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Grundschule für hörgeschädigte Kinder

Hörgeschädigte Kinder: Tipps an Studierende und Lehrende 

Im Rahmen meines Seminars zur Hörerziehung an der Universität Frankfurt hat eine hörgeschädigte Studentin mit Unterstützung ihrer Logopädin vermittelt, was ihr das schulische Lernen erleichtert, bzw. erschwert hat.

Es folgen 10 Tipps bzw. Hinweise, die anderen Studierenden und Lehrenden Orientierung bieten, um mit kleinen Verhaltensänderungen die Kommunikation zwischen Hörenden und Hörgeschädigten bzw. Schwerhörigen zu erleichtern.
 

Besondere Beeinträchtigungen des Hörens berücksichtigen

Es ist wichtig, sich dem eingeschränkt hörenden Kind ganz zuzuwenden und es in Ruhe anzusehen. Wenn ein Kind den Blickkontakt löst, wird es unerreichbar in seiner Welt. Hörgeschädigte Kinder können nicht gerufen oder gewarnt werden, wenn nicht vorher Blickkontakt besteht. Es ist ebenfalls wichtig, sich durch Rückfragen (Was habe ich gesagt?) zu vergewissern, ob das Gegenüber die Situation auch wirklich versteht. Es bringt hörbehinderte Menschen immer wieder in Konfliktsituationen, wenn sie zwar gut artikulieren können, aber doch die gesamte Situation nicht vollständig verstehen. Im Rollentausch können sich Missverständnisse klären lassen.
 

Einfach da sein

Auch Situationen „normaler Nähe“ sind wichtig, ohne therapeutische oder didaktische Absichten. Wirken lassen, was vom Kind kommt – nicht immer selbst die Situation definieren. Einfach mal die therapeutische Brille ablegen.
 

Zeit lassen zum Dialog

Den hörgeschädigten Menschen mehr Zeit zum Zuhören und mehr Zeit zum Sprechen lassen, da beim Sprechen ohne ausreichende Eigenkontrolle die Mundmotorik bewusst gesteuert werden muss. Das gilt besonders für die hoch frequenten Zischlaute.
 

Eigene Stärken und Schwächen

Im Kontakt mit Kindern könnte man ein Beispiel sein im Umgang mit eigenen Schwächen (z.B. Merkfähigkeit beim Memoryspielen) aber auch mit eigenen Stärken und dies auch altersangemessen thematisieren.
 

Sich eigene Wahrnehmungsmuster bewusst machen

Man sollte eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten im Schulalltag nachspüren und dabei Stärken und Schwächen der eigenen Sinnesleistungen berücksichtigen.
 

Eindeutige Körpersprache

Mimik und Gestik sollen mit der Sprache übereinstimmen und es keine „doppelten Botschaften“ (Watzlawick 1996) gibt, um paradoxe Verhaltensanforderungen zu vermeiden.
 

Gesprächsführung

Bei freien Gesprächen ist der Kreis die günstigste Sitzordnung. Die Lehrkraft als Leiterin des Gesprächs sollte darauf achten, dass
die Gesprächspartner nacheinander reden, weil Richtungshören und die Figur-Grundwahrnehmung erschwert sind.
sie die Kinder mit Namen aufruft, sie dabei an schaut und nicht nur auf Kinder deutet.
die Kinder auf die Sprecherin oder den Sprecher zu schauen, nicht auf die Lehrerin.
das hörbehinderte Kind vom Mund ablesen kann. Das kann dadurch unterstützt werden, 
dass die Lehrkraft sich in die Nähe eines hörbehinderten Kindes stellt und so die Aufmerksamkeit der hörenden Schüler auf das hörbehinderte Kind lenkt.
 

Veranschaulichungen durch Merk-Stützpunkte

Wenn abstrahierende Erklärungen unvermeidbar sind, dann sind anschauliche Merk-Stützpunkte nützlich im Sinne von: Wenn A mit B und B mit C, dann gilt auch A mit C. Merk-Stützpunkte sollten an der Tafel oder besser am Tageslichtprojektor visualisiert und für Zusammenfassungen benutzt werden.
 

Modellverhalten in der Lehrersprache

Es ist gut, langsam zu sprechen und prägnant zu formulieren - ohne Schachtelsätze. Bei Diktaten sollte die Lehrerin bzw. der Lehrer darauf achten, immer nur soviel Text vorzulesen, wie sich das Kind merken kann. Das Kind ist darauf angewiesen, auch das letzte Wort des Textes von den Lippen des Lehrers abzu“sehen“ und kann nicht schon bei den letzten diktierten Worten zu schreiben beginnen. 
 

Arbeitsanforderungen variieren

Übungen und Spiele zum Tasten und Fühlen (Wiedenmann 2000) bringen Entspannung den Körper, besonders für den Hals und den Rücken, weil es sehr anstrengend ist, immer nur zuzuhören. Dies gilt für alle Kinder, besonders aber für Kinder mit Hörschädigungen.
 
 
Wiedenmann, Marianne: Systemische Analyse von Qualifizierungsbedingungen für integrative Sprachförderung in der Lehrerbildung, Dissertation. Universität Frankfurt 1997, S. 271/272 – 
 
Wiedenmann, M. (Hg.): Handbuch Sprachförderung mit allen Sinnen. Beltz-Weinheim 2000
 
 
 
(c) Dr. Marianne Wiedenmann, Jahnstr. 48, 60318 Frankfurt Fax:069/497797 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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