Ich heiße Eric Miehl und bin schon zwei Jahre alt. Hier möchte ich meinen Weg aus der Stille dokumentieren, (meine Mama hilft mir ein wenig dabei :-) ).
Am 05.02.2005 wurde ich in Halle /Saale in der Uni Kröllwitz geboren. Ich kam mit einer beidseitigen Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte zur Welt. Bei einem Neugeboren-Hörscreening stellte man fest, dass ich nichts hörte. Man sagte, dass dies erst mal kein Grund zur Sorge sei - doch bei einem späteren Hörtest wurde die erste Diagnose bestätigt.
Nun folgte für mich ein OP-Marathon. Im Juni 2005 wurde meine Lippe geschlossen. Ich konnte schon so früh operiert werden, weil ich ein Gewicht von 6 kg hatte. Eine OP war geschafft.
Ich bekam drei Wochen nach der OP meine ersten Hörgeräte, die ich absolut nicht annahm. Meine Eltern versuchten wirklich alles, aber dieses ständige Piepsen tat mir weh. Die Mitarbeiterin vom Hörgerätestudio war überhaupt keine Hilfe. Sie sagte nur: "Der muss, der muss …". Sie hat meinen Eltern überhaupt keinen Mut gemacht. Nach vier Wochen brachen wir die Therapie ab und ich hatte meine Ruhe.
Im November 2005 wurde ein zweiter Hörtest gemacht - gleiche Diagnose "an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit auf beiden Ohren". Im Januar 2006 folgte unter Narkose CT und MRT in der Uni Kröllwitz. Man wollte sehen, ob ich ein CI-Kandidat bin.
Der bin ich.
Ebenfalls im Januar 2006 hatte ich meine erst Frühförderung in Halle in der Albert-Klotz-Schule. Die Pädagogen waren sehr nett und sie haben meinen Eltern viele gute Ratschläge gegeben und ihnen Mut gemacht.
Im Februar 2006 versuchten wir es wieder mit Hörgräten. Schon beim Anstellen der Geräte pfiff es nur so. Auf Drängen von meiner Mama wurde noch mal ein Abdruck für die Ohrpass-Stücke gemacht - leider ohne Erfolg. Meine Eltern wechselten das Hörgerätestudio dort wurden wir sehr gut aufgenommen und beraten. Danke "Hörfuchs" in Staßfurt, besonders Frau Kuhn. Es klappte alles prima und so nach und nach gewöhnte ich mich an meine "Ohren".
Am 25.04.2006 wurde mein weicher Gaumen geschlossen. Ich bin ja nun OP-Profi und ich stecke das ja alles weg. Nach vier Tagen war ich mit meiner Mama wieder zu Hause. Mein Papa hat sich riesig gefreut, denn er hatte mit einem längeren Klinikaufenthalt gerechnet.
Meine Eltern wechselten die Frühförderung von Halle nach Halberstadt aus dem Grund, daß Halberstadt ihre Pädagogen auch zu uns nach Hause kommen lässt und außerdem ist ja dort auch die REHA. So bekam ich Frau Gudrun Möhring und die habe ich ganz doll lieb. Die macht viele tolle Sachen und sie hat so viel Krach-mach-Spielzeug!
Am 28.06.2006 führte man einen Hörtest unter Narkose bei mir durch. Es war mal wieder ein dreitägiger Klinikaufenthalt für meine Mama und mich. Wenn mein Papa gekonnt hätte, wäre er auch da geblieben, aber so kam er früh und ist abends erst gefahren - er hat mich eben lieb!
Nun stand endgültig fest, dass ich ein CI-Kandidat bin. Meine Eltern wollen nur das Beste für mich und so beantragte Frau Dr. Rasinski zwei Implantate für meine beiden Ohren.
Die wurden von der Krankenkasse abgelehnt mit der Begründung, dass es nicht genügend Studien gibt die belegen, dass man mit zwei CI's besser hört als mit einem, außerdem reicht ein CI, meinten sie. Trotz Widerspruch und ärztlicher Begründung wurden beide CI's abgelehnt. Meine Eltern übergaben den Fall einer Anwältin. Und so bekam ich erst mal am 12.10.2006 auf der linken Seite mein neues "Ohr".
Der Zufall wollte es, dass meine Eltern die Johannes B. Kerner Show sahen. Gäste waren unter anderem Michael Schwaninger - ebenfalls beidseitiger CI-Träger.
