Wellness at the Office
Von Trockensaunen und Hamburgs ältestem Dorf
Von Claudia L.
So, hier bin ich wieder… der immer noch überbezahlte und unterbeschäftigte Westerwälder Basaltbrocken… teilzeitgeparkt, behindert (Ich darf das!) und neugierig auf euch.
Bei dem Wetter liegt es nahe, ein wenig Urlaubsfeeling zu verbreiten. Gut, Balkonien steht sicher auch dieses Jahr auf der Hitliste ganz oben, umso schöner, wenn die Basalttante nicht nur von den hier im Übermaß vorhandenen gesundheitsfördernden gebrannten Tröpfchen berichtet (Die Winter sind ja bekanntlich kalt und lang hier…), sondern auch noch ein paar Bröckchen bezüglich der Palette der Wellnessmöglichkeiten am Arbeitsplatz einwirft.
Nun klingt die Kombi ja für viele schon ganz schön schräg, Wellness – Arbeitsplatz – Wiedereingliederung -Chefs… Paralleluniversen, die diametral auseinanderstreben und höchstens durch schwarze Löcher in Verbindung treten. Aber nein! Weit gefehlt… ich bin angetreten, ein Exempel zu statuieren… einer muss den Job ja machen und den Advocatus diaboli geben.
Jetzt stelle mer unsma janz dumm: Wat is en Wellness …im Shopping-deluxe-Alltag, alles ist käuflich, je mehr desto pleasing…? Als Jäger und Sammler in diversen „Das- brauchst- du - alles- Geschäften“ schreien einen Dinge an, nach deren Verwendung du wahrscheinlich aus einem Jungbrunnen steigst, schön wie Helena, fit wie der Duracel-Hase, entspannt wie der Dalai Lama nach einem Zehn-Gänge-Menü und überhaupt und sowieso crunchyknackig auf Wolke 7… natürlich nur, wenn du an übersinnliche Phänomene glaubst, alle anderen haben Portemonnaie leeer. Mineralwasser, Socken, Müsli- gebt den Dingen ein Zuhause, glaubt an Wunder und folgt dem Trend!
Kann man natürlich schwach werden- muss man aber nicht. Viel wichtiger als der käufliche ist doch der Umgang mit dem täglichen Wahnsinn, für manche Job, Affenzirkus, Arbeit or Alptraum, Brutstätte des Herzinfarktes, bezahltes Hobby… für mich meine geliebte Anstalt. Und da wird`s doch eigentlich spannend, wenn`s um die Frage geht, wie well fühle ich mich… mit meinen CI… mang der Normalis?
Ja, das wird `n fundamentales Love-Bombing heute, gegen den Stream, gegen den Mainstream… weil sie es wert sind, die Spa-Verantwortlichen…die da hocken und brüten und denken… und die die Quadratur des Kreises versuchen, so gut sie können. Und jetzt sind wir schon mitten drin im Thema, denn ich berichte heute aus meinem persönlichen Wellnesstempel, ganz exklusiv und unzensiert. Ich kam im Dezember mit banger Buxe, wie ihr wisst, es war arschkalt wie es sich gehört im Westerwald, im Wellnessressort an. Wie das so ist, bei allen ersten Malen im Leben, drei totgesagte Schmetterlinge im Bauch, Hummeln im Hintern, Hände so klebrig wie ein alter Handkäs` und keinen Plan, ob der Plan, den es nicht gibt, auch funktioniert. Als Zusatzverstärker, Händchenhalter und Lebensversicherung hatte ich Begleitung vom Fachdienst für Hörgeschädigte mit an Bord… und dann checkten wir zwei Beiden ein… der Raum war bekannt, die Spa-Betreiber ebenso, nur der Ablauf und die Frage der Bekömmlichkeit lagen im Dunkel des Ruheraumes. Herzschlag so schnell wie die Flügelschläge eines Kolibris, Pokerface… jahrelanger Übung sei Dank.
