Mein Weg zum Cochlea Implantat (CI)
Von Barbara
Mit drei Jahren wurden mir Paukenröhrchen gelegt, leider ist dem Arzt beim Ziehen eines der Röhrchen in meinem linken Ohr zurückgefallen und es ist ein Loch im Trommelfell entstanden, welches geschlossen wurde, als ich 9 Jahre alt war. Das Gehör war da schon geschädigt und kam auch nicht wieder.
In der Realschule wurde ich in den ersten Jahren gemobbt. Damals dachte ich wegen meiner Stimme, die oft nicht klar, sondern brüchig und in den Tönen sehr schwankend war. Heute würde ich sagen, es war beides. Die Schwerhörigkeit und das Stimmproblem.
In der 9. Klasse kam dann links zusätzlich der Tinnitus hinzu. Mit 18 Jahren habe ich mich das erste Mal in ein Hörgerätefachgeschäft getraut und mich für ein Innenohr-Hörgerät entschieden. Es durfte ja niemand wissen, dass ich schwerhörig bin. Ich hatte im Laufe meines Lebens gelernt von den Lippen abzusehen und über Mimik und Gestik zu „Hören“.
Als Einzelhandelskauffrau bin ich auf mein Gehör angewiesen, nach und nach habe ich gemerkt, dass es immer schwieriger wurde die Kunden gut zu verstehen.Auch meine Stimme ist durch die Überlastung schlechter geworden. Im Jahre 2007 bin ich in Hamburg-Eppendorf deswegen das erste Mal operiert worden. Später folgten weitere OPs in der Charité. Man hatte festgestellt, dass meine Stimmbänder nicht richtig schließen, und sie wurden mit Eigenfett aufgespritzt. Das nennt man Augmentation der Stimmlippen. Auch hier wurde die Schwerhörigkeit links diagnostiziert.
Nach meiner Umschulung zur Bürokauffrau habe ich in der öffentlichen Verwaltung angefangen. Nach und nach wurde auch das Gehör rechts schlechter. Somit bin ich 2018 beidseitig mit Hörgeräten versorgt worden. Im Jahr 2022 war ich dann wegen der Stimmerkrankung in der Reha in Bad Oeynhausen, hier hat mir Frau. Dr. Scherer gesagt, dass ich mir über eine CI-Versorgung links Gedanken machen solle.
Ich habe dann mit meinem HNO-Arzt über diese Situation gesprochen und einen Termin für allgemeine Informationen im Uniklinikum Münster geholt. Hier wurde mir mitgeteilt, dass ich für eine CI-Versorgung links in Frage komme. Dies war erst einmal ein Schock. So wenig höre ich also links nur noch. Ich habe dann erstmal aus Angst die OP hinausgezögert.
Im Jahr 2024 habe ich ein sogenanntes CI-Findungsseminar im Bad Nauheim, bei Herrn Dr. Zeh, mitgemacht. Hier habe ich viele nette Menschen kennengelernt, die auch wie ich, an Taubheit grenzend schwerhörig und unsicher waren/sind, ob eine CI-Versorgung, das Richtige ist. Nach dem Seminar war mir klar, ja es ist das Richtige für mich.
Am 19.11.2024 war es dann so weit, ich hatte den OP-Termin in der Uniklinik Münster.
Die OP verlief gut, bis auf den Bluterguss im Gesicht, der beim Ziehen der Gesichtsnerv-Sonde entstand.Postoperativ sind leider noch einige Komplikationen aufgetreten, die ich hier nur anreißen werde. Meine Haare wurden in die Wunde eingenäht und die Wundheilung verlief schleppend. Nach einer Woche musste ich leider stationär zurück in die Uniklinik Münster, da meine linke Gesichtshälfte angeschwollen ist. Ich hatte mir eine Herpes Zoster-Infektion eingefangen. Diese wurde nun stationär behandelt.
Am 06.12.2024 wurde mein CI eingeschaltet. Die ersten Töne, die ich links wieder wahrgenommen habe, waren ein Rauschen, Knistern bzw. Knacken.
Im Januar 2025 ist die ambulante Reha im UKM gestartet und hier habe ich die ersten Worte verstanden und schnell Fortschritte gemacht. Es wurde nur mittels Bluetooth trainiert, was ich persönlich nicht als so gut empfand. Das Hören im Freifeld war immer noch sehr schwierig, da ich allein lebe und somit niemanden hatte, der mit mir nach der Arbeit das Hören übt. Daher hatte ich mit den Ärzten abgesprochen zeitnah in eine stationäre Reha zu gehen.
Diese begann dann im Mai 2025. In Bad Nauheim konnte ich dann sechs Wochen lang Hören lernen und mich von all dem Stress erholen. In den Wochen habe ich das Hören im Freifeld gelernt, auch das Telefonieren wurde geübt und ich war stolz mit dem linken Ohr wieder telefonieren zu können. Sehr wichtig war hier der Austausch mit den „Leidensgenossen“.
Die Therapeuten in Bad Nauheim haben mir geholfen, dass das Aqua Case von der Krankenkasse übernommen wird. Dieses nutze ich fleißig beim Reiten. Diese ohrferne Lösung von AB ist nochmal eine Erleichterung, da der Reithelm nicht mehr auf dem CI aufliegt und drückt. Man fühlt sich für einige Stunden frei am Ohr. …
Im Großen und Ganzen bin ich nun sehr zufrieden und kann mittlerweile gut über mein CI verstehen und freue mich immer wieder neue Geräusche zu hören.
Auch das Trainieren meiner Voltigiergruppe fällt immer leichter. Gerade in der großen Reithalle ist es schwierig, die Geräusche zu filtern. Natürlich gibt es immer mal Situationen, in denen ich nicht zurechtkomme und eine kleine Hörpause brauche.
Aber insgesamt bin ich glücklich über meine Entscheidung und der zurückgewonnenen Lebensqualität. Ich würde sagen, ich bin angekommen in der CI-Welt.
Barbara aus dem Münsterland
Dezember 2025