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Meine Hörgeschichte

Von Anke K.

Mein Name ist Anke K., ich bin 1987 im Alter von 17 Jahren  nach  Meningitis rechts ertaubt und links an Taubheit grenzend schwerhörig geworden. Die damalige Empfehlung  der Klinik war „nur“ die Anpassung eines Hörgerätes links. So nahm ich an, dass der Hörnerv rechts kaputt war.

In den 90er Jahren hörte ich mal vom Cochlea Implantat (CI), nahm aber an, dass es nur bei Restgehör möglich sei und war nicht  bereit mein weniges Restgehör links dafür herzugeben. Daher beschäftigte ich mich nicht weiter mit dem  Thema CI.

Die Jahre vergingen, ich kam, so glaubte ich, noch ganz gut zu Recht, konnte dank Hilfsmitteln noch telefonieren.

Etwa ab 2009 konnte ich  dann nicht mehr telefonieren, bekam zunehmend Schwierigkeiten in unterschiedlichen Hörsituationen, z.B. im Störschall (im Straßenverkehr, in belebten Geschäften, im Café, in Restaurants, auf Familienfeiern/Zusammenkünften).

Immer mehr wurde ich Außenstehende, saß dabei, fühlte mich aber nicht dazugehörig, obwohl meine Familie und Freunde sehr bemüht um mich waren.

2010 bekam ich eine Angst- und Panikstörung, heute weiß ich, dass mein zunehmend  schlechter werdendes Hörvermögen und die daraus resultierende Isolierung der Grund dafür waren.

2014 testete ich eine CROS-Versorgung (Sender am rechten tauben Ohr, Empfang auf dem Hörgerät links). Diese brachte ich nach drei Tagen zurück zum Akustiker, mein linkes Ohr war total überlastet damit und ich selbst das reinste Nervenbündel.

So bekam ich mein letztes Hörgerät (Phonak Nadia S up) angepasst ohne CROS-Versorgung.

2016 hörte ich wieder vom Cochlea Implantat, diesmal erzählte meine Schwägerin vom Nachbarn, der durch Hörsturz ertaubt war und dank CI wieder hören konnte.

Das machte mich neugierig, so sprach ich im Januar 2017 meinen HNO Arzt auf das Cochlea Implantat  an. Er überwies mich CochleaDO – Cochlea-Implantat-Zentrum am Klinikum Dortmund.

Dort wurden alle nötigen Untersuchungen (Hörtests, Hörnervmessung, Gleichgewichtstest, CT, MRT) durchgeführt. An deren Ende bekam ich  die Indikation für beide Ohren, entschied mich zunächst das rechte taube Ohr implantieren zu lassen.

Operation war am 29.03.2017, Erstanpassung am 05.05.2017. Ich entschied mich für das Med El Synchrony Implantat mit Sonnet als Audioprozessor. Die Operation verlief komplikationslos, ich konnte schon am dritten Tag nach der OP die Klinik verlassen.

 

Bei der Erstanpassung konnte ich nach 30 Jahren Taubheit direkt Geräusche hören, besonders in Erinnerung blieb mir ein Glöckchen hell und klar. Ich war so unbeschreiblich glücklich und wusste gefühlt, dass ich wieder hören lernen werde.

Es folgten weitere Einstellungen im Abstand zuerst wöchentlich, dann monatlich, 3/4jährlich, parallel  dazu vier Wochen nach Erstanpassung logopädisches Hörtraining wöchentlich und Üben zu Hause per Handyapp, am PC und mit Hilfe von Freunden und Familie.

Schon nach fünf Monaten erreichte ich erstes freies Sprachverständnis (38%Satz, 25% Einsilber, 90% Zahlen), gleichzeitig fiel die Entscheidung für das zweite Cochlea Implantat  links.

Die zweite Operation war am 15.11.2017, Erstanpassung am 13.12.2017. Diesmal bekam ich bei der Erstanpassung mein schönstes Weihnachtsgeschenk. Ich konnte direkt Wörter und Sätze  verstehen, wenn auch  noch sehr schräbbelig.

Wieder erfolgten Einstellungen und Hörtraining wie beim ersten CI. Das zweite CI war ein Senkrechtstarter, schon neun Wochen nach der Erstanpassung hatte ich freies Sprachverständnis (55% Einsilber, 74% Satz und 100% Zahlen).

Im November 2018  ging ich noch zur stationären Reha in Bad Salzuflen. Dort bekamen meine Zauberöhrchen den letzten Schliff sozusagen, ich konnte mich gut erholen von der auch psychisch sehr anstrengenden  Hörreise, bekam jede Menge Hintergrundwissen rund ums Thema Hörbehinderung und hatte sehr schönen Austausch  mit anderen  Betroffenen.

So fuhr ich gestärkt, erholt und mit sensationellen Hörtest-Ergebnissen nach Hause. Heute hab ich 87 % Satzverständnis, 65 % Einsilber und 100% Zahlen.

Für mein Leben heißt das, ich kann wieder sehr gut kommunizieren, habe mir ganz viel zurück erobert und genieße meine Hörreise in vollen  Zügen.

Für schwierige Hörsituationen im Störschall nutze ich seit einiger Zeit noch den Roger  Select und die Roger21-Empfänger fürs Med El Sonnet.

Es haben sich so viele neue Türen für mich geöffnet, dass ich heute  sagen kann: „Ich habe keinen Tag bereut, meine CIs sind meine Ohren geworden.“

Wer mehr von mir lesen mag, trifft mich auch in den bekannten Gruppen bei Facebook.

Liebe Grüße 

Anke K.
Juli 2019