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1988 hatte ich während meiner Reha in der Baumrainklinik den ersten Kontakt zum CI. Eine ältere Dame aus Bad Berleburg kam in die Schwerhörigengruppe der Klink und hat den dortigen Teilnehmern das CI vorgestellt. Ich war mittlerweile nach mehreren Hörstürzen hochgradig schwerhörig und hatte Angst mein Gehör völlig zu verlieren. Durch diesen Kontakt ging meine Angst verloren oder besser gesagt, sie reduzierte sich, denn ich wusste jetzt, dass man noch eine zweite Chance hat. Seit dieser Zeit habe ich die Entwicklung des CI ständig verfolgt und beobachtet, da ich wusste, dass das eines Tages wichtig für mich sein kann. Es wurde wichtig! Reif, vom Hörverlust her, war ich fürs CI eigentlich schon seit ca. 1998. Bei 0,5KHz lag ich bei 105dB abfallend bis auf 120dB bei 4KHz. Aber im Kopf war ich noch nicht „reif“ für die Implantation. 2002 bekam ich ein neues Hörgerät und kam damit recht gut hin. Inzwischen weiß ich aber, nachdem ich das Hören mit CI kenne, dass ich mir das nur eingeredet habe.
 
Beschäftigt war ich als Maschinenbautechniker im Ingenieurbereich einer Schaumstoffverarbeitenden Firma mit ca. 1.440 Beschäftigten. Angefangen habe ich dort in der Konstruktion, um dann nach einigen Jahren in die Verfahrenstechnik/Rationalisierung zu wechseln. Die letzten Jahre war ich für die Energieplanung/Energieüberwachung/Energiesteuerung, die Produktentwicklung, Produktmodifizierung und den Formenbau zuständig. Ich kam als Ertaubter mit Hörresten beruflich recht gut hin, da die Kollegen meistens Rücksicht auf die Hörbehinderung genommen haben. Als dann die Firma aber innerhalb kürzester Zeit mehrfach den Besitzer gewechselt hat und ich ständig neue Kollegen und Vorgesetzte bekam, die mich nur wenig, oder überhaupt nicht unterstützen, stürzte ich schnell ab, reichte die Rente ein und bekam diese auch zum Jahresende 2000 genehmigt.
 
„Klick“ gemacht hat es am 08.05.2004 bei einer Veranstaltung der DCIG in der UNI-Klinik Ffm. Da habe ich mich aus dem Bauch raus entschlossen, die Implantation so schnell wie möglich anzugehen. Aber zunächst musste ich mich noch gedulden, denn ich hatte meine 94 jährige Mutter in Pflege. Als diese dann im Sommer 2004 starb, habe ich mich sofort in der Baumrainklinik zum CI-Seminar angemeldet. Dort wollte ich mich, bevor ich mich in die Hand einer implantierenden Klinik begab, von neutraler Stelle beraten lassen. Diesen Schritt habe ich nicht bereut, denn die Beratung dort war sehr gut. Dr. Zeh, der Chefarzt der Baumrainklinik, ist selber beidseitig implantiert und weiß daher aus eigener Erfahrung wovon er spricht. Die Untersuchungen ergaben, dass ich „überreif“ für das CI bin und auch geeignet.
 
Zuvor hatte ich mich über die HNO-Abteilung der UNI-Klinik Ffm erkundigt und nur positives erfahren. Sofort nach meiner Rückkehr vom CI-Seminar habe ich per E-Mail Kontakt mit Frau Dr. Silke Peters, Oberärztin in der dortigen HNO-Abteilung, aufgenommen und von ihr innerhalb kurzer Zeit einen Termin zur Voruntersuchung bekommen. Die Untersuchungen ergaben, dass ich zur Implantation geeignet bin. Zu Frau Dr. Peters hatte ich sofort volles Vertrauen und so wurde noch am gleichen Tag bei der Techniker Krankenkasse Antrag auf Kostenübernahme gestellt. Da bei meinem sehr schlechten Gehör eigentlich keine Bedenken bezüglich Ablehnung der KK bestanden, habe ich mir sofort einen OP-Termin geben lassen. Der 06.01.2005 sollte der große Tag werden. Nach knapp 4 Wochen kam die Zusage der KK und damit das Warten auf die OP. 
 
