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Mit dem Sprachprozessor Kanso in der Luft

Von Volker Schläfer

Wegen Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr und Taubheit infolge von Tinnitus und Hörsturz auf dem rechten Ohr bin ich seit 2017 bimodal versorgt mit einem Hörgerät und einem Cochlea Implantat (CI). Implantiert wurde ich im Sommer 2017 im Klinikum Ludwigshafen und entschied mich damals, nach Beratung in der Phoniatrie und Pädaudiologie für den Nucleus Soundprozessor Kanso.

Jetzt im August 2024 buchte ich eine Flugreise von Frankfurt nach Helsinki zum Besuch einer dort stattfindenden Familienfeier. Vorweg: ich bin kein „Urlauber“ und so war das nach vielen Jahren wieder die erste Auslandsreise und insbesondere wieder nach langer, langer Zeit, eine Flugreise für mich. Dementsprechend habe ich mich vorweg nach der Buchung sorgfältig und genau auf die notwendigen Schritte für den Hin- und Rückflug sachkundig gemacht; besonders natürlich, was ich als Träger eines Cochlea Implantates beachten muss.

Dafür habe ich einmal bei Michael Schwaninger nachgefragt und auch eine Auskunft vom Kundenservice beim Flughafen Frankfurt eingeholt. Erste „Entwarnung“ kam von beiden Kontaktstellen mit dem Hinweis „wenig zu beachten“.

Um sicher zu gehen, (ich war halt Beamter, ohne Flugpraxis, älterer Herr und schlecht hörend), habe ich dann nach Ankunft am Flughafen die Service-Damen angesprochen, auch bei der Aufgabe des Koffers nachgefragt und mich vor dem Check-in mit der Handgepäck- und Personenkontrolle nochmals vergewissert: Was muss ich beachten, wo und wann muss ich was melden vor der Schleuse?

Und, ich kann sagen, es war dann relativ einfach, so wie von Herrn Schwaninger und der Flughafenauskunft schon angedeutet: Meinen Patientenausweis bereithaltend, deutete ich kurz mit der Hand an den Kopf und an das Kanso hinter dem Ohr; schon nickte der Servicemitarbeiter, öffnete die kleine Sperre neben der Schleuse, ließ mich eintreten, tastete mich kurz ab und ließ mich dann mit einem O.K. weitergehen in den Wartebereich für den Abflug.

In Helsinki, etwas schwieriger mit Finnisch/Englisch, im Prinzip aber wieder das gleiche Prozedere. Vor der Sicherheitsschleuse von mir ein Handzeichen an den Kopf hinter das Ohr und danach sofortiger Einlass neben der Schleuse, dann Personenkontrolle, diesmal aber Schuhe, Gürtel und Handy in einen Korb ablegen, zusammen mit meinem Handgepäck, einem Cochlear-Rucksack.

Nur am Rande vermerkt: einige Mitreisende beobachteten diese „Sonderbehandlung“ interessiert nach dem Motto: Wer ist denn das, ist da was besonderes mit dem?

Hilfreich auch der Vorweghinweis des Airport-Service, dass ich meine Akku-Ladestation und die Ersatzbatterien für das Hörgerät in mein Handgepäck packen soll, für den Fall, dass das Reisegepäck verspätet eintreffen würde.

Auf der Reise habe ich drei CI-Träger gesehen, mit einem kurz gesprochen. Was aber immer wieder interessant ist, das ist aber auch zu Hause, im Alltag, bei Veranstaltungen oder bei offiziellen Anlässen so, wo ich ab und zu auch mal als Redner vor Publikum stehe; dass Menschen kurz zweimal schauen, einige auch sich „trauen“ zu fragen, „Was ist das hinter ihrem Ohr, zum telefonieren, Musik hören, oder für was?“ Einige sagen dann auch: „Habe ich schon gehört, kenne jemanden, der auch implantiert wurde, aber meistens mit der Zuleitung an das Ohr“; der Kanso ist weniger verbreitet und bekannt.

Üblicherweise habe ich keine Safety-line an meinem Kanso befestigt; bei der Flugreise und beim Aufenthalt in Finnland (fremdes Gelände, fremde Menschen) habe ich zu Reisebeginn die (fast unsichtbare) Sicherheitsschnur angebracht und auch während der gesamten Reise verwendet.

Fazit: Flugreise ohne Probleme; einfach früh und offen mit der Hörbehinderung umgehen (gilt übrigens auch sonst im Alltag für uns CI-Träger insgesamt).

August 2024
Volker Schläfer
82 Jahre, Oberamtsrat a.D.
67112 Mutterstadt