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Meine Hörreise und mein Weg zur Normalität :-)

Von Bianca

Hallo, mein Name ist Bianca und ich trage rechts ein Cochlea Implantat (CI) und links ein Hörgerät.

Durch meine Grunderkrankung, Morbus Menière beidseits, bin ich rechts komplett ertaubt und links leide ich an einer an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit. Im Oktober 2023 wurde ich in der Uniklinik Tübingen rechts mit einem Nucleus 8 implantiert.

Die Voruntersuchungen in der Uniklinik Tübingen verliefen alle reibungslos und ich konnte meine Fragen stellen, die mir wichtig waren. Da ich am Ohrkongress teilgenommen habe, operierte mich Professor Dr. Lenarz aus Hannover und die OP wurde live in den Hörsaal übertragen. Die Operation an sich ist sehr gut verlaufen.

Im Laufe des Vormittags wurde ich von der Station in den OP gefahren, gegen Nachmittag war ich wieder zurück auf dem Zimmer mit einem Ohrdruckverband. Alleine aufstehen ging leider noch nicht, da ich sehr unter Schwindel litt. Der Schwindel hielt bei mir knappe zwei Wochen an. Da ich etwas Flüssigkeit unter der Kopfhaut hatte, wurde ich noch für ein paar Tage antibiotisch behandelt und der Druckverband wurde noch mal etwas fester gemacht. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Nach ein paar Tagen wurde ich entlassen, die Wunde wurde hinterm Ohr nur geklebt. Somit mussten auch keine Fäden gezogen werden. Die Nachsorge übernahm mein HNO-Arzt vor Ort.

Die Anpassung des Sprachprozessors erfolgte fünf Wochen nach der OP in der Uniklinik Tübingen. Anfangs nahm ich nur komische Geräusche wahr. Verstehen war leider noch nicht möglich. Nun folgten wöchentliche Anpassungen in der Uniklinik Tübingen, was für mich immer 1,5 Stunden Autofahrt bedeutete. Leider war auch da das Sprachverstehen noch nicht ausreichend. Ich habe mich für eine stationäre Rehabilitation entschieden, statt einer ambulanten, die sich über längere Zeit hinziehen würde.

Im Februar startete dann meine stationäre Rehabilitation in Bad Berleburg. Da ich in dieser Klinik schon einmal war wegen meiner Grunderkrankung Morbus Menière, wusste ich, dass ich dort gut aufgehoben bin.

In der Rehabilitation hatte ich tägliches Höreinzeltraining, mehrere Anpassungen, Psychotherapie, Gleichgewichtstraining, Musiktherapie, Audiotherapie einzeln und in der
Gruppe, Sportprogramm. Alle Therapeuten sind unglaublich engagiert und empathisch. Ich habe mich wirklich sehr wohl gefühlt und auch Erfolge erzählt. Durch das tägliche Training und die immer wiederkehrenden Anpassungen konnte tatsächlich schon ein Sprachverständnis rausgeholt werden. Leider noch nicht so, wie ich es mir wünschen würde aber aller Anfang ist schwer. Und wie heißt es so schön… Üben, üben, üben, üben. ! Ich habe den Therapeuten und den Ärzten dort in der Rehaklinik Bad Berleburg sehr sehr viel zu verdanken und kann es wirklich nur weiterempfehlen.

Momentan bin ich in der Hörgeräte-Anpassung links, da ich dort auch an an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit leide. Nachdem ich jetzt dort ein neues Hörgerät bekomme (Re Sound) und dies kompatibel mit dem Cochlea Implantat ist, bleibt es spannend.

Momentan ist alles noch sehr anstrengend, laut, verzerrt, nach Micky Maus und Roboter klingend. Ich muss mich wohl noch etwas in Geduld üben. Da ich selber in einer Arztpraxis arbeite, ist es manchmal sehr schwierig, stressige Situationen zu bewältigen. Alles was mit vielen Menschen, Lautstärke, telefonieren, und so weiter zu tun hat, ist für mich derzeit nicht möglich. Da gerate ich leider schnell in den Hörstress.

Weitere Einstellungen erfolgen derzeit über meinen Hörakustiker, der Gott sei Dank, Hörgerät und Cochlea Implantat gleichzeitig einstellen kann.

Zurückblickend auf meine Hörreise, bin ich dankbar über das, was mir ermöglicht wurde. Ich würde es jederzeit wieder machen. Nachdem ich weiß, dass die linke Seite irgendwann auch nachziehen wird, ist für mich klar, dass ich mich auch für die linke Seite für Cochlea Implantat entscheiden werde. Alles in allem ist es kein leichter Weg, aber auch wenn ich nur langsam das Ziel erreiche, wird alles gut werden :-).

Bianca
Juni 2024