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Meine Geschichte zum und mit dem Cochlea Implantat

Von Steffi Müller

Mein Name ist Steffi, ich bin 44 Jahre alt. Ich bekam mit 28 Jahren Meningitis und ertaubte dadurch beidseitig von heute auf morgen.

Alles begann im September 2007 als ich beruflich nach Frankfurt/Main musste. Schon der Sonntag war überschattet mit Kopf- und Gliederschmerzen, ich dachte mir nur, na ja wird wohl eine Erkältung sein. Die Zugfahrt nach Frankfurt wurde schon zur Qual, weil die Schmerzen immer stärker wurden, was ich so überhaupt nicht von mir kannte.

Im Hotel angekommen, sagte ich zu meinen Kolleginnen, dass ich mich nicht wohl fühle und ging heiß duschen und dann ins Bett. Ich schlief sofort ein. Als ich den Montag dann mit den Kolleginnen zur Arbeit wollte, ging es mir noch nicht besser und ich blieb auf dem Zimmer. Ich bat die Kolleginnen mir Paracetamol mitzubringen, so dass es mir hoffentlich bald besser ging.

Als sie abends dann ins Hotel kamen und mir die Tabletten gaben, hätte ich die ganze Packung zu mir nehmen können, leider halfen sie mir nicht. Ich fühlte mich eher schlechter als besser.

Die Nacht vom Montag auf Dienstag musste ich dann, für mich sehr ungewöhnlich, auf die Toilette. Als ich dann die Toilettenspülung betätigt hatte, hörte ich nichts. Erst dachte ich: „Mmh, na ja bist noch etwas verpeilt“, weil nachts aufs Klo und so, also ging ich zum Waschbecken drehte den Hahn auf und auch da war kein Rauschen des Wassers zu hören.

Total verwirrt ging ich in mein Zimmer und machte Geräusche auf dem Nachttisch.  Meine Zimmernachbarin wurde dadurch wach. Schaute mich komisch an und ich sagte einfach nur: „Hol bitte den Arzt, ich höre nichts mehr".

Kurz darauf kamen dann die Sanitäter, fragten mich wirres Zeug und ich verstand kein Wort, dann kam ich ins Krankenhaus und wurde dort untersucht. Immer noch hörte ich nichts und ich dachte mir: „Was ist das nur?“. Ich fühlte mich so hilflos und wie in einem schlechten Traum.

Sie gaben mir dann eine Infusion, kurz darauf musste ich mich übergeben und da keiner im Zimmer war und ich nur den Mülleimer vor mir stehen sah, ließ ich mich von der Liege fallen, um dann in den Mülleimer spucken zu können.

Ich muss solch ein Krach gemacht haben, da standen gleich ein paar Leute um mich herum.  Sie halfen mir auf die Liege und von dem Moment an weiß ich nichts mehr. Irgendwann an Tag X wachte ich auf Intensivstation auf. Alle Ärzte und Schwestern kamen in Schutzkleidung ins Zimmer, und das auch noch ein paar Tage lang. Mir wurde dann schriftlich mitgeteilt, dass ich wohl Meningitis habe und deswegen auf Intensivstation liege, mein Gehör war nach wie vor aber weg.

In diesem Krankenhaus in Frankfurt lag ich noch eine Weile, hier bekam ich aber nicht die erhoffte Hilfe. Also ließ ich mir dann die Entlassungspapiere fertig machen.

Die Infusionen, welche ich im Krankenhaus bekam, sollte ich dann in Tablettenform zu Hause weiter nehmen. Zu Hause angekommen ging es den nächsten Tag zum HNO, welcher mir dann sagte, bzw. er schrieb es auf, dass es die Möglichkeit der Operation gäbe, um mir zu helfen.

Ich bekam eine Überweisung nach Halberstadt. In Halberstadt angekommen, wurde ich auf Herz und Nieren untersucht. Hier gaben mir die Ärzte gleich den Strohhalm, welchen ich gebraucht habe.

Der Arzt, welcher mich auf dem Gang abfing, legte die Hand auf meine linke Schulter und sagte: „Bekommen wir wieder hin". Dieser Satz tat so gut und die Hoffnung war sehr groß, dass alles gut wird.

Am 06.11.2007 dann die Operation beidseitig, am 21.12.2007 dann die Prothese an die Ohren. Mein bisher bestes Weihnachtsgeschenk, was ich bekam.

Meine Hörreise begann aufs Neue. Anfangs war es sehr blechern, Micky Maus, und ich konnte weder Mann noch Frau von der Stimmlage unterscheiden. Allerdings war mir selbst das irgendwie egal, da ich ja wieder gehört habe, zwar nicht so wie vorher, aber in dem Moment war es mir echt egal.

Nach viel Reha und auch durch meine positive Einstellung zu meinem Handicap, lernte ich sehr gut und schnell. Mein Alltag war anfangs sehr schwer, da ich ja nicht alles verstanden hatte. Da es aber immer besser wurde mit jeder Reha und den Einstellungen, bekam ich immer mehr ein besseres Hören. Sicherlich ist es nicht mehr das, was es mal war, aber das was ich hören möchte, höre ich und was nicht, eben nicht.

Selbst bei meinem jetzigen Job als Kundenberaterin bei einem Stadtwerk beeinträchtigt mein Handicap nur minimal. Schön ist, wenn mich was nervt, kann ich mich einfach „abschalten“ und nachts habe ich den schönsten Schlaf.😇

Steffi Müller
Juni 2024