Mit einem etwas flauen Gefühl im Bauch begab ich mich am 05.01. in die Klinik und wurde wie vereinbart am 06.01. implantiert. Die OP verlief völlig glatt, ohne verstärkten Tinnitus, ohne Lähmung der Gesichtsnerven und auch ohne Schwindel. Eine halbe Stunde nachdem ich wieder aufs Zimmer zurück gekommen war, konnte ich mir schon im Flur die Füße vertreten. Am Folgetag wurde geröntgt, um die Platzierung der Elektroden in der Schnecke zu überprüfen. Das Röntgenbild dokumentierte zweifelsfrei, dass Frau Dr. Peters das Elektrodenbündel perfekt in die Cochlea eingeführt hat. In der ersten Nacht nach der OP wurde ich wach und dachte in der Klinik sind Bauarbeiter mit dem Bohrhammer am werkeln. Dem war aber nicht so, es war Tinnitus. „Oh je, wenn das so bleibt“, dachte ich. Aber nach kurzer Zeit reduzierte sich der Tinni wieder auf Normalmaß und ließ mich in Ruhe weiter schlafen. Am nächsten Morgen bekam ich aber Probleme mit den Frühstücksbrötchen. Ich konnte den Mund nur leicht öffnen, denn im Kiefergelenk schmerzte es doch sehr wenn ich den Mund weiter als auf Brotstärke öffnete. Da ich hungrig war und essen musste, legte ich das Brötchen auf den Teller und komprimierte es zwangsweise bis auf Brotstärke um es in den Mund zu bekommen. Die Schmerzempfindlichkeit im Kiefer verringerte sich aber von Tag zu Tag und nach ca. einer Woche konnte ich wieder normal essen und kauen. Eine weitere kleine Nebenwirkung war ein leises Klicken, das aber auch nach ca. 2-3 Wochen verschwand.
 
Am 08.01., am 2. Tag nach der OP, wurde ich entlassen und bekam auch gleich den Termin für die Erstanpassung mit. Nun lagen 39 spannende Tage vor mir und dann sollte ich erfahren wie gut oder wie schlecht ich nach der Erstanpassung hören (verstehen) kann. Endlich war der große Tag da. Voller Erwartung fuhr ich gegen Frankfurt um mich „beschallen“ zu lassen. 
 
Die Anpassung nahm Frau von Lüpke von der Fa. Cochlear vor. Zuerst wurde überprüft, ob auch alle 22 Elektroden „online“ sind. Das war der Fall. Anschließend begannen div. Tests und Einstellungen. Als ich dann die ersten Höreindrücke mit dem CI hatte, war ich doch überrascht wie fremd es klang. Eigentlich war alles nur ein Piepsen. Der Klang war unangenehmer, als ich erwartet habe, aber ich habe mehr verstanden als ich zu hoffen gewagt habe. Frau von Lüpke hat dann die hohen Töne etwas gedrosselt, damit sich mein Gehör in Ruhe an die hohen Töne, die ich ja viele Jahre nicht mehr gehört habe, gewöhnen kann und danach klang alles schon etwas angenehmer. Ich stieg frohen Mutes in mein Auto und fuhr Richtung Heimat. Vor der ersten Kurve musste ich an einer Ampel halten und dachte, dass mein Auto zerbricht. Das war aber nicht so, denn es war nur der Blinker der klickte und den ich früher nie gehört habe. Zu Hause angekommen, setzte ich mich an den Computer und schrieb was. Toll wie schön ich die Tastatur hören konnte. Als meine Frau und meine Tochter kamen, stellte ich aber fest, dass es mit dem Verstehen doch nicht so doll ist wie in der Klinik bei der Einstellung. Ich habe dort bestimmt mehr abgesehen als verstanden und Frau von Lüpke hat eine sehr gute Stimme. An diesem Abend habe ich dann nur noch sehr schlecht, besser gesagt sehr wenig, verstanden. Am nächsten Tag ging ich einkaufen und dort steuerte zielbewusst eine ältere Dame auf mich zu. „Oh Gott“, dachte ich, „jetzt muss ich mein Sprüchlein los lassen :“Bin frisch am Ohr operiert und kann sie noch nicht verstehen“. Zu meiner großen Verwunderung konnte ich sie aber sehr gut verstehen. Dabei blieb es leider nicht, denn eine Weile später war es mit dem guten Verstehen schon wieder vorbei. 
 
