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Unsere Annika ist nun seit Juni 2005 mit einem CI versorgt. Mit dem nachfolgenden Erfahrungsbericht möchten wir die sprachliche Entwicklung unserer Tochter, aber auch ihren jetzigen Lebensweg mit ihrer Schwerhörigkeit aufzeigen.

Annika wurde am 24.05.2002 geboren; die Geburt verlief problemlos und unsere Tochter brachte ein stolzes Gewicht von 4.060 Gramm auf die Waage.

Bereits im Krankenhaus wurden die sog. Otoakustischen Emissionen (OAE) gemessen. Dieser Hörtest wurde in Bayern wohl zu dieser Zeit eingeführt und wir hoffen, dass sich diese Untersuchung nun zwischenzeitlich in allen Bundesländern durchsetzen konnte. Bei dieser Untersuchung wurde ein auffallendes Ergebnis festgestellt, so dass wir nach div. Besuchen des Kinderarztes und einer Kinderklinik am 06.02.2003 vom HNO die Aussage erhalten haben, dass im Grenzbereich normale otoakustische Emissionen nachweisbar sind.

Annika hatte in dieser Zeit häufig Paukenergüsse, so dass am 17.07.2003 nach Ent-fernen von Cerumen Paracentese sowie fadenziehenden Mucotympanon erstmals Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt worden sind. Am 18.08.2003 wurde eine mittel- bis hochgradige Schwerhörigkeit festgestellt und eine Hörgeräteversorgung wurde eingeleitet; gleichzeitig begann eine ambulante Frühförderung im Schwerhörigenzentrum Nürnberg.

Erstmals am 20.01.2004 wurde uns in der Phoniatrie und Pädaudiologie mitgeteilt, dass durch die Hörgeräte die Schwerhörigkeit nicht adäquat ausgeglichen werden kann. Bei dieser Untersuchung wurden mit Hörgerät die nachfolgende Werte erreicht: 40 dB/250 Hz; 40 dB/500 Hz; 50 dB/1kHz, 60 dB/2 kHz, 80 dB/4kHz.

Nach nochmaliger Einlage von Paukenröhrchen im März 2004 und mehreren Untersuchungen in der Phoniatrie wurde uns immer mehr bewusst, dass der Sprachentwicklungsrückstand von Annika zunimmt. Die klare Aussage der Fachärzte war zudem die, dass eine Hörgeräteversorgung nicht die wesentlichen Voraussetzungen für eine Sprachentwicklung schafft.

Um unsere noch vorhandenen Restzweifel auszuräumen, holten wir uns weiteren Rat in einer anderen Uni-Klinik.
Uns war zwischenzeitlich klar, dass wir eine Entscheidung treffen müssen. Die ständigen Diskussionen und Überlegungen, was für unser Kind das Beste ist, mussten ein Ende haben.

Nachdem uns auch die andere Uni-Klinik angeraten hatte, eine Versorgung mit einem CI durchzuführen, wurde im Mai 2005 der Eingriff durchgeführt, musste jedoch abgebrochen werden, nachdem während des Eingriffes eine Mittelohrentzündung festgestellt und schleimig-eitriges Sekret abgesaugt werden musste. Das Risiko, dass eine Infektionsverschleppung in die Cochlea erfolgt, war einfach zu groß. Der Eingriff wurde im Juni wiederholt und im August erfolgte die Erstanpassung.

Seit dieser Zeit erfolgt eine CI-Rehabilitation und Annika besucht die schulvorbereitende Einrichtung (SVE) im Schwerhörigenzentrum Nürnberg. Es handelt sich hierbei um einen ganz normalen Kindergarten mit sehr freundlichen und sehr gut geschultem Personal. Ein Unterschied zu einem Regelkindergarten besteht darin, dass der Kindergarten während der Schulferien geschlossen ist. Mit der sprachlichen Entwicklung von Annika sind wir sehr zufrieden. Bedenkt man, dass Annika vor der Implantation einen Wortschatz von ca. 70 Wörtern hatte und auch keine altersentsprechenden Ein-Wort-Sätze sprechen konnte, so haben sich gewaltige Fortschritte seit dieser Zeit ergeben. Der aktuelle Hörtest ergab Werte zwischen 25 dB und 40 dB im Bereich von 0,125 Hz und 9 kHz. Diese Messung wurde allerdings nachmittags durchgeführt und Annika war bereits unkonzentriert. Bei Messungen, welche vormittags durchgeführt worden sind, konnten durchgehend auch schon 20 dB gemessen werden.
Nicht vergessen werden wir jedoch den Satz eines Professors, der meinte, dass das Ziel einer CI-Versorgung doch auch sein soll, dass das Kind eine Regelschule besuchen kann. Annika wird im September 2008 eingeschult werden. Bei einer Klassenstärke von bis zu 30 Kindern auf einer Regelschule haben wir uns jedoch entschlossen, dass Annika weiterhin das Schwerhörigenzentrum in Nürnberg besuchen wird. Diese Entscheidung ist uns auch deshalb leichter gefallen, weil zum Glück die Entfernung von Annikas Wohnort nach Nürnberg nur ca. 35 km beträgt und weil uns bei einer Veranstaltung doch nachvollziehbar dargestellt worden ist, dass nach 5 Grundschuljahren im Schwerhörigenzentrum (die erste Klasse wird wiederholt) die Chancen erheblich höher sind, dass im Anschluss eine Regelschule besucht werden kann.

Insgesamt betrachtet haben wir unsere Entscheidung bisher nicht bereut, was aber nicht heißen soll, dass die Zeit seit der Versorgung mit einem CI stressfreier geworden ist. Die CI-Rehabilitation erfordert viel Zeit und erfolgt je nach Ort der Rehabilitation auch stationär.
Besuche in der Klinik zur Kontrolle des Prozessors oder auch ständige Bestellung von Ersatzteilen sind zwischenzeitlich zur Routine geworden. Gerade das Kabel vom Prozessor zum Kinderbatterieteil war zwischenzeitlich so oft defekt, dass wir manchmal schon ein schlechtes Gewissen bekommen. Auch gibt es auch immer wieder Zeiten, dass Annika das CI nicht akzeptiert und nur das Hörgerät tragen will. Hier ist doch immer wieder einiges an Überzeugungskraft zu leisten.

Ein großes Problem ist auch der Bekanntenkreis. Die Kindergartenkinder der SVE sind sehr verteilt, so dass der Kontakt zu den Eltern sowie den anderen Kindern doch sehr eingeschränkt ist. Ziehen wir einen Vergleich zu unserer großen Tochter, welche Bekanntschaften sich hier insbesondere durch den Besuch des Kindergartens gebildet haben, so fällt dies bei Annika doch erheblich geringer aus. Dies ist aber natürlich kein spezielles Problem der CI-Versorgung, sondern ergibt sich durch die Hörbehinderung selbst.