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Mein Weg zum CI:
Mittelohrimplantat versus Cochlea Implantat

Von Julia

Am Vorabend meiner CI-Operation fuhr ich voller Spannung zum Gespräch mit meinem Operateur in die Klinik. Ich war froh, noch ein paar letzte Unklarheiten besprechen und letzte Informationen erhalten zu können. Das CI-Modell hatte ich längst ausgewählt, aber ich wollte z. B. vor meinem Operateur z.B. noch einmal bekräftigen, dass ich auf die ärztliche Expertise vertraue und, sollte sich während der Operation ein anderes Fabrikat oder eine andere Elektrode als geeigneter für meine anatomischen Gegebenheiten herausstellen, auf jeden Fall dann dieses Modell haben wollte. Ich hatte mir alles in Stichworten aufgeschrieben. Nach kurzem Warten war ich an der Reihe, betrat in gespannter Erwartung das Sprechzimmer - und es kam alles ganz anders.

Am Vorabend meiner CI-Operation fuhr ich voller Spannung zum Gespräch mit meinem Operateur in die Klinik. Ich war froh, noch ein paar letzte Unklarheiten besprechen und letzte Informationen erhalten zu können. Das CI-Modell hatte ich längst ausgewählt, aber ich wollte z. B. vor meinem Operateur z.B. noch einmal bekräftigen, dass ich auf die ärztliche Expertise vertraue und, sollte sich während der Operation ein anderes Fabrikat oder eine andere Elektrode als geeigneter für meine anatomischen Gegebenheiten herausstellen, auf jeden Fall dann dieses Modell haben wollte. Ich hatte mir alles in Stichworten aufgeschrieben. Nach kurzem Warten war ich an der Reihe, betrat in gespannter Erwartung das Sprechzimmer - und es kam alles ganz anders.

Ich hatte bis zu meinem 30. Lebensjahr gut gehört und dann hatte sich, aufgrund einer Mittelohrerkrankung, die auf das Innenohr übergriff, mein Hörvermögen beidseitig rapide verschlechtert. Zum Zeitpunkt der CI-Implantation war ich auf dem rechten Ohr mit einem Mittelohrimplantat (Modell „DACS“) und auf dem linken Ohr mit einem Hörgerät versorgt. Da mein Innenohr immer noch besser als das Mittelohr funktionierte, die Knochenleitung also bessere Messergebnisse lieferte, konnte mir das MOI [MOI = Mittelohrimplantat] rechts noch helfen. Auf der Hörgeräteseite kam ich auf eine Einsilberverständnis von 40%, was für meine Arbeit nicht mehr ausreichend war.

In dem Vorgespräch äußerte mein Operateur nun für mich vollkommen überraschend, dass er mir auch auf dem zweiten Ohr ein Mittelohrimplantat empfehlen würde. Auf der einen Seite freute es mich, dass mein Ohr noch dafür geeignet sein sollte. Auf der anderen Seite wurde meine Planung für das Gespräch dadurch vollkommen über den Haufen geworfen. Anstatt noch einmal über die geeignete Elektrode und andere Details der Operation zu sprechen, gingen mir jetzt andere Fragen durch den Kopf: Übernimmt die Krankenversicherung auch die Kosten für ein Mittelohrimplantat? Stimmen die Werte der Knochenleitung tatsächlich? Einige Töne wurden nämlich nur auf der Gegenseite gehört, mein Operateur meinte jedoch, dass diese überhört worden seien, da die Werte auf der zu operierenden Seite geringfügig unter denen der bereits mit dem MOI versorgten Seite liegen könnten.

Sein stärkstes Argument war aber, dass ich mit dem MOI sofort wieder sehr natürlich hören würde. Aber welche Hilfsmittel konnten mit dem Gerät verbunden werden?  Da ich unterrichte, wollte ich zumindest gern eine FM-Anlage anschließen können. Würde es tatsächlich Weiterentwicklungen geben? All diese Fragen schwirrten in meinem Kopf, weshalb hatte mir vorher kein Arzt dazu geraten, was sagt der Techniker dazu? Bis zum nächsten Morgen, 7h, musste ich mich entscheiden.

