Zum Hauptinhalt springen

Ich bin seit Oktober 2010 bilateral versorgt. Meine Schwerhörigkeit wurde 1998 durch einen heftigen Hörsturz hervorgerufen. Leider blieb ich vor weiteren Hörstürzen nicht verschont und ein chronischer Tinnitus auf beiden Ohren gesellte sich auch noch dazu. Zuerst war ich fünf Jahre mit Hörgeräten versorgt, aber die Schwerhörigkeit verfolgte mich und es wurde immer schlechter mit dem Hören trotz Versorgung. Nach einer Odyssee blieb mir nur noch die Wahl einer CI-Implantation. Im August 2007 wurde ich am linken Ohr implantiert. Mein Hörerfolg war exzellent. Das gab mir so viel Mut und Überzeugung, dass ich mir vornahm, bei Verschlechterung des rechten Ohres mit dem Implantieren nicht lange zu warten. Meine Konsequenz kam dann zum Einsatz und ich lies mich im Oktober 2010 auch am rechten Ohr implantieren. Nun war die Vorsetzung für das andere Hören perfekt.

Nach dem Anbringen des externen Gerätes Opus2 von MedEl, welches ich auch am linken Ohr trage, war nach dem Freischalten das Stereohören alles andere als gut zu bezeichnen. Ich hörte auf dem linken Ohr schon sehr gut und rechts etwa nur 40 %. Ich machte mir Gedanken, wie ich am besten zu einem guten Hörerfolg kommen konnte. Beim Autofahren trug ich oft nur das zuletzt implantierte Gerät, um das Gehör erst mal an diese Geräusche zu gewöhnen. O Schreck, Regenwetter brachte meine Konzentration beim Fahren völlig aus dem Konzept. Ich dachte nur üben, üben und viel Geduld. So führte ich Schritt für Schritt mein frisches Hören an verschiedene Situationen heran. Radio, Fernsehen mit meiner FM-Anlage, Freunde besuchen und treffen. Ich hatte ja Zeit. Ich probierte mit meinem Tuner alle Möglichkeiten aus, um die Feinheiten des Gerätes einzustellen. Nach 4 Wochen war ich wieder bei unserem CI-Einsteller in Marburg in der HNO. Er führte wieder einen Audiotest durch. Siehe da, hurra, ich war schon auf 60 %. Danach sollte ich wieder in einem Vierteljahr zur Einstellung kommen. Ich trainierte alle Möglichkeiten im Tagesablauf. Selbstverständlich hatte das einseitige Hören Prioriät, denn ich wollte ja meinen Stereoeffekt beider Ohren erzielen. Mit meiner FM-Anlage von Humantechnik, welche mir die Krankenkasse komplett bezahlt hat, übte ich auch in den Gesprächsrunden bei einer Selbsthilfegruppe. Ich merkte sehr schnell, dass mein anderes Hören am Wachsen war. Die nächste Hörstatusprüfung brachte mir wieder die Bestätigung. O, welch eine Freude, ich hatte wieder knapp 10 % meines anderen Hörens aufgestockt. Das gab mir richtig Mut weiter zu machen.

Bei dieser Kontrolle stellten wir auch einen Rehaantrag. Leider wurde mir dieser von der Deutschen Rentenversicherung Bund abgelehnt. Ich sollte mich ambulant bei einem Logopäden behandeln lassen. Einen Widerspruch legte ich nicht ein, da ich noch auf Zeit berentet bin.

Ich setzte meine Phantasie ein und so fing ich auch an, beim Sport das rechte Ohr herauszufordern. Da ich gerne in Bewegung bin, was bestimmt manche sich von mir nicht vorstellen können, trug ich beim Trampeln auf dem Laufband, einen sogenannten Treadclimber, auch mein rechtes CI. Im Studio drehte ich das Radio so laut, dass ich die Musik hören konnte. Ähm, klingt richtig blöd dachte ich, egal, ich machte mein Training weiter. Einmal die Woche war mir nicht genug. Da kam mir die Idee bei meiner Wassergymnastik, welche ich zweimal in der Woche mache, das zu trainierende Ohr auch zu fördern. Bei meiner letzten Einstellung fragte ich Herrn Müller-Mazzotta, wie ich das externe Gerät vor Wasser schützen kann. Er machte mir den Vorschlag, das ganze Gerät einzuschweißen. Gesagt, getan, Mist, nach 10 Minuten waren die Batterien leer. Klar, sind ja Zinkluftbatterien, denen hatte ich die Luft abgeschnitten.  Ich überlegte, welche Wahl des Schutzes für das Gerät ich noch verwenden könnte. Da hatte ich einen Einfall: von einem Latexhandschuh den kleinen Finger abzuschneiden. Ja, super, das war’s, denn bei der Wassergymnastik werden die Haar ja nur meistens an den Spitzen nass. Endlich hörte ich auch die Übungen, die die Trainer vormachen. Ach, wie toll, ich konnte mich auch mit den Trainierenden im Wasser unterhalten. Bewegte mich seither wie ein Ausländer im Wasser, der nichts versteht in Deutschland. Ich merkte sehr wohl, dass auch mein Stereoeffekt zunahm und ich war glücklich darüber. Es spornte meinen Ehrgeiz an, meine Strategie fortzufahren.

Ende Oktober war dann nach 11 Monaten wieder eine Kontrolle notwendig. Schon während dem Sprachtest staunte Herr Müller-Mazzotta nicht schlecht, wieviel einsilbige Wörter ich nun verstand. Wir waren beide von meinem neuen Hören überrascht, wie doch mein intensives Training einen guten Erfolg zeigte. Mein Stereohören ist auch gut geworden, denn ich höre auf dem älteren CI 85 % und auf dem „neuen CI“ sage und schreibe schon 80 %. Ich kann jedem CI-Träger nur empfehlen und Mut machen, das andere Gerät beim Hörtraining abzulegen. Nur so kann man beide Ohren auf einen Stand bringen. Wie heißt das Sprichwort? „Steter Tropfen höhlt den Stein!“ Dadurch fordern wir immer wieder unsere Schnecke zur Arbeit auf.

Ohne meine intensive Mitarbeit wäre mir solch ein Erfolg in dieser kurzen Zeit nicht gelungen. Ich wünsche allen CI-Trägerinnen und Träger ein gutes Hören!