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Meine CI-Geschichte

Von Jens-Uwe

Als erstes möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Jens-Uwe. Ich bin 63 Jahre alt und arbeite in der JVA-Plötzensee. Am 20. Dezember 2023 saß ich im Büro meines Kollegen, als plötzlich mein linkes Ohr zufiel. Ich hörte nichts mehr. Sofort machte ich ein Telefonat mit meinem HNO. Er sagte mir, ich solle sofort vorbeikommen. Er machte einen Hörtest, schaute sich das Ohr genau an und konnte nichts feststellen.

Der Hörtest selbst war unterirdisch. Ich hörte erst wieder ab 120 dB. Mir wurde Cortison verschrieben. Der Arzt meinte, wenn ich morgen früh immer noch nichts höre, soll ich wiederkommen. Er würde mich dann direkt ins Krankenhaus einweisen. Am nächsten Tag war alles unverändert. Also ging ich wieder zum Arzt, der mir die Einweisung ins Krankenhaus ausstellte.

Ich fuhr auf direktem Wege zum Bundeswehrkrankenhaus Berlin, welches mir der Arzt empfohlen hatte. Nach einer kurzen Aufnahme wurde ich gleich untersucht. Alles wies eigentlich auf einen Hörsturz hin. Zwei Tage danach wurde ich am Mittelohr operiert. Man hatte versucht, die Hör-Schnecke abzudichten, weil man vermutete, dass sie undicht war und die Flüssigkeit dort auslief. Wieder zwei Tage später wurde ich entlassen, aber ich war immer noch so ziemlich taub auf dem Ohr.

Das Krankenhaus verwies mich dann nach ein paar Wochen an das Hörzentrum Berlin. Bei der ersten Untersuchung im Hörzentrum stellte man fest, dass es keinerlei Besserung gab. Also fing man an mich zu beraten, mir ein Cochlea Implantat (CI) einsetzen zu lassen.

Ich hatte ein sehr großes Vertrauen zu den Ärzten, weil ich mich total gut aufgehoben fühlte. Als alle Untersuchungen endlich abgeschlossen waren; MRT, CT und weitere Hörtests, musste ein Antrag bei der Krankenkasse eingereicht werden. Die Krankenkasse kontrollierte die ganzen Ergebnisse des Hörzentrums. Nach sechs Wochen bewilligten sie das Implantat.

Am 13. Mai 2024 war es denn endlich so weit, die Operation stand an. Als man mich in den OP gefahren hat, erzählte mir der erste Arzt; „Herzlich willkommen. Wir setzen Ihnen heute einen Kleinwagen ins Ohr.“ Er sprach natürlich von den Kosten des Implantats, circa 20.000 €. Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Ich habe viel gelesen, dass wohl alles zusammen 40.000 € kosten würde, was ja alles die Krankenkasse übernimmt.

Die OP verlief hervorragend. Ich bin am selben Tag noch aufgestanden, konnte ganz normal essen und zwei Tage später wurde ich entlassen. Bei der Entlassung teilte man mir mit, dass ich einen Tumor (gutartig) im Mittelohr hatte, der die kleinen Knöchelchen zerstörte, Ich hatte kein Schwindelgefühl. Mir ging es einfach hervorragend, und ich freute mich auf die erste Anpassung.

Am 13. Juni war es so weit. Ich hatte eine feste Logopädin im CIC Berlin-Brandenburg. Meine Logopädin meinte, ich solle mich noch nicht entscheiden, welchen Sprachprozessor ich möchte.

Als erstes habe ich den Nucleus 8 bekommen. Die ersten Einstellungen wurden gemacht. Leider hat man bei der ersten Messung festgestellt, dass schon zwei Elektroden ausgefallen sind. Die Logopädin meinte, das wäre aber kein Problem.

Auch von den ersten Hörversuchen war ich leider sehr enttäuscht, weil ich überhaupt nichts verstanden habe. Es war nur ein Scheppern, ein blechernes Geräusch, was mich ziemlich nervte.

Natürlich habe ich gleich angefangen mit verschiedenen Apps zu üben, teilweise bis zu zwei Stunden am Tag, nicht hintereinander, aber immer wieder zwischendurch. Leider gab es denn noch andere gesundheitliche Probleme, die mich gezwungen haben, wieder in ein Krankenhaus zu gehen. Eine große OP stand jetzt an. Aber das ist ein anderes Thema.

Nach ungefähr sechs Wochen wurde es immer besser mit dem Verstehen, so dass ich schon angefangen habe, Hörbücher auf meinen Sprach-Prozessor zu streamen. Dann wechselte ich auf den Kanso 2 und war erst mal sehr angetan von dem Tragekomfort. Man hat nichts mehr am Ohr zu hängen, sondern der Prozessor hing einfach an meinem Kopf und war mit einer kleinen Leine an meiner Brille gesichert. Ich fühlte mich großartig, bis ich festgestellt habe, dass, wenn man anfängt zu schwitzen, der Magnet nicht mehr hält.

Ich war dann ständig dabei, den Prozessor wieder zur richtigen Position zu schieben. Da ich sehr wenige Haare auf den Kopf habe, muss ich natürlich im Sommer auch immer wieder eine Mütze tragen, ein Käppi. Da der Prozessor ziemlich dick ist, ist es schwierig, eine Mütze darüber zu bekommen. Der nächste Nachteil besteht darin, dass wenn man die Mütze richtig eingestellt hat und sie über dem Kanso 2 tragen kann, sind die Mikrofone abgedeckt.

Also habe ich mich jetzt doch für den Nucleus 8 entschieden. Mittlerweile haben wir fast Ende August und mein Prozessor wurde jetzt erst bestellt. Zwischendurch hatte ich die ersten Monate jede Woche einen Termin bei meiner Logopädin. Mittlerweile sind wir in einem 14-tägigen Rhythmus. Letzte Woche hatten wir das erste Mal ein Hörtest gemacht. Bei dem Erkennen von Zahlen hatte ich 85 % erreicht, was kein schlechtes Ergebnis ist. Beim nächsten Mal ist ein Lücken-Sprach-Test geplant.

Ab und an waren die neuen Einstellungen auch mal ein richtiger „Griff ins Klo“. Aber sie wurden dann bei der nächsten Sitzung wieder korrigiert.

Heute habe ich noch große Schwierigkeiten in Räumen zu sein, wo sich viele Menschen aufhalten, die durcheinanderreden, oder es ist auch noch Musik zu hören. Ich habe zwar noch ein gesundes Ohr, aber das ist für mich extrem anstrengend, wenn ich noch dazu an einer Diskussion teilnehme. Das halte ich noch nicht lange aus.

Spätestens nach einer Stunde verlasse ich den Raum und habe einen Kopf, der gleich platzen will. Aber ich denke, auch an das werde ich mich noch gewöhnen. Worüber ich sehr froh bin, dass ich durch das CI wieder ein räumliches Hören habe, was vorher, wenn man auf einer Seite taub ist, sehr schwierig war.

Aber ich bin zuversichtlich, dass ich auch immer mehr mit meinem CI verstehen werde. Und freue mich schon darauf, neue Entdeckungen zu machen. Ich kann nur jeden Menschen, der jetzt vor der Entscheidung steht, ob er sich ein CI implantieren lässt, Mut machen und ihm dazu raten. Denn wenn man denkt, ich habe ja noch ein gesundes Ohr, das ist nur ein halbes Leben. Mit einem CI kriegt man wieder sein ganzes Leben zurück.

Liebe Grüße
Jens-Uwe
September 2024