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Unsere Erfahrungen auf dem Weg zum CI!

Von Nicole Meyer

Mein Kind, taub ?

Mein Kind, behindert ?

Nein, das kann nicht sein, das passiert doch immer nur den Anderen....

 

Das und so ähnlich waren meine ersten Gedanken nach der Diagnose „taub“.

Unser Sohn wurde im April 2011 geboren. Leider war das Neugeborenen-Hörscreening auffällig und so folgte mit 2,5 Monaten die BERA mit dem Befund „hochgradige Schwerhörigkeit - an Taubheit grenzend“.

Erstmal ein Schock, fanden wir uns doch recht schnell damit ab. Wir bekamen von allen Seiten die nötige volle Unterstützung.

Wir setzten uns mit dem Thema sehr intensiv auseinander und die Entscheidung zum Cochlea Implantat (CI) war daher schnell gefallen. Wir und unser Umfeld leben in einer hörenden Welt und dasselbe wollten wir unseren Sohn auch ermöglichen.

Mit drei Monaten wurde er dann erstmal mit Hörgeräten versorgt, um den Hörnerv zu stimulieren. Zum Glück begleitete mich meine Schwester zum Termin, denn die Farbauswahl der Geräte, der Ohrpasstücke, etc. überforderte mich doch etwas, da die Diagnose gerade mal zwei Wochen zurück lag.

Kurze Zeit danach war es dann soweit, Henry bekam seine Hörgeräte. Sie sahen einfach nur riesig an dem kleinen Kopf aus - er tat mir einfach nur leid. Aber er meisterte alles mit Bravour, er war ein absolut freundliches und liebes Kind. War meist immer gut drauf, kasperte und lachte viel.

Auch wenn Henry uns mit den HGs nicht hören konnte (unsere Akustikerin erklärte uns, dass die HGs „nur“ da sind, um den Hörnerv bis zur OP zu stimulieren und wenn ein Düsenjet neben ihm fliegen würde, er lediglich die Vibrationen spüren könnte) alberten und erzählten wir viel mit ihm rum und er machte jeden Blödsinn mit.

Nach etlichen Untersuchungen, Vorgesprächen, Bewilligung der Krankenkasse, etc. war es dann mit knapp einem Jahr soweit. Henry wurde beidseitig implantiert. Die Erstanpassung folgt dann vier Wochen später.

Ich war sehr gespannt auf Henry’s Reaktion, die Kamera lief J, aber die riesengroße, (von mir) gewünschte, Reaktion blieb aus. Was, im Nachgang betrachtet, auch absolut okay war, denn die Töne wurden sehr, sehr leise angestellt damit er quasi „keinen Schock“ bekommt.

Die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Nach drei Monaten das erste „Mama“.
Auch die Reaktion auf seinen gerufenen Namen war sehr schnell erzielt.

Henry hat sich wunderbar entwickelt, er besuchte einen Regelkindergarten, einmal in der Woche besuchte uns die Frühförderung. Wir unterstützten und übten auch fleißig mit ihm. Ein Jahr vor der Schule gingen wir zur Logopädie und jetzt besucht Henry die 2. Klasse einer Regelschule und steht seinen Mitschülern in nichts nach.

Natürlich will ich nicht vorenthalten das es immer Momente und Situationen gab und geben wird, in denen man feststellt, dass es eben kein „normales Hören“ ist und man immer vor dem ein oder anderen Hindernis steht, aber damit kommen wir klar und das ist für uns kein großes Problem.
Auch die Fragen „muss ich die Geräte jetzt immer tragen“ oder „warum habe ich das und die anderen nicht“ kommen immer wieder mal in regelmäßigen Abständen. Wir erklären ihm dann, dass er ein ganz besonderes Kind ist und nicht jeder einfach „seine Ohren ausstellen“ kann und dass er nur dadurch hören kann.

Wir sind einfach nur glücklich, dass es diese Möglichkeit gibt und dass sich Henry so wunderbar entwickelt hat und ihm alle Türen offen stehen.

Februar 2019
Nicole Meyer

Hier einige Fotoimpressionen:

    Henry 9 Monate

    2 Tage nach der CI OP (beidseitig)

    1 Jahr 1 Monat - Erstanpassung

    bestandenes Seepferdchen