Meine Hörreise
Von Manuela(44)

Hallo, das bin ich!
Manuela… MANUelaaa…..MANUUUUEEEELAAAAAAAAAA! Höre ich es aufgeregt, ja fast wütend, rufen, als wäre was passiert. Und ich? - saß völlig tiefenentspannt und mir keiner Schuld bewusst vorm viel zu lauten TV. Sturmgeklingelt? Hier? Nicht gehört! Das war der ausschlaggebende Punkt, der mich zum Ohrenarzt brachte, bzw. meine Mutter brachte mich genau dort hin. Da war ich 17! Es kam einfach so!
Eingebildet, redet nicht mit jedem, träumt immer, bisschen verpeilt…das sind nur ein paar der Wortfetzen, die mir zugeschrieben wurden aus Unwissenheit über meine Situation.
Mit 17 bekam ich dann über KIND meine IO (Im-Ohr) Geräte beidseitig, fleischfarben, damit sie ja nicht auffallen. Ich muss erwähnen, dass ich kurz zuvor schon eine Brille bekam. Gefühlt war mein Leben damit vorbei. Teenie und dann das…Brille und Hörgeräte.
Die Jahre vergingen und aus den IO wurden zwei HdO (Hinter-dem-Ohr) Geräte von Phonak. Ich kam immer so 10-12 Jahre mit den Geräten hin.
Heute bin ich 44, Mutter von 2 Kindern (9/15 Jahre) und habe einen tollen Ehemann. Ich habe gemerkt, je offener ich damit umgehe, desto besser.
Das Sprachverstehen wurde in letzter Zeit leider schlechter und der Hörakustiker legte mir ein Cochlea Implantat (CI) nahe. Ich höre aktuell ohne Geräte erst einen Düsenjet, vorher nichts. Ich habe das immer abgelehnt, weil es zu groß war, zu viel und überhaupt eine Operation, am Kopf, war nicht mein Plan. Lebenspläne können sich aber bekanntlich ändern und so begann ich 2024 mit der genauen Recherche über CI.
Ich hatte mir zwei Krankenhäuser ausgesucht. Wonach? Hmmmh, Entfernung und die Stadt an sich. Der 1. Anlauf – totaler Reinfall. Es war von Beginn bis zum Ende schlimm und endete mit einem halben Nervenzusammenbruch meinerseits.
Der 2. Anlauf war Ende 2024 im KMG Klinikum Güstrow und er war alles verändernd. Sie waren so professionell, warmherzig und fürsorglich von Beginn an. Nach den Hörtests, dem Schwindeltest, MRT und letzte Gespräche mit dem operierenden Prof. stand fest: ich bin bestens geeignet. Was blieb waren meine Zweifel. Was, wenn es nicht funktioniert? Was, wenn die OP schiefläuft? Ich hatte einfach Angst, weil ich nie zuvor operiert wurde.
Im Mai 2025 legte sich der Schalter um und ich dachte mir: Was, wenn es aber richtig richtig gut wird? Was, wenn ich sonst irgendwann nie wieder: „Ich liebe dich!“ höre? Meine Familie, Freunde und Kolleginnen unterstützen mich vollkommen. Ich machte für den 06.10.25 einen OP-Termin. Der Tag war immer so weit weg und dann eine Woche vorher wurde ich richtig nervös. Tage vorher tanzte und feierte ich, um so irgendwie mein altes Hören zu verabschieden.
Am Tag der OP wäre ich am liebsten weggelaufen…ans Meer, um dort zu sitzen und es rauschen zu hören. Angst haben ist aber okay, solange man den Glauben ans Gute nicht aufgibt. Die OP verlief dann super. Ich war so dankbar und glücklich. Nach dem Aufwachen fing dann der Spaß an, richtige Schmerzen, Erbrechen, Übelkeit…das volle Programm. Der Druckverband war dermaßen fest, dass ich glaubte die Blutzufuhr wird unterbrochen. Zwei Tage nach der OP waren die Schmerzen ganz unerwartet einfach weg und ich fühlte mich so stark und mutig. Die Narbenheilung verläuft auch bestens. Mit Schwindel habe ich noch etwas zu tun, aber das wird auch schon.
Am 03.11.25 habe ich meine Erstanpassung mit dem Kanso3 und ich bin sehr gespannt.
Meine Kinder nennen mich liebevoll Cyberwoman, weil ich dieses smarte Implantat Nucleus Nexa habe und mein Mann sagt spaßig: „sehr sinnvolles Tuning“.
Mit freundlichen Grüßen und voller Zuversicht
Manuela
Oktober 2025