letzten drei Wochen. Ich berichte, dass mein Mann fast täglich mit mir geübt hat und es immer besser geht mit dem Sprachverstehen von Einsilbern ohne Blickkontakt und ohne Hörgerät auf dem rechten Ohr. Ich muss mich dabei sehr stark konzentrieren. Frau Haindl sagt, dass das Hören mit CI mit viel Übung im Laufe der Zeit wesentlich entspannter wird. Nun spricht sie mir Zahlen vor, ich muss wegsehen und nachsprechen. Ich verstehe 50 % der Zahlen richtig und von den anderen 50 %, nur jede zweite Zahl. Anschließend muss ich Wörter nachsprechen, die ich diesmal mit der neuen SO-Einstellung besser höre und nachspreche als vorher. Nun spricht Frau Haindl ganze Sätze und von zehn Sätzen verstehe ich sieben Sätze richtig und spreche sie nach. Bei den letzten drei Sätzen lässt plötzlich meine Konzentration nach. Frau Haindl bemerkt dies sofort und wir beenden für heute das Training.

Donnerstag, 27.03.2008

Pünktlich um 08.30 Uhr bin ich bei Frau Heinrich. Wir besprechen ihre gestrige SP-Einstellung und belassen sie weitgehend. Nur die mittleren Frequenzen hebt sie etwas an, um den Klang der Töne voller werden zu lassen. Nun gehe ich zur Logopädin, Frau Haindl. Heute bekomme ich schon richtig schwierige Übungen gestellt, die normalerweise erst nach einem halben Jahr SP-Einstellung angedacht sind. Ich bekomme eine Bildergeschichte vorgelegt und Frau Haindl stellt mir dazu Fragen, die ich beantworten muss, ohne sie dabei anzusehen. Das klappt, bis auf wenige Ausnahmen, recht gut. Danach legt sie mir einen Lückentest von Elke Heidenreich "Erfindergeist" vor. Sie liest diese Geschichte mit Ergänzung der Lücke vor und ich muss genau hinhören und diesen Text in der Lücke nachsprechen. Auch dies klappt, zu unserem Erstaunen - bis auf einige Ausnahmen - sehr gut.
Wir sind für heute fertig.
Ich verabschiede mich von Frau Haindl und Frau Heinrich und wir vereinbaren im Juli einen erneuten Termin.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Beiden für die hervorragende therapeutische Arbeit.
Nun habe ich bis zu meiner Abreise noch etwas Zeit, da Prof. Bloching nochmal mit mir sprechen will.

Dienstag, 08.04.2008

Heute beginnt meine AHB (Anschlussheilbehandlung nach OP).
Bei meiner Ankunft begrüßen mich alle herzlich. Ich bin sehr gespannt…..

Morgen habe ich die Aufnahmeuntersuchung und am Mittag das erste Einzel-Hörtraining. Bin sehr gespannt, wie das Training hier, im Vergleich zur Logopädin in Homburg/Saar, abläuft.
In meinem Zimmer habe ich einen PC mit Flachbildschirm, CD-Player, Tuner und Boxen, einen Fernseher und Telefon. Auf dem PC ist ein spezielles Hörtrainingsprogramm installiert.

Mittwoch, 09.04.2008

Das erste Einzel-Hörtraining bei der Logopädin, Frau Schäfer, war überaus erfreulich. Ich konnte schon einen längeren Text ohne Mundbild fast fehlerfrei nachsprechen. Ich habe mich riesig darüber gefreut!

