Das Leben mit meinem Cochlea Implantat
Von Sabrina Blachuzik
Ich heiße Sabrina und bin 23 Jahre jung. Leider hatte ich im Jahr 2011 einen schweren Unfall, bei dem ich das Hörvermögen auf der linken Seite verlor. Ich habe lange für ein Cochlea Implantat kämpfen müssen.
Man gab mir keine Chance, da ich durch einen Unfall erlaubte und das "NUR" auf einer Seite. Ich bekam erst einmal ein Cross-Hörsystem. Mit dieser Versorgung habe ich mich versucht anzufreunden, aber leider wurde es nichts. Ich war sehr verwirrt mit dieser Versorgung, so war ich zum Teil nicht in der Lage einzuordnen, ob ein Auto von links oder von rechts kam, wodurch es sogar beinahe zu Unfällen kam. Deswegen habe ich für drei Jahre dann letztlich gar kein Hörgerät getragen. Ich habe mich zudem sehr stark zurückgezogen, da mich viele Menschen blöd angemacht haben und ständig musste ich mir dumme Kommentare anhören, der häufigste war: „Mensch, jetzt höre doch mal vernünftig zu...“.
Im Jahr 2018 ging ich dann wieder zu einem Hals-Nasen-Ohrenarzt. Dieser war allerdings nicht hilfreich und leider nicht auf dem neuesten Stand der Medizin. Er war der Meinung, dass ich das CI selber zahlen müsse, dass nur der operierende Arzt daran verdient und es mir nichts bringen würde, und so weiter. Aber ich gab deswegen nicht auf.
So gab er mir dann widerwillig eine Überweisung an einen Spezialisten. Dort hatte ich nur einen Tag später schon einen Termin bekommen. Es wurden ein paar Untersuchungen gemacht und der Arzt sagte mir dann, dass ich in Frage käme. Danach musste ich noch zu einem MRT, aber es war alles super, ich bekam direkt den OP Termin mit, der für sechs Wochen später angesetzt war.
Im August 2018 hatte ich dann die Operation. Mir ging es nach der OP ziemlich bescheiden. Mir war so schwindelig, dass ich 36 Stunden nicht aufstehen konnte. Ich hatte vier Wochen lang mit starkem Schwindel zu tun, aber das war es mir wert.
Im September 2018 wurde dann der Sprachprozessor angepasst, ich war hin und weg, als ich nach sieben Jahren das erste Mal wieder ein Piepsen wahrnehmen konnte... Ich war absolut gerührt.
Seit dem trage ich gerne mein CI (MedEl Sonnet). Ich bin wieder ein lebensfroher Mensch geworden und sehr mit diesem CI zufrieden. Ich komme in der Öffentlichkeit wieder besser klar, ich nehme sehr gut die Autos wahr, ich kann in Gesprächen wieder besser folgen, ich kann in der Öffentlichkeit wieder mehr mitmachen, ich werde nicht mehr so angepöbelt, ich bekomme wieder Lebensfreude.
Das CI gehört zu meinem Leben. Ich kann wieder eine Mütze tragen, was jahrelang nicht ging, weil diese auch das gesunde Ohr verdeckte und ich noch schlechter hörte. Mit dem Cross System ging das ohnehin nicht, aber dank des CIs, sind nun eine Mütze, der Wind und so weiter keine Hindernisse mehr, da das CI sehr gut verarbeitet ist. Ich bin viel unterwegs mit öffentlichen Verkehrsmitteln... das CI hilft mir dabei hier sehr viel besser klarzukommen. Ich bin nicht mehr so irritiert wie vorher, ich komme wieder gut alleine klar.
Ich gehe auch wieder auf Feste und nehme am Leben teil, es ist wie ein Traum. Ich weiß gar nicht, wie ich diese Erfahrung besser beschreiben soll. Ich kann nur sagen, dass es mir mein Leben wieder besser gemacht hat. Ich gehe nun das zweite Mal in Reha.
Aus privaten Gründen, da ich leider momentan noch weit weg von meiner Familie lebe, bin ich zu 100% auf mich alleine angewiesen. Neun Monate hatte ich keine Therapien, aber ich habe es so gut es ging alleine gemacht und jeder sagt mir nun, dass ich erstaunlich weit bin.
Ich habe von Anfang an gleich alles mit CI gemacht, war direkt nach der Erstanpassung noch in der Stadt. Einen Tag später war mein Geburtstag, da sind wir nach Nürnberg gefahren... eine Woche später bin ich in die Alpen gefahren, auf einen Berg etwas über 2000m hoch ... das hat mein CI alles top mitgemacht. Ich bin wieder ein lebensfroher Mensch.
Ich kann nur sagen: Macht Euren Weg mit einem CI! Klar man hört nicht wie ein gesunder Mensch, aber das was man hört ist schon ein Traum.
Ich kann mit dem CI gut Stimmen einsortieren wie zum Beispiel Mann oder Frau. Es klingt nicht robotermäßig oder so, sondern fast klar. Die Stimme meines Freundes hört sich fast genauso an wie er auch klingt, meine Freunde und Bekannte ebenfalls.
Sabrina Blachuzik
August 2019