Zum Hauptinhalt springen

Taub durch Tabletten?! – Meine leidvollen Erfahrungen

Im Dezember 1989 (33 Jahre alt) hatte ich eine schlimme Stirn- und Nebenhöhlenentzündung. Mein damaliger Hausarzt gab mir aus seinem Schreibtisch das Antibiotika Tarivid.

Von der ersten Tablette an, wurde mein Hören schlechter. Nach einigen Tagen konnte ich fast nichts mehr hören und mir war total schwindelig. Also ging ich zum HNO-Arzt, der mir ein anderes Antibiotikum verschrieb. Da half aber nichts mehr.

Am 05.01.1990 (mein Geburtstag) wurde ich in das Klinikum für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde in Kiel gebracht. Ich konnte kaum noch stehen und sehr wenig verstehen. In Kiel wurde ich auf den Kopf gestellt und es wurde nur festgestellt, was ich schon selber wusste, aber leider wurde keine Ursache festgestellt.

Zum Tarivid sagte der behandelnde Arzt, dass das Medikament viel zu stark war und "Es wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen". Ich bin dann in einer Odyssee von Krankenhaus zu Krankenhaus und von Arzt zu Arzt gegangen. Keiner konnte etwas verbessern.

Das Hören und der Schwindel waren immer wieder schwankend, mal war es etwas besser und dann wieder ganz schlecht. Ich bekam dann später beidseitig Hörgeräte und versuchte mit einem Rechtsanwalt den Hersteller des Medikamentes zur Rechenschaft zu ziehen, damit diese wenigstens die Kosten für die Hörgeräte übernehmen.

Leider hatte ich nicht die Kraft, Nerven und Geld gegen so ein Imperium einen Prozess durchzuziehen. Das einzige was der Hersteller machte war im Beipackzettel "Schwerhörigkeit" aufzunehmen.

Nun habe ich mich dann mehr schlecht als recht durchs Berufs- und Alltagsleben geschummelt. Durch die Selbsthilfegruppe in Bad Segeberg habe ich vom Cochlea Implantat (CI) erfahren und mich in Bad Nauheim an einem Wochenende bei dem Seminar "CI - Ja oder Nein" für ein CI entschieden, nachdem ich dort zuvor auch ein Gespräch mit Herrn Dr. Zeh hatte. Ein Glück!

Einige Wochen später im Jahr 2008 bekam ich mein erstes CI von Cochlear in der HNO-Uni Kiel implantiert. Nun dachte ich, dass ich angekommen bin - ein CI und ein Hörgerät, das geht. Leider verschlechterte sich das andere Ohr auch noch weiter, so dass ich in 2011 auch die andere Seite implantiert bekam.

Die Versorgung mit den beiden CIs habe ich nie bereut, dennoch… es hätte vermieden werden können!

Oktober 2018
Susanne Lehmkuhl