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1959 geboren erkrankte ich 1962 an Masern, die zur Folge hatten, dass ich mittelgradig schwerhörig wurde. Für die Hörgeschädigtenschule in Bielefeld war ich „zu gut“. Mein Vater war Dorflehrer, also wurde ich, versorgt mit einem Hörgerät (1965 noch ein Taschengerät) in die örtliche Volksschule eingeschult, saß immer in der ersten Reihe und musste eben besonders gut aufpassen.

Mir wurde immer gesagt, dass die Haare die Schnur möglichst verdecken sollten. Das  „Mobbing“ hielt sich in Grenzen, da mein Vater Lehrer war, zu damaliger Zeit  eine Respektperson.

Als ich ab 1969 das  Gymnasium besuchte, bekam ich mein erstes HdO-Gerät, acht Jahre später wurde ich beidseitig versorgt. Richtungshören habe ich nie richtig gelernt, aber absehen konnte ich gut, das hatte ich mir selbst beigebracht.

Meine Ziele habe ich erreicht, trotz Hörschädigung, nie einfach, aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Trotz Widerstände gelang es mir meinen Traumberuf  Krankenschwester zu erlernen (ein Studium war finanziell nicht drin), habe geheiratet, drei Kinder bekommen.

Schwierig wurde es etwa Mitte der 90er Jahre, als zum Telefonieren die Mobilteile aufkamen und beruflich (ich war im ambulanten Dienst tätig) die Rufbereitschaft über Handy eingeführt wurde. Die Induktionsspule war für mich immer ein wichtiger Bestandteil des Telefonierens seit ich HdO-Geräte hatte. Das funktionierte sehr gut, aber nur bei schnurgebundenen Telefonen, da der Störschall extrem war. 2000 erlitt ich einen Hörsturz, der schleichend zur Hörverschlechterung führte bis ich in der Reha im Mai 2007 mit der Diagnose „an Taubheit grenzend schwerhörig“ konfrontiert wurde. Ich wollte es nur nicht wahrhaben, aber gemerkt hatte ich es schon. Im Februar 2007 erfuhr  ich in der SHG das erste Mal vom CI, so dass mich der Vorschlag in der Reha nicht ganz unwissend traf. Damals waren die Wartezeiten noch lang, aber ich wurde „durchgereicht“, im Oktober hatte ich schon das erste CI links. Bimodal lief bei mir gar nichts, also ließ ich das rechte Ohr unversorgt und erkämpfte das zweite Implantat ein knappes Jahr später.

Ich werde nie dieses Glücksgefühl vergessen, wie stolz ich auf meine beiden Implantate war und heute noch bin. Die Geräusche, die ich nie zuvor gehört hatte, ich genieße das heute noch. Die Erleichterung, keine juckenden Ohrmuscheln zu haben und den Wind zu spüren, ist immer noch da.

Die Magnetspulen fand ich langweilig, den Prozessor (Cochlear Freedom) konnte ich mit den Abdeckkappen bunt nach Lust und Laune gestalten. Also bastelte ich mir für die Spulen aus Moosgummi und Glitzersteinchen „Prilblumen“ passend zu Kleidung und Stimmung.

Trotz der Versorgung mit dem CI ist mein Sprachverständnis im Störschall sehr gering, es war 2011 unter 10%, allerdings vier Jahre später bei 28% !!!

Infolgedessen habe ich immer auf meine Hörschädigung aufmerksam gemacht, denn ohne Absehen läuft bei mir nicht so ganz viel, zumindest nicht bei Behörden, Ärzten, eben draußen. Also sage ich meinem Gegenüber was ich brauche: mir zugewandt und langsam sprechen sowie ausreichend Licht, bitte nicht zu laut, denn das ist unangenehm.

Damit komme ich sehr gut zurecht, vor allem morgens im Schwimmbad, denn das Anlegen des Aqua+ ist mir oft zu aufwändig. Meine Umgebung weiß Bescheid und informiert auch Unbekannte, wenn die sich an meinem Verhalten=Nichtreagieren auf Ansprache stören. Gelebte Inklusion.

Im November 2013 bekam ich mein erstes Upgrade, d.h. den N6 von Cochlear, eine deutliche Verbesserung im Verstehen, allerdings nicht unbedingt in der Alltagstauglichkeit (Ohrhaken, Lage der Telefonspule)

                        

 

 

Im Frühjahr 2017 habe ich mir für meine SP etwas Besonderes gegönnt, da die Ohrhaken des N6 mir nicht sicher genug waren. Bei der leichtesten Berührung mit dem Kragen fielen sie runter und hingen nur noch am Magnet, egal welche Größe.

               

Nun habe ich silberne Ohrhakenverlängerungen, passend zu meinen Ohrsteckern.

Ich stehe auf dem Standpunkt:

Seht her, ich habe was mit den Ohren, bitte nehmt Rücksicht.

Für eine Sehschwäche schämen sich die Wenigsten, warum dann für eine Hörschwäche?

Ich musste es auch lernen, damit so locker umzugehen, wie ich es heute tue, aber mir war/ist es zu anstrengend, so zu tun, als ob ich keine Hörprobleme habe.

Allerdings staune ich immer wieder wie kontrovers dieses Thema im Netz behandelt wird, wo bleibt denn da die Toleranz?

Leben und leben lassen, jedem das Seine und Achtung voreinander haben.

Sigrid Foelling (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)