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Meine Erfahrungen als CI-Trägerin

Ich stell mich erst mal vor, wenn´s Recht ist smile. Ich heiße Susanne und bin 69´er Baujahr. Vor 12 Jahren habe ich gemerkt, dass ich irgendwie schlechter höre.

Natürlich denkt man sich am Anfang so gut wie nichts dabei. Mal ist es besser, mal schlechter. Egal, was soll´s. Passt schon. Damals arbeitete ich im Geschäft meiner Eltern. Wenn Kunden kamen, musste ich oft deren Namen und Adresse aufschreiben.

Weil ich oft nachfragen musste, habe ich mir schon langsam Gedanken um meine Ohren gemacht. Also bin ich zu einem HNO-Arzt.

Der sagte nur, dass ich schlecht höre und in drei Monaten wieder kommen soll…das Ganze wiederholte sich noch zweimal, dann hatte ich die Schnauze voll. Kein Hörgerät, nichts. Nur Hörtest. Das war mir dann doch zu blöd.

Also ab zum nächsten HNO-Arzt. Gleiches Spiel. Deprimierend, echt. Das Ergebnis war, dass ich dann fünf Jahre gar nicht mehr zum Arzt ging. Keinen Bock mehr.

Bis zum Jahr 2009. Da musste ich dann eigentlich als Notfall zum Augenarzt. Dieser war 20km von meiner Stadt entfernt.

In der Gemeinschaftspraxis befand sich auch eine HNO-Praxis. Also versuchte ich es erneut. Zum Glück traf ich auf eine Ärztin, die sofort mit mir nebenan in den Hörgeräteladen ging und mir mein erstes Hörgerät verpasste. Yeah!  Ich war happy…bis...ja bis ich ein Jahr später schon neue brauchte, weil mein rechtes Ohr plötzlich 20 Dezibel nachgelassen hatte, das linke sogar um 45.

Warum das so ist, konnte die Ärztin nicht sagen. Es kam von heute auf morgen. Mit diesen Geräten ging es dann "gerade so". Zumindest rechts. Links habe ich schon fast nichts mehr gehört.

Dank meiner Tochter fand ich den Weg zum CI

Meine Tochter ist so ein YouTube-Freak. Irgendwie stieß sie auf eine Doku, bei der es um CI ging. Sie zeigte mir das sofort und meinte, das wäre doch was für mich. Wie Recht sie damit hatte!
Auf Facebook fand ich eine Gruppe von CI-Trägern in meiner Stadt, die mich allesamt dazu ermutigten und mir ihre Erfahrungen erzählten.

Nachdem ich mir einen Termin in der Cicero-Klinik in Erlangen besorgt hatte, ging der Weg zum Hören endlich los smile.

Stichtag 17.Dezember 2017

Bis zu diesem Tag hatte ich Angst, dass ich für "sowas" nicht geeignet wäre.
Die Ärztin, die mich dort empfing, klärte mich erst einmal auf. Dann musste ich zum Hörtest, der zwei Stunden dauerte.

Eine halbe Stunde nach dem Test, war ich froh zu hören, dass ich ein CI bekomme… Juhuuuu, ich habe mich gefreut, wie ein kleines Kind.

Im Januar 2018 hatte ich dann noch 3 weitere Untersuchungen. Ein MRT, ein CT und eine Gleichgewichtsuntersuchung. Nachdem ich von der HNO-Klinik in Erlangen dann das Okay bekam, ging es im April zur Sache.

24. April 2018 - Der Tag vor der OP

Prof. Hornung von der HNO-Klinik sagte mir den Grund für mein schlechtes Hören. Otosklerose. Eine Krankheit, bei der sich das Innenohr von selbst umbaut. Leider mit dem Ergebnis, das man dadurch langsam, aber sicher taub wird. WOW!  Endlich mal das Warum zu kennen, hilft schon viel. 

25. April 2018 - OP

Die Angst, dass es mir hinterher vielleicht schlecht gehen könnte, wurde mir schon im Vorfeld genommen. Das ganze OP Personal war superlieb und kümmerte sich ganz lieb um mich Angsthasen. Ich wurde in den OP Saal geschoben und wurde auf die OP vorbereitet….

Eine Stunde und 10 Minuten später hatte ich mein Implantat.
Ja, es tat schon etwas weh… ich habe etwas gegen die Schmerzen bekommen und habe noch etwas vor mich hingedöst.
Irgendwann bin ich wieder in mein Zimmer gekommen und hab festgestellt, dass mein Kopf eingebunden war… sah lustig aus.

Nachts habe ich dann nochmal eine Schmerztablette bekommen.

Am nächsten Tag wurde mir bei der Visite der Verband abgenommen und meine Narbe wurde angeschaut. Alles okay.
Auch Schwindelgefühle oder Übelkeit blieben komplett aus.