Freitag, 11.04.2008

Heute beginne ich mit dem Computer-Programm zur Förderung der auditiven Funktionen. Ich kann folgende Programme abrufen: Geräusche, Laute, Silben, Wörter, Zahlen.
Es wird eine Kontrollfunktion installiert, mit welcher ich erfahre, ob mein Ergebnis richtig oder falsch ist. Hauptsächlich übe ich Einsilber, die missverständlich klingen können, man muss genau hinhören: z.B.: Oer - Ohr, Bock - Rock, Kur - Tür usw.. Vieles höre ich jetzt schon spontan richtig, aber es unterlaufen mir auch immer noch Fehler. Also üben, üben, üben!
Das Telefonieren werde ich nächste Woche mit CI üben. Zunächst muss ich die genaue Stelle des Mikrofons finden und den Hörer an diese Stelle halten. Herr Bellagnech (CI-Techniker) sagte, ich solle mit meinem Mann ganz einfache kurze Sätze sprechen und vorher ein Thema vorgeben, so dass ich nicht gleich am Anfang frustriert bin. Das finde ich auch psychologisch sehr sinnvoll. Jeden Tag gehe ich mindestens ein bis zwei Stunden laufen und achte sehr genau darauf, dass Anspannung und Entspannung im Gleichgewicht sind. Frische Luft ist genauso wichtig wie lange Übungsprogramme!

Samstag, 19.04.2008

Nun bin ich schon fast zwei Wochen hier. Mittlerweile habe ich schon die 3. Einstellung des Sprachprozessors erhalten. Das Hören mit CI wird immer besser. Ich bemerke es im täglichen Umgang mit anderen Menschen, beim Üben des Computer-Programms und jetzt auch schon beim Telefonieren. Am Anfang habe ich ganz schlecht am Telefon verstanden und musste häufig nachfragen. Mein Mann hat das tapfer mit durchgestanden! Aber es wurde bei jedem weiteren Telefonat immer besser. Die Stimmen über CI hören sich am Telefon noch sehr fremd an. Aber das wird mit der Zeit auch "normaler" und deutlicher klingen.
Im Einzelhörtraining mit der Logopädin, Frau Schäfer, haben wir auch Telefontraining gemacht. Einmal hat sie mir vom Nebenzimmer aus ein Kochrezept durchgesagt und ich musste es Satz für Satz nachsprechen. Es gibt dabei immer noch Schwierigkeiten, aber die Erfolgserlebnisse werden häufiger und dann bin ich überglücklich. Texte ohne Mundbild kann ich jetzt schon fast fehlerfrei nachsprechen. Im Gruppenhörtraining geht es manchmal recht lustig zu, auch wenn wir ansonsten sehr konzentriert bei der Sache sind! Uns werden lange Zungenbrechersätze vorgelesen und diese müssen wir dann nachsprechen. Man muss sehr genau hinhören, um alles richtig zu verstehen. Gestern bekamen wir einen DIN-A4-Seiten-Text aus Harry Potter zu lesen. Danach sprach die Logopädin zwei bis drei Wörter aus diesem Text vor und wir mussten der Reihe nach den kompletten Satz finden und ergänzend vorlesen. Es ist anstrengend, aber es macht sehr viel Spaß. Zur Entspannung bekommen wir dann am Ende der Stunde eine Geschichte vorgelesen, die wir mit geschlossenen Augen hören.

Montag, 21.04.2008

Heute Mittag bekommen wir im Gruppentraining Zungenbrechersätze im Dialekt vorgelesen. Diese Sätze waren ausgesprochen schwer zu verstehen, noch dazu mit "Störschall". Unsere Logopädin, Frau Bier, hatte ein Radio eingeschaltet, in welchem leise Popmusik lief. Teilweise dürfen wir sie nicht anschauen beim Vorlesen, dies erschwert das Training ganz besonders. Aber wir haben uns tapfer geschlagen. Zum Schluss der Stunde lässt die Konzentration merklich nach. Wir bekommen danach den guten Rat, jetzt eine Hörpause einzulegen. Das mach ich auch!!

