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Der absolute Härtetest

Von Wolfgang Kaiser

Meine Frau, erstmals implantiert im Januar 1998 und mit dem 2. CI versorgt im September 2010, ist mit der CI-Versorgung wieder richtig aufgeblüht. Wer nach 40 Jahren Taubheit auf dem erstimplantierten Ohr schon nach kurzer Zeit ein freies Sprachverständnis von ca. 60 % erreicht hat, möchte nie wieder auf sein CI verzichten. Das zweite Ohr hatte nur noch 10% Restgehör im Tieftonbereich bis 500 Hz, aber trotzdem erreichte das 2. CI 70% freies Sprachverständnis. Endlich konnten wir wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Leider begann vor einigen Jahres Demenz, erst nur sporadisch, dann aber vor gut 2 Jahren so heftig, dass ich meine Frau in einem Pflegeheim unterbringen musste. Da ich dreimal in der Woche bei ihr bin, habe ich zum Pflegepersonal einen guten Kontakt und die Pflegerinnen und Pfleger sagen mir, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte, aber auch umgekehrt sage ich etwas, wenn nach meiner Meinung eine Verbesserung möglich ist.

Als ich vor etlichen Wochen wieder im Pflegeheim war, sprach mich eine Pflegerin an und erzählte mir folgende Geschichte: "Als ich gestern Deiner Frau das Abendessen brachte, zuerst den Tee und dann den Abendbrotteller, sah ich, wie sie den einen Sprachprozessor abgenommen hatte und ihn wie einen Teebeutel im Teeglas versenkte, gehalten an der Sendespule! Ich habe das Gerät gleich mit den Handtuch abgetrocknet und mit dem Föhn kalt abgeblasen. Danach habe ich ihn wieder eingeschaltet und angelegt, er scheint noch zu funktionieren, die gelbe Lampe ging wieder aus!"

Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgte vor zwei Wochen.

Die erste Aktion hat meiner Frau anscheinend Spaß gemacht. Diesmal war die Situation etwas anders, denn statt eines Teeglases bekam sie einen Keramikbecher mit Tee. Als nach einiger Zeit die Pflegerin wieder ins Zimmer kam, schwamm auf dem Tee ein Stück Brot. Die Pflegerin meinte, das man diese Kombination nicht mehr essen könne, schüttet den Tee mit dem Brot in den Essensresteeimer ohne zu bemerken, dass unter dem Brot auch wieder ein Sprachprozessor lag. Erst der Pfleger, der die Abendtabletten brachte, entdeckte es, dass nur ein Prozessor auf den Ohren war und fing mit der Pflegerin an, das gute Stück zu suchen. Zum Glück war noch nicht viel Essensrest dazu gekommen, da sah man die gelbe LED blinken. Der Sprachprozessor wurde etwas abgespült, getrocknet und wieder in Betrieb genommen und funktioniert auch jetzt noch.

Ich muss sagen, die Angabe der Schutzklasse des Sprachprozessor CP 800 für Wasser ist bestimmt nicht zu optimistisch angegeben mit IP56. Was wahrscheinlich für die Elektronik die Rettung bei dem Wassertest im heißen Tee war: Die Luft im Gehäuse dehnte sich aus und hat das Wasser nicht eindringen lassen, aber beim 2. Härtetest war die Verweildauer wesentlich länger und trotzdem ist nichts passiert.

Ein ganz dickes Lob an die Konstrukteure der Firma Cochlear, daß das Produkt diesen Test so gut überstanden hat.

Karl-Wolfgang Kaiser aus Frankfurt/Main