Ich war über sechsundzwanzig Jahre auf dem rechten Ohr taub, also von Geburt an hörte ich auf dieser Seite nichts mehr. Links bin ich hochgradig schwerhörig und trage ein Hörgerät.
Ein schwerer Hörsturz im März 2002 auf dem linken Ohr führte dazu, dass ich fast gar nichts mehr hörte. Jeder musste brüllen, damit ich überhaupt etwas verstand. Selbst ich sprach lauter als sonst, weil ich meine Stimme kaum noch wahrnahm.
Im Juni 2002 war es dann soweit. Am 11. Juni wurde ich in der HNO-Klinik Würzburg stationär aufgenommen. In den darauf folgenden Tagen wurden die Voruntersuchungen (CT, Hörnerv- und Gleichgewichtsprüfungen, Hör- und Sprachtests, Kernspin) durchgeführt, die alle positiv ausfielen. Der Oberarzt gab grünes Licht für eine Operation. Geplant war das rechte Ohr.
Ich konnte es irgendwie nicht glauben, dass ich ein CI bekomme. Einerseits freute ich mich endlich wieder hören zu können, aber andererseits hatte ich auch Angst vor dem Eingriff. Die Operation wurde zweimal verschoben und ich war mit meiner Geduld echt am Ende. Diese ewige Warterei machte mich noch mehr nervös. Aber am 25. Juni wurde ich endlich operiert. Um 7.30 Uhr war ich unten vor dem OP-Saal. Bei der Narkosevorbereitung wurde mir übel, woraufhin ich etwas gespritzt bekam. Danach das Anästhetikum. Der Eingriff dauerte circa zwei Stunden und es gab einen etwas schwierigen OP-Verlauf, wegen einer Fehlbildung des Labyrinths (Organ im Innenohr). Irgendwann im Laufe des Tages kam ich wieder auf die Station.
Ich war von der Narkose noch total benommen und hab bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen. Am ersten postoperativen Tag ging es mir relativ gut, bin auch schon ein paar Schritte gelaufen. Natürlich habe ich alles langsam angehen lassen, denn ich hatte Probleme mit dem Gleichgewicht. In den nächsten Tagen bekam ich zu spüren, dass das CI in meinem Kopf ist. Die rechte Schädelseite fühlte sich ziemlich pelzig und taub an. Trotzdem merkte ich diesen Fremdkörper in mir und was ich nebenbei auch noch bemerkt habe, ist, dass ich auf meinem linken Ohr wieder besser hören konnte.
Vier Tage nach der Operation wurde mein Druckverband entfernt. An diesem Tag wurde ich plötzlich von einem Drehschwindel überrascht, so dass ich den Boden unter den Füßen verlor und stürzte. Große Aufregung! Hat das CI etwas abbekommen? Ist die Naht aufgeplatzt? Sämtliche Fragen schossen mir durch den Kopf. Der diensthabende Oberarzt bestätigt, dass alles in Ordnung ist. Gegen den Schwindel bekam ich ein paar Tage Infusionen, welche rasch anschlugen. Nach insgesamt fast vier Wochen durfte ich endlich nach Hause.
Zwei Wochen später verschlechterte sich das linke Ohr erneut. Zusätzlich bekam ich heftigen Tinitus. Es wird Zeit, dass ich den Sprachprozessor angepasst bekomme. Mitte August war ich für die Erstanpassung drei Tage stationär in der Würzburger Klinik. Ein wirklich spannender Augenblick, wie ich den Prozessor einschaltete. Auf einmal war alles so laut. Bei jedem Geräusch erschrak ich und es tat auch ehrlich gesagt etwas weh. Ich war so glücklich, dass ich auf einmal Töne und Geräusche auf dem tauben Ohr wahrnehmen konnte.
Am Nachmittag war ich draußen spazieren, um die Umweltgeräusche kennen zu lernen. Zwei- bzw. dreimal am Tag musste ich beim Audiologen erscheinen, um ihm meine Eindrücke mitzuteilen. Gegebenenfalls wurde die Einstellung am Prozessor etwas geändert. Einige Stunden später hatte ich höllische Kopfschmerzen, eine Folge der Umstellung im Gehirn. Am zweiten Tag merkte ich, dass das linke Ohr sich wieder erholt hatte und ich konnte wieder hören, wie vor dem Hörsturz. Daraufhin war ich noch glücklicher.
Der Sinn der Sache ist aber, dass man nur mit dem CI hören soll. Für mich gar nicht so einfach nach sechsundzwanzig Jahren das Hörgerät beiseite zu legen. Nach mehreren Sitzungen bei der Einstellung verstand ich auch schon ein paar Zahlen. Das ist schon mal ein guter Anfang. Das Sprachverständnis fehlte noch. Denn nach sehr langer Taubheit kann es Monate bzw. Jahre dauern, bis man richtig hören kann. Da braucht man viel Geduld.
Dreimal war ich bis jetzt schon zur Einstellung dort. Im November waren Sie leider nicht ganz so zufrieden mit meinem Hörvermögen. Der Grund ist, dass das linke Ohr wieder gut hört und damit die Arbeit vom rechten übernimmt. Daraufhin hat man mir empfohlen mit einer CD-ROM das Hören mit dem CI zu trainieren. Seit ein paar Wochen übe ich jeden Tag eine Stunde am Computer mit dem „Hörlabor 1.0". Es macht richtig Spaß und Fortschritte mache ich auch.
Ich bereue es auf keinen Fall, dass ich das CI bekommen habe. Ich bin sehr glücklich darüber - nicht nur ich, sondern auch meine Familie und Freunde.