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Meine Erfahrungen mit dem Cochlea Implantat (CI)

Von Larissa

Vorab, ich habe eine längere Zeit überlegt, ob ich von meinen Erfahrungen berichten will, nicht weil ich Sie nicht teilen möchte, sondern einfach, weil es eine sehr nervenaufreibende Zeit für meine Familie und mich war. Letztendlich habe ich mich dann doch dafür entschieden meine Erfahrungen zu teilen.

Mein Name ist Larissa und ich bin mittlerweile 26 Jahre alt. Ich bin alleinerziehende Mama von einem tollem sechsjährigen Sohn. Mit ca. 20 Jahren war ich im 5. Monat schwanger. Ich wollte meinen damaligen Partner vom Flughafen abholen. Das war der Tag, der mein Leben von einem Moment auf den anderen plötzlich verändert hat.

Ich bin an diesem Tag ohnmächtig geworden und erlitt beidseitig einen Hörsturz. Ich lag auf dem Boden, bin halbwegs zu mir gekommen und sehe panische Gesichter über mir herumschwirren. Ich sah, dass sie mit mir sprachen, aber die Wörter kamen einfach nicht an und ich verfiel in Panik.

Im Krankenhaus angekommen gab es etliche Tests, das einzige was mich in diesem Moment interessiert hat, war mein kleiner Junge im Bauch. Der kleine Mann kam mit einem Schock davon. Dann kam - die für mich erschreckende – Diagnose: beidseitiger Hörsturz.

Dadurch, dass ich mich im fünften Schwangerschaftsmonat befand, fielen einige Tests weg (MRT, CT usw.). Ich wurde lokal am rechten Ohr operiert, um Flüssigkeit abzulassen.

Ich muss sagen, obwohl zum einen für mich die Welt zusammenbrach, war ich sehr dankbar für die tollen Ärzte und vor allem für die Krankenschwester, die mich betreut hat. Und glaubt mir, ich war echt verzweifelt, nichts hörend, erschwerte Kommunikation, schwanger. Also es war echt hart.

Es wurden etliche Hörtests gemacht, eine Hörversorgung mit einem Hörgerät (links) war nicht möglich, also riet man mir zur einem Cochlea Implantat, natürlich nach der Geburt.

Mir machte das Ganze natürlich Angst, ich sprach meine Ängste an, für mich war die „nicht hörende“ Welt Neuland. Ich war echt verzweifelt, was ist nach der Geburt? Wie höre ich mein Baby? Vor allem nachts... oder die Türklingel? Telefonieren?, Musik hören...

All die Alltagssituationen, die sonst nie eine Barriere dargestellt haben, waren für mich eine neue Herausforderung. Aber wie gesagt, ich hatte eine echt tolle Krankenschwester, die sich damit sehr gut auskannte und mich beruhigte, es gäbe Hilfsmittel, z.B. Blitzlichtwecker und andere. Sie konnte mir meine Angst natürlich nicht vollständig nehmen, aber sie hat mich sehr beruhigt. Danke dafür.

Nach den vielen Krankenhausaufenthalten habe ich mich um die Hilfsmittel und ein Hörgerät für das rechte Ohr gekümmert. Ich war begeistert, was heute alles so möglich ist.

Als mein Sohn ca. 11 Monate alt war, kam das Cochlea Implantat (CI) dazu. Ich war echt aufgeregt, wie es nach der Abheilung sein wird. Wie werde ich hören? Wie wird es klingen? Wird mein Alltag in der Ausbildung zu Sozialassistentin einfacher? Wie wird der Alltag mit Kind? Immerhin bin fast ein Jahr fast „taub“ durch das Leben gegangen.

Endlich war es soweit, ich bekam mein CI. Ich weiß noch sehr genau, welch emotionales Chaos in mir vorging. Mir liefen die Tränen, als ich das erste Mal seit langer Zeit wieder ein Glas klirren hören konnte. Es war unglaublich.

Die erste Zeit mit dem CI fiel mir schwer, denn auf einmal war alles so laut, viele Geräusche konnte ich gar nicht mehr zuordnen.

Sechs Jahre nach dem Hörsturz

Heute bin ich 26 Jahre alt und könnte nicht glücklicher sein, mich für die Versorgung mit einem Cochlea Implantat entschieden zu haben. Ich durfte die ersten Worte von meinem Sohn hören. Ich habe damals die Ausbildung zur Sozialassistentin bestanden. Und befinde mich derzeit in meinen Abschlussprüfungen zur Erzieherin.

Ohne meine Hörversorgung wäre gar nicht daran zu denken gewesen. Es war ein schwerer Weg, Die Sprache neu hören zu lernen, im Unterricht mit 23 Leuten in einem Raum zu sitzen. Aber dank meinen „Babys“ in den Ohren und meinen Hilfsmitteln ist es heute für mich möglich. Es hat mir meinen Alltag sehr erleichtert. Ich kann wieder Musik hören, Fernsehen (nur mit Untertitel) schauen und vereinzelt auch telefonieren.

Liebe Grüße von
Larissa
April 2021