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Im Alter von drei Jahren erkrankte ich an Scharlach sowie zusätzlich an Mittelohrentzündungen auf beiden Ohren. Damals war Scharlach noch eine schwere Infektionserkrankung. Daher kam ich ins Spital auf die Infektionsabteilung.
 
Acht Wochen musste ich dortbleiben. Der Scharlach wurde behandelt, aber die Mittelohrentzündung wurde offensichtlich sehr vernachlässigt. Meine Mutter erzählte mir immer, dass sie mich mit zwei „rinnenden“ Ohren nach hause bekommen hat.
 
Wir lebten damals im Salzkammergut, in Bad Goisern und das Krankenhaus war in Bad Ischl. 1949 war auch das Penizillin noch nicht so gebräuchlich, zumindest nicht in dieser Region. Der behandelnde HNO Arzt in Bad Ischl wurde daraufhin mein jahrelanger Betreuer.
 
Das rechte Ohr war bald nach der Scharlacherkrankung ertaubt und das linke Ohr erheblich geschädigt. Die Besuche beim HNO Arzt waren immer mit „Durchblasen“ der Ohren verbunden, ich musste KUCKUCK sagen und die Luft wurde in die Nase geblasen. Offenbar zu dieser Zeit die gängigste Behandlungsmethode! Man entfernte mir mehrmals die Polypen und auch die Mandeln mussten weichen, nur mit dem Hören wurde es nicht besser.
 
Aber ich wurde mit sechs Jahren eingeschult und man gab mir den Rat mit auf den Weg: „Setze dich in die erste Bank, pass gut auf, und vor allem, sei nicht faul!“ Irgendwie kam ich ganz gut durch die Schule, sitzenbleiben war nicht erlaubt und das ist auch nicht passiert.
 
Meinen Traumberuf als Krankenschwester durfte ich aber nicht erlernen, meine Schwerhörigkeit war ein Hinderungsgrund. Daher stellte man mich einer Berufsberatung vor und es wurde entschieden: Du wirst Kosmetikerin und Fußpflegerin! Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was da passiert und worum es sich bei diesem Beruf handelt, aber meine Lehre gefiel mir, wenn auch durch die Schwerhörigkeit die Sache recht mühsam war.
 
Da ich mich nach Lehrabschluss auf die Tätigkeit Fußpflege konzentrierte, war das Problem der Verständigung mit den Kunden eine Herausforderung für mich. Die Fußpflege ist eine persönliche Dienstleistung und ein ganz wichtiges Element ist das Zuhören. Die Kunden wollen nicht nur ihre wehen Füße repariert bekommen, sie wollen sich auch aussprechen.
 
Wenn man aber schwerhörig ist, konzentriert man sich doch sehr auf das Lippenablesen, was ich ja perfekt beherrschte. Nun, ich wurstelte mich auch da durch, denn ich musste bei meiner Arbeit ja auf die Füße schauen…
 
Dennoch wagte ich den Sprung in die Selbstständigkeit. Ich führte meinen Salon mit zwei Mitarbeiterinnen immerhin fast 33 Jahre! Es war auch eine große Herausforderung sowohl im Innungsausschuß mit zu gestalten, als auch im WIFI Lehrgänge abzuhalten. Die Schwerhörigkeit war dabei eine enorme Herausforderung.
 
Im Alter von 45 Jahren erlitt ich einige Hörstürze und wurde erstmals mit einem Hörgerät versorgt. Das funktionierte ganz gut bis zwei Jahre vor meiner Pensionierung. Da ging dieses eine Ohr, welches mir ja mein ganzes Leben nur zur Verfügung stand, nach einer Reihe von Hörstürzen, fast gänzlich zugrunde.
 
Als ich nach 48 Jahren meine Tätigkeit als Fußpflegerin beendete und in Pension ging, bekam ich von zahlreichen Stammkunden das schöne Kompliment: „Sie konnten so gut zuhören….“
 
Also war der Zeitpunkt gekommen über ein Implantat nachzudenken. Zu diesem Zeitpunkt war mein Gehör durch zahlreiche Hörstürze schon so geschädigt, dass auch starke Hörgeräte keine Hilfe mehr brachten. Daher entschloss ich mich zu einem Implantat.
 
Prof. Gstöttner vom AKH Wien machte mir Hoffnung, mein langzeittaubes Ohr, welches immerhin 61 Jahre taub war, zu implantieren. Bei Manfred Neumann vom Verein CIA (Cochlea Implantat Austria) bekam ich gute Aufklärung betreffend den Dingen, welche auf mich zukommen würden.
 
Im August 2010 wurde mir ein Maestro CI-System vom Med-El implantiert und am 6. Oktober die erste Anpassung des Opus 2 durchgeführt. Bereits am 9. Oktober hörte ich eine Pendeluhr ticken!!!!! Nun war der Weg zum verständlichen Hören sicherlich noch ein langer, dennoch bedanke mich bei  allen, die mir dabei geholfen haben. Es ist eine medizinische Meisterleistung und von den Technikern ebenso!
 
Dann kam das Jahr 2013, in dem ich auf meinem linken Ohr immer wieder Hörstürze bekam und die Sprachverständlichkeit wurde immer schlechter. Zwar hatte sich das rechte Ohr, welches ja über 60 Jahre taub war, schon ein wenig verbessert und das Hören mit dem CI war schon möglich, nur die Verständlichkeit eben noch nicht.
 
Im Mai 2013 empfahl mir Prof. Sprinzl in St. Pölten das linke Ohr so bald als möglich zu implantieren, da der Hörtest mich als taub einstufte... Am 1. Juli bin ich in die Klinik, es folgten die üblichen Voruntersuchungen und Besprechungen. Am 2. Juli dann, gleich in der Früh, war schon die Operation.
 
Um 10 Uhr war ich bereits in meinem Zimmer und in der Lage meinem Mann eine SMS zu schreiben! Keine Schmerzen, keine Beschwerden, wenn man vom eng gewickelten Verband absah… ein bisserl unangenehm, dieser „Turban“. Ich bekam einen Med–El Opus 2 und einen RONDO dazu.  Am 5. Juli habe ich das Klinikum bereits wieder verlassen.
 
Am 24.Juli 2013 dann die ERSTANPASSUNG! JEDER Ton war sofort da. Ein tolles Gefühl. Einmalig. Fleißiges Üben und ich hörte schon relativ gut. Offenbar fungiert das rechte Ohr als Unterstützung und das Verstehen funktioniert schon wesentlich besser.
 
Heute, vier Jahre später  habe ich schon ein sehr schönes Musikhören. Vor allem klassische Musik ist wunderschön! ABER: ohne Fleiß kein Preis.
 
Meine Übungen habe ich sehr intensiv gemacht. Vor allem mit dem CD Player. Direkt in den Prozessor gespielt, wurde die Wortverständlichkeit enorm trainiert. Heidelberger Hörtraining / Erlkönig….
 
Das beidseitige Hören ist einfach großartig und ich möchte es nicht mehr missen. Auf jeden Fall bin ich sehr froh, daß ich mich dazu entschlossen habe und mir diese Möglichkeit auch geboten wurde! Danke an alle die dabei mitgeholfen haben.
 
Juli 2017
Elisabeth Randa