Meine Mama setzte sich mit der Crew von Herrn Kerner in Verbindung und so bekam sie die Adresse von Onkel Michael. Gleich nach dem ersten Telefonat mit ihm waren meine Eltern sehr zuversichtlich. Onkel Michael gab viele Tipps und machte Hoffnung. Sie stehen im ständigen Kontakt. Er hat uns seine Hilfe angeboten, die wir auch dankend annahmen. Onkel Michael ist auch ganz lieb, er erkundigt sich nämlich auch immer nach mir. Er freut sich über den kleinsten Fortschritt. Danke Onkel Michael !!!
Vom 27.11.-01.12.2006 hatte ich meine Erstanpassung (EAP) im Cecilien-Stift in Halberstadt. Es verlief alles bestens. Ich habe mich sofort an meinen Höreindruck gewöhnt - meine Mama war stolz und rief gleich meinen Papa an.
Dr. Hey hat das auch alles prima hingekriegt. Ich habe auch ganz toll mitgemacht und meine Beurteilung ist super. Ist schon komisch, wenn man hört! Aber meine Mama hat gesagt, dass ich doch auch mal auf das Wort "nein" hören soll - ich habe aber gar keine Lust dazu. :-)
Nun steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Für uns ist das ein ganz besonderes Fest, denn ich kann hören!
Jetzt haben wir das Jahr 2007 und ich habe mich an meinen Höreindruck gewöhnt. Ich kann schon ganz viele Wörter sagen und auch verstehen. Zum Beispiel: Wau wau, Hüüh, Putt putt, Auto, Mama, Papa, Oma, gaak gaak, Mond und noch viel mehr.
Vom 19.02.2007 - 23.02.2007 hatte ich meine 2. REHA in Halberstadt. Diesmal kam mein Papa auch mit. Na der war vielleicht stolz wie Oscar auf mich. Gleich nach der Anpassung verstand ich noch viel mehr und reagierte viel besser! Onkel Hey macht das ja auch super. Nun folgte für mich ein absoluter Therapie-Marathon. Das hat mich auch geschafft, aber die Tanten machten viel Spass mit mir. Zur Belohnung gab es immer Puffreis - der war lecker! Wir feierten auch Fasching und wir mussten uns verkleiden. Ich war ein Marienkäfer, meine Mama war Rotkäppchen und mein Papa ein Kapitän. So zogen wir durchs Haus.
Abends saß meine Mama mit anderen Mamas zusammen, während mein Papa auf mich aufgepasst hat. So konnte sie sich in Ruhe mit ihnen unterhalten und über ihre Erfahrungen sprechen. Sie gaben sich gegenseitig Tipps und gute Ratschläge. Meine Mama hat gesagt, dass es wichtig ist, denn aus solchen Gesprächen kann man was lernen.
Ich habe auch noch eine Freundin kennen gelernt. Sie heißt Ostara, ist 3 Jahre alt und wie es der Zufall will, ist Tante Möhring auch ihre Heilpädagogin. Die nächste Therapie haben wir wieder zusammen. Ich freue mich schon darauf.
Meine Eltern lernten Heike Gronau kennen. Sie begleitete eine CI-Patientin und hospitierte bei älteren Kindern in der Therapie. Sie gab meiner Mama eine Ausgabe von der "Schnecke". Tja, so konnte ich Onkel Michael wieder sehen, denn er war dort mit unserem Bundespräsidenten abgebildet.
Als wir wieder zu Hause waren, abonnierten meine Eltern die "Schnecke" und stellten einen Mitgliedsantrag für die Deutsche Cochlear Implant Gesellschaft e.V. - Regionalverband Sachsen/Anhalt.
Meine Mama hat im Internet und Büchern nach Erfahrungsberichten von CI-Trägern gesucht. Es gibt leider viel zu wenige - die meisten Berichte sind von Gehörlosen, ohne CI. Als Onkel Michael gefragt hat, ob ich meine Erfahrungen aufschreiben kann, habe ich gleich zugestimmt. Meine Mama hat mir aber ganz toll geholfen.
Ich weiß ganz genau wie glücklich meine Eltern über mein CI sind und wie sehr sie hoffen, dass ich doch noch mein zweites bekomme.
Ich mache jeden Tag Fortschritte. Ich bin so neugierig, die Welt zu entdecken. Bei jedem Spaziergang höre ich neue Geräusche, sehe andere Sachen - es macht richtig Spaß! Ich kann unseren Hund bellen hören, Vögel zwitschern - kurz
ICH KANN ENDLICH HÖREN
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