Wie das so ist in einem guten Ressort, gab es ein kleines Vorgeplänkel, Käffchen, Smalltalk. „Komm klar Mädel, du bist kein junger Hüpfer mehr- eisgehärtet-rostfrei-Wilkinson Sword“- mein Mantra. In der Tat, Kinderkriegen hat nachhaltigen Nutzen, das Wegatmen klappte perfekt. Und dann saß ich dem „am Wasser gelegenen“ ältesten Dorf Hamburgs gegenüber…meinem Kollegen und Chef… und er machte seinem Namen alle Ehre. Plötzlich war da der Flow…, das Comimg-home-Feeling, irre und so nicht erwartbar. Ich war nicht mehr am Tresen zur Anmeldung, ich sank ganz tief und langsam in meine persönliche Badewanne mit Schaum bis fast zum Firmament. Es war unglaublich. Ich kam mit keiner Idee, wie ich ohne Technik und Raum eine Sekunde überleben könnte, ich hatte allenfalls Survivalstrategien, was ich in den kommenden Wochen machen wollen würde. „Ep“ selbst war im beruflichen Umgang mit `ner Tauben auch ein Greenhorn. So saßen wir drei, keine Ahnung von der Richtung des „new way, new life“ und den Kopf doch voller Pläne. Meine Wünsche, die nur so heraussprudelten, wurden angenommen, ich wurde angenommen, die Dinge verloren ihre unnötige Schwere, ein getanzter Dialog.
So begann ich, mir meinen Stundenplan selbst zu klöppeln, völlige Freiheit und Entscheidungsgewalt, was tut mir gut in der entsprechenden Situation. Ich begann und stellte mich in allen Klassen und bei allen Kollegen vor, teilweise ein Home-run, ich kannte sie noch als Dreikäsehochs, inklusive Loch im Bauch wegen der kindlichen wunderbaren Neugier, Begrüßung in Gebärdensprache, die Technikbegeisterten erhielten eine Kurzeinweisung. Wie klingt das Ding? Was machst du im Schwimmbad? Gibt`s die auch in fancy Farben? Und schnell, ganz schnell war ich wieder drin…, das Schaumbad wurde nicht kälter, kam immer warmer Input hinzu. Und es bewahrheitete sich die Tatsache, für Kinder ist das alles easy-going, wenn man sie nah ranlässt, an das, was man ist, was man fühlt und auch an das, was einen kirre macht.
ICH BIN BEHINDERT- UND ICH DARF DAS SAGEN- SHOCKING!!!
So ging es los und zack, es funzte. Gesprächsregeln, Party im Raum, Videotrailer auf Festival-Lautstärke, Düsenjet-Stimmen der Kollegen und Mäppcheninhalte, die ihre Ausbreitung stringent und nach dem Prinzip der größtmöglichen Verteilung zelebrierten… da ist noch Luft nach oben, das ist quasi das Eisbecken in meinem Spa…, a little bit schmerzhaft, aber gehört dazu. Nach Wochen des „Erhörens“ jedes Raumes ging ich dann gezielt mit einigen Kollegen und Klassen mit, die Stundenzahl oblag noch immer meinem eigenen Ermessen, ich erhöhte aber kontinuierlich, da die Rogeranlage noch nicht mal Quark im Schaufenster war. Das Gefühl, überflüssig zu sein, verflog beinah sofort, zu sehr wollte ich wieder Rampensau sein. Besonderes Highlight, tauber Musiklehrer im Musikunterricht, Schroedingers Katze… ein Objekt kann sich gleichzeitig in unterschiedlichen Zuständen befinden… bin ich taub oder nicht oder was? Mein Kollege und ich wurden zum Dreamteam, ich erzählte und er soufflierte mir die Fragen der Kinder in mein CI, wenn die Mucke spielte, ging ich ins Off…Symbiose für Bio-Profis.
In guten Spas gibt`s nach dem Aufguss in der Sauna ein Hefeweizen, auf der Schaukel, an der frischen Luft…und der erste Schluck muss zischen, meine Schaukel stand da, wo ich sie haben wollte, in Bad Marienberg, prädestiniert als Luftkurort… inklusive Tablett mit dem vollen Glas und Massagegutschein.
