Busse fahren mit Cochlea Implantat (CI)? Ja klar!
Von Jasmin Treml
Mein Name ist Jasmin und bin 23 Jahre alt, von Beruf bin ich Busfahrerin.
Man vermutete bei mir, dass ich von Geburt an schon schwerhörig war und ich bekam mit fünf Jahren meine ersten Hörgeräte. Dies hielt sich bis Ende Juni/ Anfang Juli 2024. Damals begann ich plötzlich blechern zu hören. An einem Samstag bekam ich dann noch einen Schwindel hinzu.
Abends fuhren wir in die später implantierende Klinik. Man vermutete dahinter einen Hörsturz. Ich bekam also wie üblich Kortison für den Sonntag. An dem folgenden Montag stellte ich nach dem Aufwachen fest, dass mein linkes Ohr irgendwie komisch ist. Es war taub, als hätte man einen Schalter umgelegt. Ich fuhr also zu meiner HNO-Ärztin, die einen Hörtest machte und feststellte, dass es tatsächlich taub war. Ich sollte eine Infusionstherapie machen, die das Ganze leider nicht verbesserte und ich nach ca. 1,5 Wochen nun endgültig taub war.
Die Uniklinik, bei der ich bereits wegen der Schwerhörigkeit bekannt war, machte weitere Tests. Sie meinten, ich wäre ein Simulant. Ich soll noch drei Monate warten, bis ich die CI-OP machen könnte, wenn es sich nicht erholt.
Ich konnte natürlich meinen Beruf nicht mehr ausüben in dieser Zeit. Anfang September 2024 wurden die Abschlusstests gemacht, da wirklich kein bisschen mehr zurückkam. Ganz im Gegenteil mein Restgehör rechts ab 120 dB war nun endgültig weg.
Ich spiele seit vier Jahren Airsoft. Ich habe es nie aufgegeben und führte dieses Hobby weiterhin fort. Die Kommunikation lief dann übers Handy und keiner beschwerte sich, da man manche Treffer eben nur hört aber nicht spürt. Die Spielleitung wusste immer Bescheid und auch mit den Mitspielern gab es keine Probleme. Eher waren sie fasziniert, dass man auch ohne Ohren spielen kann. Man braucht nicht immer seine Ohren, um am Leben teilhaben zu können.
Am 24. September 2024 wurde ich dann endlich beidseitig versorgt und die OP verlief sehr gut. Kein Schwindel oder ähnliche Symptome. Nach fünf Tagen wurde ich entlassen und auch die Heilung verlief vorbildlich. Mir wurde mitgeteilt, dass ich meinen Beruf erst nach ca. 3-12 Monaten wieder aufnehmen kann. Dies demotivierte natürlich etwas, aber aufgeben ist keine Option gewesen.
Am 24. Oktober 2024 wurde die Erstanpassung vorgenommen und anfangs war ich enttäuscht, weil alles rauschte und nicht wirklich zu identifizieren war. Ca. 30 Minuten nach der Anpassung konnte ich meinen Mann verstehen und erschreckte mich bei jedem Geräusch. Nun hieß es üben, üben, üben.
Zwei Wochen später sagte ich zu meinem Mann, dass ich einen Termin bei einem Betriebsarzt brauche, der mir sagt, ob ich nun endlich wieder arbeiten darf oder noch weiter üben muss.
Klar telefonieren ging nicht und es war auch noch nicht daran zu denken. Er setzte sich mit meiner Firma in Verbindung und sprach anschließend mit dem Arzt. Am nächsten Tag ging also das Schwitzen los. Es wurden Hörtests gemacht und ich habe anschließend mit dem Arzt gesprochen, der mir die ersehnte Freigabe gab. Er meinte, ein besseres Training gibt es nicht, als wieder zu fahren. Juhuuu, ich darf endlich wieder.
Nun hieß es also, sich auf eine völlig unbekannte Situation einstellen. In diesem Unternehmen ist telefonieren das Wichtigste und mir wurde mitgeteilt, dass es nicht ohne geht. Ich fuhr alles so wie vor der Ertaubung und dann passierte das Schlimmste. Ich wurde teils 5mal am Tag angerufen und mein Mann kann ja nicht 24/7 neben mir sein und übernehmen. Schnell wurde klar, dass ich aus dieser Firma raus muss.
Ich fing also bei meinem Mann in der Firma an, da er auch Fahrer ist und der Chef wusste schon vorher Bescheid was kommt. Es läuft alles wie geplant, doch eines Tages rief er mich versehentlich an und vergas es. Ich teilte ihm mit, dass er es mir doch bitte schreiben soll. Dies tat er auch zum Glück und die Kommunikation draußen läuft trotzdem. Nur sieben Wochen nach der Erstanpassung bin ich nun in der Lage wieder kurze Telefonate führen zu können.
Mein Mann hat mich die ganze Zeit mega lieb und tatkräftig unterstützt, so dass ich ihm einiges zu verdanken habe.
Jasmin Treml
Januar 2025