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Zwei Helden mit Zauberohren

Von Karina Manassah

Unsere Geschichte begann im September 2015, unser Wunschkind kam zur Welt. Levi war geboren und wir waren super glücklich. Nur das Neugeborenenhörscreening war auffällig.

Wir machten uns keine Gedanken, denn das kann schon mal vorkommen, sagten sie uns. Weitere Tests waren auffällig und wir wurden in eine Klinik überwiesen. Die Diagnose dort war bitter, ebenso die Art wie man es uns mitgeteilt hat.

Der Boden unter den Füssen war weg. Es dauerte zwei Wochen und lange Recherchen bis uns bewusst war, dass unser Sohn gehörlos ist. Eins stand fest! Nicht in die Klinik, in der man uns so lieblos behandelte.

Wir hatten uns für Hannover entschieden und fühlten uns dort gleich wohl. So nahm alles sein Lauf. BERA, Voruntersuchung, zwei OP’s. Ich dachte, wir müssen nie wieder dorthin, aber eines Tages sollte ich wohl eines besseren belehrt werden. Levi ist fast vier Jahre alt und geht gern in die Kita. Er besucht seit zwei Jahren einen Regelkindergarten als erstes hörgeschädigtes Kind mit CI‘s.

Sein kleiner Bruder Mael ist nun ein Jahr alt und geht ab Sommer ebenfalls dorthin. Beide Jungs haben „Zauberohren“ durch einen Gendefekt. Sie sind in der Familie die ersten Betroffenen.

Damals war es ein Riesenschock für uns, aber wir haben immer das Beste daraus gemacht. Es war nicht immer einfach und wir sind mehr als einmal durch die Hölle gegangen, aber der steinige Weg hat sich gelohnt! Wir würden es jederzeit immer wieder so machen.

Wir wollten für Levi gern ein Geschwisterchen und die Chance lag bei 25%, dass auch ein weiteres Kind betroffen ist. Es war uns also bewusst und dennoch waren wir nicht ganz drauf vorbereitet. Es wurde nach Maels Geburt schnell festgestellt.

Levi hatte sich gefreut, denn für ihn ist es etwas Besonderes. Er ist noch klein und man mag meinen, er versteht es noch nicht, aber er ist ein schlauer Junge und weiß, dass er „anders“ ist und er meistert es toll. Für ihn gehört es dazu und er geht ganz toll damit um.

Er spricht überdurchschnittlich gut und hat bereits ein normales Höralter. Er interessiert sich sehr für Musik und singt gerne. Er erzählt uns Geschichten und liebt Bücher. Sein Herz gehört den Tieren und er liebt Zoobesuche und möchte gern Tierpfleger oder Tierarzt werden.

Er trägt seine CI’s am liebsten bunt und auffällig von Batman bis zu den Minions. Er hat Mael von Anfang an begleitet und war bei jeder OP dabei und hat auch die Farbe für sein CI ausgesucht. Mael trägt seine CI‘s jetzt fünf Monate und fängt langsam an zu plappern. Er folgt Anweisungen und versteht sehr viel.

Seine ersten Worte sind Mama, Papa, ja, ne und da. Er nimmt immer mehr Geräusche wahr wie z.B. Flugzeuge am Himmel. Mael hat natürlich ein Vorbild und das ist sein großer Bruder. Die beiden gehen durch dick und dünn und Levi hilft Mael, wenn sein CI mal abfällt, umgekehrt wird das CI gern einmal geklaut.

Bei beiden Jungs waren sofort Hörreaktionen da, aber Levi war in allem viel weiter. Er sprach sein erstes Wort bereits zwei Monate nach der Erstanpassung, Mael erst nach fünf Monaten, was natürlich immer noch enorm früh ist. Ganz wichtig ist mir aber der Austausch mit anderen und darüber zu schreiben.

Auf Instagram, Facebook oder über meine Arbeit bei einer CI Zeitschrift habe ich bereits viele betroffene Eltern getroffen und teilweise sind auch Freundschaften entstanden. In der Reha haben wir auch eine feste Truppe, die wir liebevoll die „Lauschi-Familien-Bande“ nennen.

Die Jungs sind alle gleich alt und teilweise wenige Tage auseinander, somit ist jeder Aufenthalt mit Vorfreude verbunden und nun gehört auch Mael zur Truppe. Wir sind stolz auf unsere kleinen Superhelden und werden immer alle Hürden zusammen meistern, auch wenn es nicht immer einfach sein wird. Das wichtigste ist doch, dass unsere Kinder glücklich sind und was wir Ihnen vermitteln!

Liebe Grüße
Karina Manassah
Juli 2019