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Guten Tag !

Ich möchte mich kurz vorstellen.

Mein Name ist Margarete Baganz. Jahrgang 1925.

Kurz erwähnen möchte ich, dass ich ein ausgezeichnetes Gehör hatte. Ich wurde während des Krieges eingezogen und tat als Funkerin meinen Dienst. Für diese Tätigkeit musste man bestens hören können und auch eine gute Konzentration haben.

Durch meine Heirat kam ich Ende 1945 nach Frankfurt. Es war die Zeit der Lebensmittelkarten. Irgendwann Anfang 1952 stand auch ich in der Schlange beim Einkauf. Mein Hintermann sagte, Ich möchte ihm bitte seinen Platz freihalten. Es dauerte noch eine Weile und der Verkäufer fragte mich, was ich möchte. Im selben Moment war mein Hintermann wieder da und tippte mir auf die Schulter und meldete sich zurück. Als ich mich umdrehte, muss ich den Kopf wohl etwas ruckartig gewendet haben. Jedenfalls mir war es dann komisch im Kopf. Als ich nach Hause kam, musste ich mich ins Bett legen, alles drehte sich um mich. Am anderen Tag ging es mir wieder besser. Aber in der folgenden Zeit merkte ich doch, mein Gehör wurde schlechter.

Besuche bei verschiedenen Fachärzten brachten nichts. Ich bekam ein Hörgerät. Dies seelisch zu verkraften war sehr schwer. Aber ich lebte und konnte hören.

Die Zeit verging, das Hören wurde schlechter, das Hörgerät wechselte von rechts nach links und und 1979 war ich von einer zur anderen Sekunde taub. Es war genau der 30. April 1979.

Die Ohrenärzte wussten nicht mehr weiter und ich kam in die HNO-Abteilung der Uni-Klinik Frankfurt/Main. Hier bekam ich Infusionen und ich konnte mit meinem Hörgerät wieder hören. Als ich dann im Frühjahr 1985 zur Massage ging, hat man wohl zu fest auf den Halswirbel gedrückt. Nach der zweiten Massage war mir dann gar nicht gut, mein Kopf war wie blöd. Ich ging dann nicht mehr zur Massage und schob das öfter auftretende Unwohlsein aufs Alter.

Im Urlaub im August 1985 war mir gar nicht so gut und eines Tages war ich taub. Wir fuhren nach Hause, am anderen Tag fuhren wir in die Uni-Klinik HNO-Abteilung und man behielt mich gleich da. Alle Versuche mit Infusionen und dergleichen blieben erfolglos. „Ich war taub".

In Hannover, Düren und Aachen wurden die Cochlea Implantationen schon gemacht. Frankfurt war noch nicht ganz so weit. Ich überlegte, sollte ich nach Hannover gehen, dort stand ich dann auf der Warteliste. Ich entschied mich zu warten, bis man in Frankfurt auch so weit ist. Und ich habe es nicht bereut.

Es dauerte noch 2 ½ Jahre, aber die Betreuung von der HNO-Abteilung war sehr gut. Herr Professor Dr. von Ilberg und auch Herr Dr. Desloovere (heute Herr Professor) waren für Fragen immer bereit und gaben jederzeit geduldig Auskunft. Ich fühlte mich gut aufgehoben und versorgt. Und dafür werde ich immer dankbar sein.

Ja, 2 ½ Jahre war ich taub. Diese Grabesstille war furchtbar. Mal war ich am Verzweifeln, mal war ich zufrieden, das Schicksal wollte es so.

Während der 2 ½ Jahre meiner Taubheit habe ich überhaupt nicht daran gedacht, mich bei schon Operierten zu informieren über Ihre Erfolge. Ich hätte es wohl auch nicht getan.

Als es im Dezember 1987 dann soweit war, dass man in Frankfurt diese Cochlea Operation machte und ich am 10.12.1987 operiert wurde und dann die erste Hörprobe war und ich verstand schon die ersten Worte, war ich der glücklichste Mensch. Diese Operation brachte mir mehr, als ich erhofft hatte.

Ich wollte hören, zu verlieren hatte ich nichts.

Am 13. Januar 1988 fand die erste Hörprobe statt, dabei waren Herr Prof. Desloovere, Herr Prof. Diller, Herr Prof. Klinke, Herr Corvinus und eine Dame, an die ich mich heute nicht mehr erinnere.

Ich hörte. Als dann am 27. Januar 1988 die Pressekonferenz stattfand, war ich anwesend und konnte schon einiges verstehen. Da auch das Fernsehen da war mit Holger Weinert, wurden im Mövenpick in Frankfurt Aufnahmen gemacht. Ein Video davon habe ich noch.

Da man im Laufe der Zeit sich noch besser eingewöhnt, war ich restlos glücklich.

Auch das Hörtraining in Friedberg verlief bestens. Herr Corvinus war mein Lehrer. Ich halte dieses Hörenlernen für sehr wichtig. Nach sechs Wochen Hörtraining war meine Zeit in Friedberg beendet.



Auch Erwähnen möchte ich noch, dass man für diese Zeit eine Familie, gute Freunde, kurz Menschen um sich hat, die helfen und Verständnis haben. Und das hatte ich, ich fühlte mich nie daneben, ich war, wo auch immer, ganz dabei. Und das ist die beste Hilfe, es belebt das Selbstbewusstsein !

Margarete Baganz

Kurmainzer Straße 89
61440 Oberursel

März 2003

Hier bin ich zu sehen, beim Neujahrsempfang des CIV HRM am 18.01.2003, bei dessen Gründungsversammlung im August 2002 ich auch als Gründungsmitglied die Satzung unterzeichnet habe.