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Erlebnisse mit meinem CI im Norwegen-Urlaub

Ich habe wieder eine Gruppenfreizeit der Liebenzeller Mission mitgemacht – insgesamt die fünfte (davon das dritte Mal in Norwegen). Aber erstmals mit CI. Vorher hatte ich mich mehr oder weniger schlecht mit Hörgeräten herumgeschlagen. Da ich nun mit dem Implantat wieder viel besser hören kann, war ich gespannt auf die Erlebnisse. Auch mit CI war diese Freizeit für mich eine Herausforderung, denn ich war die einzige CI-Trägerin unter 48 anderen guthörenden Teilnehmern... Aber in dieser Situation hatte ich die Gelegenheit, auf ‚Entdeckungsreise’ zu gehen. Es war für mich Hörtraining pur, und ich habe viele (neue) Hörerfahrungen und -erlebnisse gemacht.
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Was alles an (Hör-)Technik und Zubehör mitgereist ist: Am Kopf habe ich natürlich meinen Sprachprozessor links und das Hörgerät rechts getragen. Im Gepäck befanden sich: Batterien (wichtig!), meine farbigen Batteriefächer, Trockenkissen, Transportbehälter für Sprachprozessor und Hörgerät, Ersatz-CI-Spule, Benutzerhandbuch, Ansteckmikrofon, Audiokabel, FM-Anlage (Sender + Empfänger) mit Adapter,... Ein guthörender Mensch hat es da einfacher: Er hat die Ohren ‚fertig und empfangsbereit’ am Kopf!

 

 

Die Kommunikationsbedingungen waren für mich oft schwierig: Hoher Geräuschpegel (Stimmengewirr/Störgeräusche), Sprecher aus verschiedenen Ecken, Dialekte der Teilnehmer,... Ich hatte daran einiges ‚zu beißen’. Aber meine Zähne sind alle intakt geblieben (!) – Ich habe die Situation einfach als Abenteuer betrachtet und viel experimentiert mit Einstellungen/Technik. Auch Hörtaktik war oft notwendig (optimalen Platz suchen usw.). Meist habe ich mich gut geschlagen. Es ist mir soweit gelungen, das Beste aus meiner Situation zu machen und für meine Bedürfnisse einzustehen.

Ich kannte zu Beginn nur wenige von den Teilnehmern. Aber ich hatte keine Probleme, mich in die Gemeinschaft einzufügen. Ich habe meinen Prozessor schön sichtbar getragen und die anderen über das Thema aufgeklärt. Viele haben großes Interesse gezeigt. Denen konnte ich natürlich eine Menge von meinen Erlebnissen mit CI erzählen. Zwei Teilnehmer wussten bereits, was ein CI ist, allen anderen war es unbekannt.

Meine Gefühle sind oft ‚Achterbahn’ gefahren. Manchmal war ich total happy, weil das Verstehen gut klappte. Dann hätte ich vor Freude Luftsprünge machen können. Das habe ich dann auch: auf dem Trampolin. Dabei hatte ich riesigen Spaß! Aber ich war manchmal auch traurig, denn es klappte nicht immer gut. Hör-Schwankungen traten auch dort auf. Meist konnte ich aber recht gut damit umgehen – ruhig und gelassen bleiben.

Zwischendurch habe ich mich auch mal überfordert. Den ganzen Tag HÖREN ist anstrengend... Aber es hat mich nicht so erschöpft wie üblich. Hin und wieder habe ich kleine ‚Hör-Pausen’ eingelegt (Prozessor ausgeschaltet). Aber lange habe ich es ohne Prozessor nie ausgehalten – ich wollte dann so schnell wie möglich wieder hören! Ich habe doch gemerkt, wie sehr ich auf die Technik angewiesen bin und auch, wie sehr sie mir hilft. Ohne Prozessor (z. B. beim schwimmen im Fjord, abends vorm Schlafengehen) war die Kommunikation schon schwierig. Da war ich einfach etwas unsicher, weil ich um mich herum nichts mehr mitgekriegt habe.


Bei unserer Gletscherwanderung habe ich den Prozessor abgesetzt (wegen wolkenbruchartigem Regen)... Auf dem Gletscher trugen wir auch alle Helme – darunter hätte ich das Gerät gar nicht tragen können. Zum Glück konnte eine Teilnehmerin etwas Gebärden. Sie hat mir manchmal gedolmetscht.

Hinsichtlich Technik habe ich beide Prozessor-Programme, den ‚Flüster-Modus’, Ansteckmikrofon sowie FM-Anlage ausprobiert und versucht, jeweils eine optimale Einstellung zu finden. Das war nicht immer einfach. Etwas Probleme bereitet hat mir die oft wechselnde Geräuschkulisse: Mal war’s laut, dann musste ich ganz leise pegeln (z. B. beim singen). Zum Verstehen von Sprache musste ich aber wieder lauter stellen. So wechselte das manchmal in rasantem Tempo. Das hat doch manchmal meine Nerven strapaziert...