Hörnerv und Gehirn sind am Anfang sicher noch nicht so aufnahmefähig wie erwünscht. Der Klang des Gehörten unterlag auch ständig Schwankungen, mal hört es sich nach Leierkasten - und mal nach Micky- Maus an. Damit musste ich bis zur nächsten Anpassung erst mal leben. Da das Sprachverständnis sehr stark geschwankt hat, habe ich mir geholfen indem ich auf der anderen Seite mein HG hatte und das dann (nur) bei Gesprächen zugeschaltet habe. Das hat ganz gut geklappt. Merkwürdig bei der Sache war aber, dass es mir bei dem Hören in Kombination CI-HG so vorkam, als ob ich fast alles mit dem CI höre. Eine Woche nach der Erstanpassung wurde erneut angepasst. Diesmal wurden mehr hohe Töne zugegeben, die mir bei der Erstanpassung noch Probleme bereitet hatten. Als Frau von Lüpke dann mit mir sprach, war ich doch baff vor Staunen: Ich hatte einen riesigen Sprung gemacht. Es klang alles viel natürlicher, der Klang hatte mehr Volumen und ich konnte jedes Wort verstehen. Aber beim Verstehen machte ich gleich Abstriche, denn ich erinnerte mich an die gute Stimme von Frau Lüpke. Auch zu Hause konnte ich gut verstehen, allerdings nicht alle Personen. Da nach dieser Einstellung das CI so stark dominiert, habe ich das HG eingemottet und bin damit die Probleme mit den Ohrpassstücken endlich auf Dauer los. 
 
Das Verstehen schwankte stark, mal gut und mal schlechter, es schwankt von Person zu Person. Drei Tag nach der Neuanpassung war im Verein die Jahreshauptversammlung mit ca. 60 Personen. Mitbekommen habe ich nur Teile und habe auch nicht mehr erwartet. Verwundert war ich, dass ich einen älteren Herren, der auf dem anderen Ende des Saales saß und sich zu Wort gemeldet hatte, Wort für Wort verstand. Das hätte ich früher mit HG und mit FM-Anlage nicht komplett verstehen können. Selbst im TV kann ich Personen mit günstiger Stimme verstehen, mit HG habe ich nicht mal gehört ob der Ton an oder aus ist. 
 
Durch Urlaub kam die nächste Einstellung erst nach zwei Wochen. In diesen zwei Wochen gelang es mir mich schon recht gut, mich an das CI zu gewöhnen. Zwischendrin stellte ich mich bei meinem HNO-Arzt vor, denn er hätte nicht gedacht, dass ich so erfolgreich mit dem CI sein werde. Er war ganz begeistert von meinem Hörerfolg und bat mich, ihn nach Abschluss der Einstellungen und dem Hör-Sprachtraining wieder bei ihm vorzustellen.
 
Der erneuten Anpassung fieberte ich jedoch wieder entgegen. Vom Klang her gab es diesmal nur geringe Veränderung, aber in der Lautstärke gab es doch einiges an Power mehr. Die Veränderungen werden mit jeder Neueinstellung eben geringer. Ich warte jetzt auf das Hör-Sprachtraining in der Baumrainklinik und hoffe da weiter auf der CI-Erfolgsleiter nach oben steigen zu können. 
 
Mit dem bisher erreichten bin ich sehr zufrieden, denn aus vielen Berichten weiß ich, dass viel Geduld aufgebracht werden muss und es im Einzelfall auch mal zu Enttäuschungen und Rückschlägen kommt.
 
An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei Frau Dr. Peters für die gute Beratung -und die äußerst erfolgreiche Op bedanken. 
 
Wer Fragen an mich hat, kann sich per Mail bei mir melden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!