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CI-Frischling auf (Hör-)Reise

Von Regina

Mein Name ist Regina (58) und meine Hörreise begann 2019 nach einem Hörsturz beidseitig. Mein Hörvermögen verschlechterte sich von da an stetig auf beiden Ohren, rechts deutlich stärker, der Tinnitus ist seitdem 24/7 beidseitig mein ständiger Begleiter.

Ende 2021 bekam ich Hörgeräte. Irgendwann kam noch Schwindel dazu und nach einiger Zeit dann Gleichgewichtsstörungen. Dazwischen war es immer wieder ein Wechselbad der Gefühle. Im Sommer 2023 riet mir mein Akustiker mich langsam mit einem Cochlea Implantat (CI) zu beschäftigen, da das Hörgerät am rechten Ohr an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit kam. Den Termin an der Uni habe ich umgehend angefragt – was hatte ich für eine Alternative? Ich wollte HÖREN!

Nach der Implantatsberatung an der Uni, vielen Tests und Untersuchungen, war am 10. Februar 2025 die Besprechung zur OP-Planung. Hier erfuhr ich, dass die Chancen für eine erfolgreiche Implantation nicht gut waren und diese deshalb möglichst schnell erfolgen sollte.

Meine Cochlea rechts war lt. CT schon stark verknöchert. Gefühlschaos – kein Plan B falls die OP nicht klappt. Am linken Ohr haben die Ärzte auch eine beginnende Verknöcherung gesehen, deshalb sollte dieses auch baldmöglichst operiert werden.

Mein Plan war eigentlich, dass ich am linken Ohr noch eine längere Zeit mit Hörgerät leben kann. Wenn ich inzwischen auch nicht mehr viel höre ohne mein Hörgerät, so habe ich doch das Gefühl, dadurch in der hörenden Welt daheim zu sein. Was also, wenn es an beiden Ohren nicht funktionieren sollte…

Am 25. Februar – dem internationalen Tag des Cochlea Implantats - wurde ich erfolgreich links operiert, alle Elektroden haben funktioniert. Zwei Tage später durfte ich heim. Ich hatte keine Schmerzen und es wurden auch keine Haare für die OP wegrasiert. Das hatte ich mir alles schwieriger vorgestellt.

Auf die Erstanpassung, drei Wochen später, war ich sehr gespannt: Wie sich alles anhören wird, verstehe ich schon etwas? Die Geräusche klangen metallisch und die Stimme der Audiologin klang nicht natürlich, aber ich konnte einzelne Worte verstehen, das war schon sehr motivierend.

So vieles ist bei meiner Hörreise schlecht gelaufen, endlich hatte ich mal wieder positive Erlebnisse. Leider haben sich etwa drei Wochen nach der OP-Schwindel und Gleichgewichtsstörungen wieder eingefunden. Da hatte ich mich zu früh gefreut.

Inzwischen habe ich den ersten Flug mit CI überstanden, die Nervosität war umsonst, es gab keinen Alarm bei der Personenkontrolle und meinen CI-Ausweis hatte ich ja auch parat.

Ich trage daheim oft nur das CI, ohne Hörgerät, damit mein Gehirn vertraute Geräusche speichert, ich übe viel mit meiner App und höre täglich die langsam gesprochenen Nachrichten, von denen ich den Großteil gut verstehe.

Musik ist noch nicht so toll. Aber ich höre mit dem CI Töne in Bereichen, die ich länger nicht mehr hören konnte und teilweise vergesse hatte, das sind dann unbeschreibliche Gefühle.

In Gesprächen empfinde ich das CI aktuell eher stressig, weil rechts dann meist nur Geräuschbrei oder Rauschen ankommt. Mein Gehirn muss definitiv noch lernen, die unterschiedlichen Hörsysteme zu verbinden, ich hoffe, das schafft es.

Die Reise bleibt spannend.

Regina
April 2025