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Meine Hörreise

Von Rainer Chaloupka

Zu meiner Person: Ich bin 55 Jahre alt und mit zwei unterschiedlichen Arten von Hörimplantaten versorgt. Links mit einer Soundbridge von der Firma MedEl (Mittelohr-Implantat) und rechts mit einem Cochlea Implantat (CI) der Firma Advanced Bionics, dem Naida CI Q70. Nun aber der Reihe nach und wie alles anfing mit der Schwerhörigkeit bzw. der Taubheit:

Im Alter von ca. 47 Jahren bemerkte ich, dass ich auf der rechten Seite etwas schlechter hörte, was sich mit der Zeit weiter verschlechterte. Daraufhin ließ ich mich untersuchen und man sagte mir, dass ich einen schleichenden Hörsturz hatte und es nicht groß bemerkt hätte.

Auf der linken Seite war noch alles Okay zu dieser Zeit, aber man konnte rechts nichts mehr machen, weil es schon zu spät war. Also bin ich wieder nach Hause und hörte danach etwas schlechter, was sich aber mit der Zeit und weiteren unbemerkten Hörstürzen immer mehr verstärkte.

Eines Morgens beim Aufstehen bemerkte ich Schwindel und ging wieder zum HNO-Arzt. Der stellte fest, dass ich auf der rechten Seite nun nichts mehr hörte und ich musste ins Krankenhaus. Man hat versucht in einer Operation zu sehen, was in meinem Ohr passiert ist, .aber es war nichts mehr zu machen. Schade frown

Ich wurde zur Reha geschickt und dort sagte man mir, dass ich ein Cochlea Implantat bekommen könne, aber ich muss sagen, dass ich erstmal so mit einem Ohr weiterleben wollte.

Im Alter von 50 Jahren verschlechterte sich auf einmal die linke Seite, so dass ich nur noch etwa 40 Prozent verstand. Ich wurde nach Hannover zur MHH geschickt. Dort wurde ich untersucht und nach der Besprechung mit dem Professor sagte man mir dann, dass ich die linke Seite operieren lassen soll, da es die Möglichkeit gibt, mir ein Mittelohr-Implantat einzusetzen.

Aus Angst bald gar nicht mehr hören zu können, sagte ich der Operation zu, die dann auch nach drei Monaten stattfand. Ich habe alles gut überstanden und war erstaunt, wie gut ich doch wieder nach der Eingewöhnungsphase hören und verstehen konnte.

Man sagte mir aber immer wieder in Hannover, dass es wichtig ist auch die rechte Seite zu versorgen, was ich aber immer wieder vor mir her schob.

Nachdem ich zwei Jahre lang das Mittelohr-Implantat getragen habe und immer dachte, es ginge auch nur mit einem Ohr, realisierte ich, dass es nicht der Wahrheit entspricht, sondern es kann für einen auch gefährlich werden, weil man nicht alles mit bekommt, z.B. im Straßenverkehr und auf der Arbeit.

Somit bin ich dann doch nach Hannover gefahren und stellte mich vor für ein CI. Es ist dann alles schnell gegangen mit dem Termin und ich war froh, dass ich mich überwunden habe die CI Operation durchführen zu lassen.

Ich war ja schon paar Jahre taub auf der rechten Seite, aber bei der ersten Anpassung muss ich sagen, dass ich fast alle Wörter verstanden habe und so froh war wieder hören und verstehen zu können.

Es bleibt aber immer eine Hörbehinderung trotz aller neusten Technik und der verschiedenen Implantate, mit der man leben und zurechtkommen muss. Für den einen ist es einfach und für den anderen schwierig mit dem CI.

Man muss das CI annehmen und auch akzeptieren, dass man das Verstehen und Hören wieder teilweise neu erlernen muss. Nur so kommt man damit zurecht und es wird mit der Zeit ein Teil deines Lebens.

Ich habe extra einen weißen Sprachprozessor ausgesucht, damit man es sieht und der andere gegenüber schnell bemerkt: „Ah der hat da was an den Ohren!“. Denn es bringt nichts jetzt zu sagen: „Ich bin schwerhörig“ und gut ist. Man muss auch selbst etwas tun, um es einem leichter zu machen.

Jemanden, der im Rollstuhl sitzt zu fragen: „Kann ich helfen?“, bringt meistens nichts. Sondern man muss fragen: „WIE kann ich helfen?“ Und schon ist leichter für beide…

Genauso fragen die Menschen uns: „Du hast doch jetzt schon Hörgeräte oder dein CI, Du musst doch wieder hören können?!“

Man muss die Leute aber aufklären über Schwerhörigkeit und Taubheit, damit sie wissen, WAS sie tun können, damit die Betroffenen auch am Leben teilnehmen können.

Ein erkranktes Innenohr kann nicht mehr ersetzt werden... aber wir können selbst was tun, um die Möglichkeiten, die heutzutage bei Schwerhörigkeit und Taubheit angeboten werden, zu nutzen.

Ich selbst hätte viel früher das rechte Ohr mit einem CI versorgen lassen sollen, denn die lange Zeit nur mit einem Ohr zu hören und dann auch noch immer schlechter mit der Zeit, war nicht richtig von mir, was man aber selbst immer zu spät bemerkt.

Nun bin ich sehr froh, dass ich wieder hören und verstehen kann und würde diese Operation immer wieder machen lassen.

Lieben Gruß

Rainer Chaloupka
September 2019