Mein Jakobsweg von Logrono nach Burgos
mit zwei CIs und zwei tollen Freunden
23. August bis 03. September 2018
Von Jürgen Bauer
Ich war dann mal auf dem Weg, dem Camino wie die Spanier sagen: Betonung auf dem „mino“ von Camino. Am meisten hörte man „Buen Camino“, Cochlear macht es möglich, denn damit kann ich dies hören!
Meine beiden Begleiter Werner und Dieter machten es mir möglich mit der Lufthansa nach Bilbao, dann nach Logrono im Rioja, dem bekannten Weingebiet im Norden Spaniens zu fliegen.
Zuerst ging es durch die 130.000 Einwohnerstadt Logrono am Ebro. An dem seit dem Mittelalter bekannten „camino frances“. In der Sakristei der Kathedrale gab es den ersten Stempel in den Pilgerpass, der nachweisen soll, welche Stationen bis zum Ziel in Santiago de Compostela „a pie“ d.h. zu Fuß zurückgelegt wurden.
Endlich bleibt die Stadt hinter uns, ein sehr gepflegter Park und ein Neubaugebiet, begleitet von Gleichgesinnten, mehr oder weniger bepackt. Zwischendurch Radpilger, mit und ohne E-Motor. Sogar eine kleine Gruppe Reiter strebte dem fernen Ziel in Galicien zu.
Die erste Überraschung kam nach wenigen Kilometer Wegstrecke auf uns zu. Ein Stausee mit kleinem Zulauf aus den Hügeln der Umgebung. Wir trauten unseren Augen nicht, hunderte von Fischen drängten sich im Wasser, Futter erwartend. Da ist wohl aus der guten Idee, ein paar Karpfen einen optimalen Lebensraum zu verschaffen, ein offensichtlich überbesetztes Biotop geworden, das aus dem Gleichgewicht zu gehen droht.
Der kleinen Gruppe spanischer Frauen schien dies kein Problem zu sein, ihr Problem war schnell gelöst, das Erinnerungsfoto gibt einen Eindruck ihrer Fröhlichkeit und Lebensfreude.
Der kleine Ort Navarrete ist seit Jahrhunderten eine Pilgerstation mit entsprechendem Angebot an Kirchen und damals sehr wichtigen Hospitälern. Heute wieder fest in Pilgerhand.
Bergauf und -ab, immer nach Westen auf geschotterten Staubwegen. Der Blick zurück lässt erkennen, wie weit wir heute gelaufen sind. Die Bergkulisse östlich Logrono liegt schon in respektabler Ferne.
Den Pilgerstempel in Najera bekommt man erst nach 17.00 Uhr, wenn das Diözesanmuseum seine Siesta beendet hat. Najera, der Ort zwischen den Felsen, wie ihn seine Gründer, die 711 nach Spanien gekommenen Mauren benannt haben.
Die nach dem Straßen- und Brückenbauer benannte Stadt Santo Domingo de la Calzada war unser nächstes Ziel. Der Weg führte durch klug bewässertes Bauernland, Reben, Oliven und Hopfen gedeihen trotz wochenlanger Zeit ohne Regen. Plötzlich verändert sich die Landschaft; ein neu angelegter 18 Loch Golfplatz, dazu eine Urbanisation, deren meisten Häuser das Schild „zu verkaufen“ am Fenster haben. Vor Santo Domingo steht an einer Mauer ein Pilgergedicht, das Mut macht, durchzuhalten.
In der Kathedrale kräht ein weißer Hahn, er erinnert an das Hühnerwunder, das auf eine angebliche Begebenheit im Mittelalter zurückführt. Am Altar der Schlosskirche von Winnenden ist dieses Wunder dargestellt. Dies war der Grund für die Städtepartnerschaft zwischen den beiden Städten. Davon profitierten wir, denn der Camerero der Bar am Ortseingang war Praktikant bei Kärcher in Winnenden und vermittelte uns eine Unterkunft am nächsten Etappenziel.
Eine weitere Besonderheit war der Ort Belorado. Eine neu hergerichtete Herberge am Hauptweg durch den Ort, sehr belebt, auch nachts.
Der nächste Tag führte uns in die Gänseberge, Montes de Oca. Nebel im Tal, der uns die Berge hinauf begleitete. San Juan de Ortega, ein weiterer Heiliger am Weg, der Brücken und Wege der Nachwelt hinterließ.
Burgos, eine Zentrale am Jakobsweg, erreichten wir entlang des Flusses Arlanzon. Eine gut gestaltete Flusslandschaft, die direkt in die Innenstadt führt.
Bei der Besichtigung der Kathedrale geschah ein neuzeitliches Wunder. Plötzlich war mein Magnet vom Sprachprozessor weg und das in dieser von unzähligen Besuchern überfüllten Kathedrale. Als ich es bemerkte, begann die an sich aussichtslose Suche.
Es war wieder mal der Hl. Antonius, der mir den Weg des Zufalls wies, über mir der Papamosca. Da lag auf mosaikgestaltetem Boden mein Magnet, niemand hätte es für möglich gehalten.
Auf dem Weg zum Kloster Las Huelgas ergab sich vor dem Monasterio San Juan (Hl. Johannes) eine zufällige Begegnung mit einem spanischen Leidensgenossen.
Er informierte sich ausführlich über die CI-Technik und erklärte, dass in Spanien in Madrid operiert wird, aber nicht von der Krankenkasse bezahlt wird und er kann sich die OP nicht leisten. Man sollte dankbar sein, dass es in Deutschland von der Kasse bezahlt wird.
Summa summarum, der Jakobsweg kann mit verständnisvollen Freunden auch mit zwei CI´s gelaufen werden.
Jürgen Bauer
Implantiert 2016 beidseitig mit Cochlear