Hör-Erlebnisse, über die ich mich gefreut habe:

  • Naturgeräusche: Plätschern des Wassers an die Felsen, Rauschen des Windes in den Bäumen, Prasseln des Regens. Es ist überwältigend, die wunderschöne Natur sehen und hören zu können!
  • Am Kamin konnte ich das Feuer knistern hören.
  • Beim Frühstück habe ich das Geräusch von Cornflakes beim Auffüllen auf den Teller gehört (auch inmitten vieler anderer Geräusche). Wer achtet schon auf so etwas?? Ich tue es, weil es für mich ein Geschenk ist, das hören zu können!
  • Auf der geführten ‚Geröllwanderung’ habe ich teilweise verstanden, was der Führer (englisch!) sprach. Wenn ich bedenke, dass ich anfangs mit CI auch deutsch noch nichts verstehen konnte, ist das ein riesiger Fortschritt!
  • Ich habe festgestellt, dass ich nicht mehr oft meine FM-Anlage brauche. Früher hätte ich die in solchen Situationen dringend gebraucht, aber jetzt reicht das CI oft allein aus! Ich konnte auch ohne zusätzliche Technik vieles klar verstehen – allerdings nicht alle Personen gleich gut, und bei Störgeräuschen wurden mir meine Grenzen wieder bewusst. Zwischendurch habe ich die FM-Anlage doch genutzt, um mich weniger anstrengen zu müssen.
  • Am Tisch konnte ich trotz Störgeräuschen einiges aufschnappen! Mit Hörgerät wäre das unmöglich – da kommt nichts Gescheites mehr rüber.
  • Musik: Wir haben viel gesungen (Begleitung mit Klavier und Gitarre). Auch Klänge von Mundharmonika und Zugposaune kamen uns zu Ohren. Ich habe bewusst auf den Klang geachtet. Einiges kam bei mir wirklich als künstlich/blechern an. Aber ich hatte überwiegend den Eindruck, dass das Hören von Musik mit dem CI angenehmer geworden ist. Was ich nicht gut ertragen konnte, war die Mundharmonika. Ich hörte nur quietschen... Schön war, dass ich beim Klavier deutlich hohe Töne heraushören konnte.
  • Beim Singen: Jetzt merke ich, wenn ich in einer falschen Strophe hänge. „Halt, das passt nicht...!“ Früher hätte ich das gar nicht gemerkt...
  • In unserem Freizeithaus stand ein Telefon. Zufällig sah ich an der Tür ein Schild, worauf ein großes T stand. Ich schaute es mir genauer an. Dort stand auf norwegisch, dass der Apparat eine eingebaute Telefonspule hat (soviel konnte ich mir zusammenreimen). Ahaaa! Das wollte ich unbedingt ausprobieren. Also habe ich mich mal anrufen lassen. Und: Es klappte super! Hinter mir waren andere am Tischtennis spielen, und es war ent-sprechend laut. Aber mich hat es nicht gestört, weil ich mein CI auf Telefonspule umgestellt habe und ich NUR das gehört habe, was aus dem Hörer kam. Ich konnte gut verstehen. Mein Gesprächspartner hat sich allerdings beschwert, weil es um mich herum so laut war! – Auf einem schnurlosen Gerät bekam ich auch einen Anruf. Da konnte ich kaum was verstehen. Das sind also totale Gegensätze. Wie soll ich darüber denken: Soll ich mich über das eine Mal, wo es nicht geklappt hat, ärgern? Oder über das andere Mal freuen? Ich habe mich für letzteres entschieden, und das ist auch der bessere Weg!
  • Spaßig fand ich, dass manchmal die Technik im Bus piepte!
  • Im Osloer Vigeland-Park konnte ich wunderschön ‚Geräuschtraining’ machen. Erstaunt hat mich, wie laut Möwen kreischen können!

Was noch erwähnenswert ist:
 

  • Ich bin hin und wieder auf Geräusche gestoßen, die ich nicht sofort zuordnen konnte. „Was ist das??“
  • Einen im wahrsten Sinne des Wortes ‚gehörigen’ Schreck habe ich bekommen, als ich vor Abfahrt der Fähre an Deck stand und plötzlich wahnsinnig laut die Hupe ertönte. Schnell habe ich mir die Spule vom Kopf gerissen. Ein guthörender Mensch würde sich da die Ohren zuhalten – ich trenne einfach die Verbindung!
  • Das Richtungshören hat mir Probleme bereitet. Öfter habe ich mich gefragt: „Woher kommt das Geräusch?“ Bei Gruppengesprächen musste ich auch manchmal erst die Person, die sprach, mit den Augen suchen.
  • Bei einer Fischkutterfahrt habe ich zum besseren Halt das Ohrpaßstück am CI getragen, damit das Gerät ja nicht ‚über Bord’ geht. Außerdem habe ich ein Stirnband aufgesetzt, damit der Wind nicht so sehr in das Mikrofon bläst.
  • Sportliche Aktivitäten: Beim Trampolin springen habe ich vorsichtshalber den Prozessor abgezogen. Beim schwimmen musste ich es sowieso. Bei Volleyball und der ‚Trollympiade’ habe ich ihn aufgelassen (wieder mit Ohrpaßstück zum besseren Halt).
  • In den letzten Tagen habe ich das Hörgerät nicht aufgehabt (der Schlauch war eingerissen). Ich habe es aber gar nicht sonderlich vermisst. Hauptsache, das CI funktioniert, denn das bringt viel mehr!


Die Zeit in Norwegen war echt toll. Wir haben so viel Schönes gesehen und erlebt. All das hat mir sehr gut getan. Mir ging es viel besser als vorher zu Hause. Ich konnte richtig auftanken und Kräfte sammeln. Dankbarkeit erfüllt mich: Ich kann wieder hören – Gott hat mich reich beschenkt!

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