Wer von euch kennt noch Robert Lembke? „Welches Schweind`l hätten`s gern?“ Oder anders, wie soll sie denn sein, die eierlegende Wollmilchsau, respektive die, die uns begleiten bei unserem Comeback, in diesem Fall meine beiden Chefs?
Ich hab lang überlegt. Zu einfach machen wir es uns zu oft, zu kritisch sehen wir die vermeintlichen Mankos, zu sehr in Schubladen sind wir verhaftet. Und… weil`s Spaß macht, hab ich Tante Google mal nach Werbesprüchen befragt. Ein Freund meinte ja, es gibt nichts, was man nicht findet dort- das halte ich für ein Gerücht, aber hier hat die Taube was gefunden…. „Engagement, auf das Sie zählen können!“ (West LB). Jaaa, das trifft den Nagel auf die Birne…zum einen ist da der „Großmeister der Kakteen“, Zweitwohnsitz in seiner Trockensauna im Garten, Sieger über jeden blühunwilligen Kaktus, Wissen to go dazu in zehn Sekunden on point, eine meiner zuverlässigsten Konstanten in den vergangenen zwei Jahren. Motto: Wenn du einmal traurig bis, schick ich dir`n Kaktusbild, und wenn du dann noch traurig bist, dann schick ich dir`n Kaktusbild, und wenn du DANN noch traurig bist… dann, ja dann schick ich noch die „Königin der Nacht“. Zum anderen der „Großmeister der Worte“, zweite Konstante in dieser langen Zeit, der im Fluss ist zu jeder Tageszeit und zugewandt ohne jede Attitüde, der die Verbandsgemeinde wegen meines Raumes x plus Null mit ins Boot geholt hat und Vertrauen darauf, dass ich das gemanagt bekomme, wie Kamelle verstreut. Und bald wird der nächste Schritt in Angriff genommen, eigener Unterricht mit Anlage im eigenen Raum, kleinstes Ritzel erstmal, mit Absprachen und dem Gefühl: „Wir schaffen das.“ Unkompliziert waren beide in der Zeit des Neubeginns und das hat`s mir mehr als leicht gemacht, das Day-Spa zu genießen, finale Hymne:
Back in black
I hit the sack
I've been too long, I'm glad to be back
Yes, I'm let loose
From the noose
That's kept me hanging about
I've been looking at the sky
'Cause it's gettin' me high
Forget the hearse 'cause I never die
I got nine lives …
Was sind denn nun gute Chefs? Was sie nicht sind, fällt uns oft leichter zu formulieren. Was man nicht will, weiß man schneller. Und ganz im Vertrauen…, wir gehen mit unserer Kritik oft nicht zimperlich um. Ich kann nur für meine Spa-Betreiber sprechen. Ein exemplarisches Beispiel, wie´s sein kann, wenn´s sein darf, wie es sein soll. Ohne Anspruch darauf, dass es für andere auch passt.
Ein Chef ist ein Chef ist ein Chef…, souverän, vorausschauend, empathisch, klar, strukturiert, Grenzen setzend, ein Korrektiv, loyal, fordernd und fördernd, das ist mir wichtig.
Ich will euch Mut mitgeben, es kann klappen, es kann richtig geil werden, mit Kamelle, Blasmusik und Feuerwerk. Und es gibt sie, die Wellnesstempel, in denen Arbeit natürlich Arbeit ist, keine Frage, in denen aber auch am bescheidensten Tag ein klitzekleines Glücksgefühl mitschwebt…gemessen in der Einheit der Größe eines Kolibris.
Nu bin ich feddisch , aber es wäre toll, wenn ihr schreibt, was ist euch wichtig für euren Gang zurück in den Alltag im Beruf? Wie soll sie sein, die eierlegende Wollmilchsau? Welches Schweind´l…;-)))?
Denn das find ich wichtig, Austausch und das Gefühl, verbunden zu sein, in einer Community, ehrlich und ohne Theaterschminke. Lasst mal hören…, vielleicht finden sich ja noch mehr Mutmach- Geschichten. Ich würd´ mich freuen.
P.S. Die gesundheitsfördernden Tröpfchen sind nicht vergessen
Hui Wäller euer Basaltbrocken
Claudia