In den nächsten Tagen habe ich viel geschlafen, so eine OP macht doch ein bisschen sehr müde. Tagsüber hatte ich nur einen Druck verspürt, nur nachts beim Schlafen habe ich was gegen die Schmerzen gebraucht.
Nach vier Tagen wurde ich gebeten in die Cicero nebenan zu gehen, um mir meinen Prozessor auszusuchen. Ich habe mich für den Kanso entschieden, weil er so klein und fast unsichtbar unter den Haaren ist.
Für uns Frauen echt praktisch smile.

Ich bekam während meiner sechs Tage Aufenthalt vier Flaschen Antibiotika und durfte nicht direkt in die Sonne. Meine Zimmernachbarin und ich sind nebenan in den Park gegangen und haben es uns im Schatten eines Baumes gut gehen lassen. Am Sonntag wurde ich entlassen.

 

26. Mai 2018 - Aktivierung des CI

Aufregung pur!  Hoffentlich hör ich was... mein Gott war ich aufgeregt. Bei meiner Ankunft bekam ich gleich einen Zettel mit meinen Terminen für diesen Tag. Weil ich drei Tage dort war, ging meine Mutter als Begleitperson mit. Wir bekamen zusammen ein Zimmer zum Übernachten. Sowie Verpflegung für uns beide. 

Bei meinem ersten Termin ging ich in das Erdgeschoss. Dort erklärte mir die Audiologin, dass sie mir jetzt den Prozessor anbringt und einschalten wird… ich war echt nervös.

Plötzlich hörte ich ein leises, aber deutliches "Piep".... Yippie, es funktioniert!!!

Dann hatte ich erst mal Pause. Ich ging mit meiner Mutter ins Café der HNO-Klinik und lauschte, was das Zeug hielt. Naja, außer Piep kam nicht viel.

Beim zweiten Termin musste ich zur Logopädin. Ich sollte erkennen, wie oft sie mit dem Hölzern gegeneinander schlägt. DAS habe ich gehört. Sehr leise, aber immerhin. Bei der kleinen Trommel hingegen musste ich passen. Nichts gehört.

Sie meinte jedoch, das wäre nicht schlimm, mein Hörnerv würde trotzdem stimuliert werden. Schließlich war es eine sehr leise Einstellung. Das Ohr muss sich erst daran gewöhnen. Im Laufe des Tages sollte ich mit meiner Fernbedienung von 1 auf 4 kommen.

Wir gingen dann nachmittags zum Erlanger Bergfest, das dort gerade stattfand. Hören bei dem Lärm?  Fehlanzeige. Alles war dort laut, ich jedoch hörte rein gar nichts. 

27. Mai 2018

Nach dem Frühstück ging es wieder zur Audiologin. Ich erzählte ihr vom gestrigen Tag und auch davon, dass ich obwohl ich auf "4" geschaltet auf dem Bergfest nichts gehört habe. Alles normal. Na gut. Sie meinte, das ändert sich gleich. Na, da bin ich mal gespannt.

Doch erst musste ich laute und leise Töne bestimmen. Danach stellte sie noch irgendwas ein und fragte mich: "Hören Sie etwas?"  Huuiiiii und ob!!! Ich hörte diesen Satz. Mann, war ich happy! Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht.

Die Stimme war leise und piepsig. Micky Maus lässt grüßen. Gleiches Spiel wie gestern. Bitte von 1 auf 4 kommen…okay, jetzt war ich dann doch gespannt, ob meine Mutter auch so klingt. Tat sie, aber ich habe vieles verstanden. Zwar musste ich mich sehr konzentrieren, aber es haute hin.

Dann musste ich wieder zur Logopädin, die Zahlen und Worte mit mir übte. Sie war zufrieden mit mir. Dann wurde ich noch einmal zur HNO-Klinik geschickt, um meine Narbe begutachten zu lassen. Auch da war alles okay. Abends bin ich dann sehr bald ins Bett gefallen. Hören strengt doch ganz schön an.

28. Mai 2018

Auch heute ging es morgens gleich zur Audiologin. Wieder wurde etwas lauter eingestellt. Da mein letzter Tag war, hatte ich den Auftrag, innerhalb der nächsten 2 Wochen wieder auf 4 zu kommen.

13. Juni 2018

Die ersten zwei Wochen sind um. Und ich höre immer mehr. Ich verstehe immer mehr. Nach der Audiologin ging es wieder zur Logopädin. Auch sie war sehr zufrieden mit meiner "Ausbeute".

Danach musste ich noch eine Psychologin besuchen. Die war sehr nett und da ich sehr gut mit dem CI klarkam, konnte ich, nach kurzem Gespräch wieder gehen.

Inzwischen gehe ich in meiner Stadt zu einer Logopädin. Es hilft sehr und ich würde es jedem empfehlen. So bekommt man Anregungen und Tipps. Auch in meine Selbsthilfegruppe gehe ich. Zu Hause übe ich mit Handy Apps, die es speziell für CI - Träger kostenlos zum Downloaden gibt. Auch meine Mutter macht täglich kleine Hörübungen mit mir, die oft in einem großen Lacher enden 😊Wenn ich manchmal nur „Bahnhof“ verstehe.

Mein nächster Termin im Cicero ist am 27. Juni.......bis dahin….

 

Juni 2018
Susanne Rudolph