In meinem Zimmer wartete ich bis 23h auf den völlig übermüdeten Assistenzarzt, der auf meine Fragen nur sagte: „Wenn der Chef das sagt, dann ist das wohl so“. Keine wirkliche Hilfe. Nachdem ich am nächsten Morgen ab 6:30h vergeblich versucht hatte, einen bekannten Arzt und meine Versicherung anzurufen, entschied ich mich trotz Zweifeln, bei dem ursprünglichen Plan, ein CI zu nehmen, zu bleiben.

Diese sehr nervenaufreibende Nacht vor meiner CI-OP ist mittlerweile fast drei Jahre her. Wie denke ich heute über meine einsame Entscheidung? Im Großen und Ganzen habe ich meine Entscheidung nicht bereut. Die OP ist gut verlaufen, ich hatte keine postoperativen Probleme, weder war mir schwindelig, noch hatte ich Schmerzen. Zu meinem Leidwesen ist jedoch mein Hörvermögen im Innenohr durch die OP fast gänzlich zerstört worden, obwohl versucht wurde, dies mit einer kürzeren Elektrode zu schützen. Ich bin also ohne CI auf dieser Seite nun komplett taub. Dass versucht werden kann, das Restgehör zu erhalten, dass dies jedoch nicht garantiert werden kann, war mir allerdings vor der OP bewusst.  Ich habe schnell mit dem CI verstanden und dann sogar ein Jahr mit CI und MOI ohne Hilfsmittel unterrichtet. Bei den akustisch ungünstigen Altbauräumen, in denen ich arbeite, war dies jedoch immer mit großer Anstrengung verbunden, sodass ich mittlerweile eine FM-Anlage nutze, die jedoch nur mit dem CI verbunden werden kann. Das MOI-Ohr wird durch einen im Raum aufgestellten Lautsprecher (soundfield) unterstützt. Der Klang des CIs ist allerdings immer noch nicht wirklich natürlich, ich höre in vielen Situationen, vor allen solchen, in denen Hall entsteht, so, als stünde ich in einem riesigen Metallzylinder, in dem eine Murmel kreist. Wenn ich die CI-Seite und die MOI-Seite vergleiche, merke ich, dass ich auf der CI-Seite die hohen Frequenzen viel besser wahrnehme, auf der MOI-Seite dagegen die tiefen. Vom Klang her wäre das MOI zweifelsohne die bessere Alternative gewesen. Aber da mein Hörverlust ja progredient war und das vorhandene MOI schon keine wirklichen Reserven mehr hatte, hätte dies, auch bei gutem Ergebnis, bedeutet, dass immer die Gefahr bestünde, doch eines (nicht sooo fernen Tages) ein CI zu brauchen und eine erneute Operation auf mich nehmen zu müssen.

Mein Eindruck ist, dass der unterschiedliche Höreindruck von CI und MOI sich zwar teilweise ergänzt, aber nicht immer harmoniert. Der schreckliche Hall ist beispielsweise stärker, wenn ich das MOI auf der anderen Seite trage, also fast immer. Vielleicht wäre es angebracht, über ein CI auch auf dem zweiten Ohr nachzudenken. Doch solange ich in manchen Situationen mit diesem Ohr besser telefonieren und auch Musik natürlicher genießen kann, möchte ich auf eine weitere Operation verzichten. Ich hoffe, noch ein paar Jahre mit dem Mittelohrimplantat auf der rechten Seite auszukommen. Aber wenn nicht, werde ich mich schnell für ein zweites CI entscheiden. Und hoffen, dass der Abend vor der Operation diesmal entspannter verläuft. 

Julia