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Mein Weg zum Cochlea Implantat (CI)

Von Petra

Ich bin Petra, 64 Jahre alt und war bis Oktober 2024 normalhörend. Am 09.10.24 wachte ich morgens auf, stand auf und fühlte mich krank. Mir war übel, schwindlig, ich hatte ein komisches Gefühl. Irgendwas stimmte nicht. Außerdem hatte ich das Gefühl meine eigene Stimme komisch zu hören.

Ich wankte, musste mich übergeben. An diesem Tag habe ich den ganzen Tag nur geschlafen. Erst später stellte ich fest, dass ich links nicht mehr richtig hören kann. Am nächsten Morgen fuhr mich mein Mann zum HNO-Arzt. Ich schwankte immer noch, fühlte mich hundeelend. Nach langer Wartezeit die Hammer-Diagnose: Sie sind links taub. Fahren Sie jetzt in die Klinik nach Tübingen!

Ich konnte das gar nicht wirklich erfassen. Ich dachte zunächst, ich krieg im schlimmsten Fall ein Hörgerät und das war’s. Mit TAUB konnte ich so gar nichts anfangen. 

In der Klinik wurde ich in den nächsten Tagen in jede Richtung durchgecheckt. Zudem bekam ich Cortison. Ich war einerseits froh, dass man immer mehr ausschließen konnte als Ursache, aber es machte mich auch verrückt, nicht zu wissen, warum mir das passiert ist.

Sehr schnell kam ein Cochlea Implantat (CI) ins Gespräch, da die Cochlea sich schnell verknöchern könnte. Ich habe mich dann schnell dafür entschieden. (MedEl, Sonnet 3). Einseitige Taubheit wollte ich unbedingt vermeiden. Trotz Vorerkrankungen und Einnahme von Blutverdünnern bekam ich die Zusage und wurde von Prof. Dr. Löwenheim operiert (DANKE!).

Es gab noch „Nachwehen“ in Form von Nachbluten und Schwellung aufgrund des Blutverdünners, aber nach über drei Wochen durfte ich nach Hause und irgendwann durfte mein Mann mir meine Haare waschen. Das Highlight schlechthin! Ende November kam die Erstanpassung. Ich konnte sofort Laute und Geräusche, auch Zahlen hören. Zuhause habe ich mich mit Apps wie ReDi und Schallquelle beschäftigt und sehr schnell konnte ich Hörbücher hören bzw. verstehen, wenn ich mitlas.

Die ARD Audiothek bot mir auch viel interessantes Material. Die Erschöpfung bremste mich oft aus, aber ich war vom CI begeistert. Es wurde bunt und ich trage es sichtbar. Ich habe schnell gute Fortschritte gemacht. Die ambulanten Rehatage haben mir weitergeholfen, weil meine Psyche nicht so schnell verarbeitet hat, was mir passiert ist. Zudem war ich froh andere CI-Träger kennenzulernen, weil mir das Thema Taubheit eigentlich sehr fremd war.

Insgesamt geht es mir jetzt (Stand August 2025) gut. Es gibt immer mal schlechtere Tage, aber es ist ok. Natürlich muss man auch die Trauer über den Hörverlust zulassen. Mein „Öhrchen“ trage ich sichtbar und bunt. Es gehört zu mir wie meine Brille. 

Ich bin dankbar, dass mir so schnell geholfen wurde. Wie gut, in einem Land zu leben, das solche Versorgung bieten kann. Ich arbeite nicht mehr, orientiere mich neu in meinem Leben. Vieles, was ich früher als selbstverständlich angesehen habe, schätze ich jetzt viel mehr. Alles kann sich über Nacht ändern!

Mit Nebengeräuschen und in größeren Menschengruppen bin ich immer wieder ziemlich verloren, aber ich schlage mich durch. Wenn ich morgens Brille und CI aufsetze, fühle ich mich wie „angeschaltet“, es ist schon Routine.

Woran wir alle arbeiten sollten, ist die Mitmenschen mehr über CIs zu informieren.

Alles Liebe
Petra
August 2025