Plötzlich taub und dann Cochlea Implantat (CI)
Von Lilly Krehhahn
Hallo, ich bin Lilly, 19 Jahre alt, komme aus dem Saale-Holzland-Kreis in Thüringen, ich bin frisch ausgelernte Physiotherapeutin und seit dem 22.03.2022 taub auf meinem rechten Ohr.
Ich bin an dem Tag mit meiner Freundin spazieren gegangen und verspürte plötzlich einen komischen Druck auf meinem rechten Ohr. Ich war leicht erkältet und dachte, ich bekomme vielleicht eine Mittelohrentzündung. Eine Stunde später habe ich mir einen Kopfhörer ins Ohr gesteckt, um zu testen, wie viel noch ankommt.
Der Schock saß tief, als da nix war. Kein Ton. Kein Bass. Nix. Die Musik war so laut, dass ich sie schon auf dem linken Ohr gehört habe. Meine Mutter ist mit mir sofort ins Krankenhaus gefahren. Es war ein Hörsturz. Die nächsten zwei Tage begleitete mich leichter Schwindel, doch am dritten Tag versagte mein Gleichgewicht komplett. Mein Wecker klingelte, ich stand auf, fiel sofort um und versuchte einfach so schnell wie möglich zur Toilette zu gelangen.
Ein 18-tägiger Krankenhausaufenthalt folgte. Nach anderthalb Wochen konnte ich wieder gerade laufen und etwas essen, ohne dass es wieder rauswollte. Dann bekam ich eine Diagnose: Herpes-Virus und Borreliose.
Die ersten Wochen danach wollte ich kein Cochlea Implantat (CI). Ich fand dieses „Ding“ einfach hässlich. Ich wollte nicht, dass man mir mein Problem ansieht. Doch die Welt war laut und leise zugleich, und je lauter meine Umgebung war, desto lauter war mein Tinnitus.
Ich habe mich dann recht schnell umentschieden. Nach sechs Monaten war es dann soweit… dachte ich. Ich hatte vor der OP so viel Angst, dass ich einen Infekt entwickelte und wir den Termin verschieben mussten. Der neue Termin war einen Monat später, und wieder war der Infekt da, doch ich konnte mich wieder aufpäppeln.
Der OP-Tag war für mich sehr schlimm. Ich konnte meine Angst einfach nicht abstellen, und so wurde ich weinend narkotisiert. Doch alles ging gut.
Am nächsten Tag wurde ein Test gemacht, der leider nicht so gut ausgefallen ist. Die Hoffnung, wieder hören zu können, war fort.
Einen Monat später war der Tag des Einschaltens. Ich wollte eigentlich gar nicht hin. Es erschien mir sinnlos. Doch dann war da ein Ton… es funktionierte. Und dann saß ich da und weinte schon wieder. Es war mir egal, dass es etwas komisch klang. Es war einfach nicht mehr still auf dem rechten Ohr.
Zu Hause fing ich sofort an, Musik über das CI zu streamen, und von Tag zu Tag verstand ich mehr Textstellen in Liedern. Mittlerweile höre ich den ersten Ton und weiß sofort, welches Lied läuft. Auch in der Schalmeienkapelle Rüdersdorf, in der ich seit 10 Jahren Mitglied bin, kann ich weiterspielen.
Mittlerweile habe ich die Reha in Erfurt abgeschlossen, die mir immer viel Spaß gemacht hat, und bin super zufrieden. Ich trage meinen Kanso 2 selbstbewusst und gerne und habe die OP seit Tag eins mit CI noch nie bereut.
Ich weiß, nicht jeder kommt aufgrund langjähriger, schleichender Schwerhörigkeit so gut mit dem Implantat zurecht, aber ich wünsche es jedem!
Liebe Grüße
Lilly Krehhahn
August 2025