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Mein langer Weg zu besserem Hören

Von Siegfried Joschko

Ich bin 64 Jahre alt und seit 2020 links und 2021 rechts mit Cochlea Implantaten (CI) von Cochlear versorgt.

Ich habe bis zu meinem vierzigsten Geburtstag ein normales Leben geführt. Dann kam schleichend der Hörverlust zu mir. Immer öfter musste ich nachfragen bei Unterhaltungen, auch da wollte ich es nicht wahrhaben, dass es an meinem Gehör lag. Meine Umgebung (Familie, Arbeitskollegen und Freunde) haben gesagt, dass ich doch mal zum HNO-Arzt gehen soll. Ich habe es aber ziemlich lange abgelehnt…….. und bin dann letztlich doch hin.

Mit 43 Jahren bekam ich das erste Hörgerät auf der linken Seite, mit 45 das zweite Hörgerät auf der rechten Seite. Alle paar Monate musste ich zur Anpassung……. mein Hören wurde aber nicht wirklich besser.

Alle sechs Jahre bekam ich neue Hörgeräte, immer stärkere und wieder Anpassung auf Anpassung. An der Arbeit und im Privatleben wurde ich immer stiller.

Jede Feier, Versammlung und Veranstaltung wurden zur Qual. Meine Kommunikationsfähigkeit hat sich so verändert, dass ich kaum ein vernünftiges Gespräch führen konnte.

Theater und Kino habe ich jahrelang nicht besucht, ich habe ja eh nichts verstanden. 2015 bin ich dann durch Vermittlung durch die Arbeitsmedizin an meiner Arbeit zu einem Psychologen gegangen.

Nach 1,5 Jahren und 50 Sitzungen ist mir dann eine Reha in Bad Berleburg genehmigt worden. Dort hatte ich die ersten Kontakte mit anderen CI-Trägern.

Es hat dann noch einmal drei Jahre gedauert, bis mein Leiden ein Ende hatte und ich das erste CI bekam.😣

Nach der ersten Anpassung des Prozessors dachte ich, ich sitze in einem Blecheimer. Ich habe trotzdem das CI immer getragen, die andere Seite dazu mit Hörgerät. Nach sechs Monaten begann die Reha in Bad Nauheim, während der ich nur das CI getragen habe über insgesamt fünf Wochen.

Nach der Reha zu Hause habe ich dann auch das Hörgerät wieder getragen. Nach zwei Wochen ist mir dann durch einen dummen Zufall aufgefallen, dass ich nur mit CI besser höre als mit CI und Hörgerät zusammen. Ich hatte nämlich mein Hörgerät zeitweise verlegt und es abends bei den Nachrichten überraschend wieder gefunden. Mitten in der Sendung habe ich es angezogen und damit auf einmal viel weniger verstanden! Als ich es wieder ablegte, wurde es mit dem Verstehen sofort wieder besser!

Also habe ich das Hörgerät ab dann nicht mehr getragen. Aber nur mit einem CI war alles irgendwie nur halb………..🤔 Ich habe dann meine Ansprechperson in der operierenden Klinik angeschrieben, ob meine andere Seite (rechts) auch mit CI versorgt werden kann. Und so bin ich zu meinem zweiten CI gekommen.

Ich bin so froh, dass es diese Technik gibt, und es ist eine meiner  besten Entscheidungen in meinem Leben gewesen, die ich getroffen habe. In meiner Familie und an meiner Arbeit ist schnell aufgefallen, dass meine Kommunikationsfähigkeit sich rapide verbessert hat.

Ich gehe nun auch wieder gerne ins Kino und Theater, da ich wieder fast alles verstehe. Alles werde ich nie wieder verstehen, aber viel viel mehr als mit den Hörgeräten zuvor.

Seit knapp zwei Jahren gehe ich auch zu einer Selbsthilfegruppe hier in Kassel,
dort habe ich viele Sachen gelernt und konnte auch dem einen oder anderen Menschen helfen. Ich bin bereit immer und zu jeder Zeit mich mit Menschen auszutauschen. Sollte jemand Interesse haben, kann er oder sie mich gerne anschreiben.

Schöne Grüße aus Kassel

Siegfried Joschko 😎😎
Juni 2025