Mittwoch, 23.04.2008

Ein großer Tag für mich. Ich habe heute das erste Mal seit vielen, vielen Jahren wieder die Nachrichten im Radio gehört und verstanden!! Erst vereinzelte Wörter, dann Sätze und Zusammenhänge. Nach einigen Minuten konzentrierten Hörens habe ich die kompletten Nachrichten von Anfang bis Ende verstanden - Männerstimmen und Frauenstimmen! Alles war klar zu verstehen, auch die Wetterprognose. Heute scheint für mich im übertragenen Sinne die Sonne und solch ein Glücksgefühl habe ich schon lange nicht mehr empfunden! Auch meine persönliche Mühe hat sich gelohnt. Meine Vorstellungen, Wünsche und Träume sind jetzt schon in Erfüllung gegangen und ich werde diese weiter ausbauen mit Hilfe von Herrn Bellagnech und meinen Logopädinnen!!
Ein großes DANKE an ALLE !!!

Dienstag, 29.04.2008

Meine Reha-Verlängerung wurde genehmigt! Jetzt kann ich noch drei Wochen hier in der Bosenberg-Klinik bleiben. Ich denke, dass diese Zeit für mich sehr wichtig ist, um bereits Erlerntes zu intensivieren. Besonders möchte ich noch das Telefonieren und Fernsehen üben!
Am Samstag werde ich einige Handys ausprobieren, bin sehr gespannt, ob ich ein passendes für mich finde!

Samstag, 03.05.2008

Heute habe ich im Handy-Laden von St. Wendel verschiedene Handys, die mir empfohlen wurden, getestet. Ich habe mich danach eindeutig für das Modell von Nokia 6131 entschieden. Es hat einen klaren, deutlichen Klang, ohne Störgeräusche. Ich konnte sofort meinen Mann gut verstehen und habe außerdem beim Rückruf polyphone Klingeltöne und Vibration gut vernommen. Ich bin überglücklich, dass es tatsächlich funktioniert!
Außerdem habe ich am Wochenende über Festnetztelefon mit meiner Tochter in San Francisco und meiner Tochter in Berlin sowie mit Freunden telefoniert.
Es klappt immer besser und ich muss immer seltener nachfragen. Dieser positive Erfolg bewirkt bei mir, dass ich beim Telefonieren lockerer und entspannter werde, was ich als äußerst entlastend empfinde.
Am Samstag habe ich hier in St. Wendel ein Konzert besucht. Drittes Klavierkonzert C-moll op. 37 von Ludwig van Beethoven und 5. Symphonie e-moll opus 64 von Tschaikowski. Es war für mich ein überwältigendes Erlebnis. Ich saß in der ersten Reihe und habe Klavier-Soli, Violinen, Flöten und alle anderen Instrumente in vollem Klangumfang gehört. Ich bin sehr glücklich.

Mittwoch, 07.05.2008

Heute habe ich das von mir ausgesuchte Handy ( Nokia 6131) gekauft. Habe gleich meinen beiden Töchtern die Handy-Nr. gemailt und am Abend meinen Mann angerufen. Ich habe mich im Garten vor der Klinik auf eine Bank gesetzt und mit ihm telefoniert, das war etwas ganz Neues für mich! Besonders spüre ich, dass ich beim Telefonieren (Festnetz oder Handy) ständig entspannter werde. Auch das Telefonat gestern mit meinem Bruder, hat sehr gut funktioniert, was ohne Implantat nur schwer möglich war. Dies ist ein neuer Meilenstein in meiner Hörentwicklung!

Sonntag, 18.05.2008

Heute ist Sonntag, ein Tag vor meiner Abreise aus St. Wendel. Am vergangenen Freitag habe ich mir zum Abschluss meiner Reha eine Karte für die Wagner Oper Lohengrin im Staatstheater Saarbrücken geleistet. Es war ein Erlebnis, endlich konnte ich wieder die Sopranistinnen hören, auch dann, wenn sie sehr leise gesungen haben. Der volle Klang des Orchesters und des Chores war überwältigend hörbar und körperlich fühlbar. Es ist kaum zu beschreiben, wie unendlich dankbar und glücklich ich darüber bin, dass es das Cochlear-Implantat gibt

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