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Mein Tinnitus und ich…

Ein Bericht über meine Tinnitus-Therapie:

29.05.07

1. Tag der Tinnitus-Therapie, wir sind 8 Leute, 5 Frauen und 3 Männer. Einer hat schon unheimlich viel ausprobiert, inkl. teuren angepassten Ohrenstöpseln, dann haben wir eine, die einen kranken Mann inkl. behindertem Sohn hat, dann noch die "Schickse" auweia, dazu später mehr.

Erst haben wir uns vorgestellt und auch kurz erzählt seit wann, und wie laut (also auf einer Skala von 1-10) und teilweise auch ob er uns beeinflusst. Dann wurde uns das Konzept erklärt, es besteht aus 5 wichtigen Bausteinen:

Entspannung (in dem Fall Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen),
Aufmerksamkeit,
Stress,
Beeinflussung und
Gruppe.

Wobei Gruppe der Austausch mit den anderen bedeutet. Dann haben wir auch schon angefangen mit der PMR (progressiv muscel relaxing), war schon ganz nett, obwohl ich die Empfindungen hatte, daß die Entspannungsteile sehr lang waren, typische TT Angewohnheit, scheinbar immer unter Strom, diese Empfindung hatten nämlich viele.

Zu guter Letzt gab es noch einen Vortrag von einem Zahnarzt (Spezialist für Aufbissschienen bzw. Kiefergelenkserkrankungen/verschiebungen und ihre Folgen), sehr interessant, nun werde ich mir wohl doch nen neuen Zahnarzt suchen. Einen der sich sogar mit TT auskennt.

Danach kam Herr Dr. Strahl, der auch mein HNO Arzt ist, hat auch noch mal erklärt, wie das Ohr funktioniert und wo Angriffspunkte für einen TT sind und warum. Und endlich weiß ich auch wozu Magnesium ist, hat keinen direkten Einfluss auf den TT, aber beruhigt das Ohr ein wenig, insbesondere den Muskel, der am Trommelfell hängt. Wie das ganze jetzt genau zusammenhängt, hmm, tja. Magnesium kann aber an sich nicht schaden.

Er sagt auch explizit, daß man nicht weiß, wo er herkommt, das es 1000 Ursachen haben kann, er aber doch zuversichtlich ist, daß uns die Therapie hilft, besser mit ihm umzugehen, und dann vielleicht weiter Ursachenforschung zu betreiben, wenn man möchte.

Ich werde mich noch mal auf meine Zähne stürzen und eventuell noch mal mit meinen Füßen zum Orthopäden gehen (da war doch was). Aber das alles nach der Therapie, denn andere Beschwerden als den TT hab ich ja nicht.

2. Tag

Also heute das erste mal Musiktherapie. Noch mal allgemein was gehört zum Thema Hören und Gehirn und Filterfunktionen. Filterfunktion bedeutet, daß man viele Geräusche gar nicht mehr wahrnimmt, weil es dem Hirn zu anstrengend ist, wie z.B. Wer an einer viel befahrenen Straße wohnt, hört die Autos ja auch nicht mehr wirklich, ist zu anstrengend für das Gehirn da immer Signale zu senden. Bei TT Patienten ist es wohl so, daß diese Filterfunktion nicht mehr richtig funktioniert (u.a.), der TT ist ja an sich und wirklich objektiv nur 5-15 db laut (un-abhängig von der Frequenz, die stark unterschiedlich sein kann).

Nun wird durch die Musiktherapie versucht das Gehirn auszutricksen, man bekommt ein Musikstück, das sich zusammen setzt aus: Weißem Rausch, Regen, Musik und dabei soll man sich unterhalten, lesen, spülen etc.

Diese 4 Aspekte führen dazu, dass das Gehirn sich irgendwann überlegt: Was schalte ich von den 4 Sachen aus, ah Regen und weißes Rauschen ist immer da, also weg :) Weißes Rauschen ist übrigens die Zusammenlegung von allen Frequenzen, die das Ohr hören kann, also ich auch der TT dabei, wird dann mit ausgeblendet. So die Theorie, wie die Praxis aussieht, mal sehen. Das ganze muss man 3 Monate lang, 3mal täglich machen.

3. Tag

Puh Glück gehabt, war spät dran, aber unsere Kursleiterin war krank, so daß die Vertretung auch zu spät war. Heute haben wir uns noch mal etwas intensiver einander vorgestellt. Alter, Beruf, wie lange TT, was getan, Schlafstörung etc. Für die Schlafgestörten gab es mehrere Tipps: Zimmerbrunnen, Gedanken abends aufschreiben, nichts ins Bett nehmen, Alkoholkonsum reduzieren (trinkt jeden Abend Wein). Nicht uninteressant.

Danach haben wir den Teufelskreis durchgenommen: Ohrgeräusch = Aufmerksamkeit = Gedanken/Bewertungen = Gefühle = Verhalten = Körperliche Reaktion = Ohrgeräusch. Bei manchen fällt das Verhalten raus (Verhalten im Zuge von TT = Sozialer Rückzug, Schlafstörungen, verminderte Leistung)

Auch nicht uninteressant, ab morgen geht es dann los damit, wie den Teufelskreis zu durchbrechen?!

Danach gab es noch mal Muskelentspannung, dabei ist mir heute schwindelig geworden, so dass ich das morgen mal im liegen machen muss, hmm.

4. Tag

Musiktherapie, 2. Teil, wir haben gesprochen über SRCC, bedeutet Stimulation, Reaction, Consequenz.

Ich kann auf meinen TT auch positiv reagieren mit z.B. Allem was mir Spaß macht, egal ob das Sport, Musik, reiten, feiern etc. ist. Dann haben wir erzählt, was wir für Musik hören, da war aufgrund des Altersunterschiedes natürlich alles zu finden. Danach haben wir einen Befindlichkeitstest gemacht, danach haben wir das zweite Musikstück gehört, was auch eingesetzt werden kann vor Operationen. Danach wieder ein Befindlichkeitstest. Bis auf einen hat sich bei allen eine positive Wirkung gezeigt, schon erstaunlich was Musik so machen kann.

5. Tag

Unsere Therapeutin war wieder da. Heute haben wir gesprochen wie man aus dem Teufelskreis ausbrechen kann und wie wir das auch schon vereinzelt machen. Mit Sport und Freunden und lesen und und und. Ich habe zugestanden, daß ich noch ein wenig unsicher bin da ich Angst habe, das ich zu den 20% gehören könnte, die nach der Therapie den TT noch haben, also tun wir ja eh alle, aber das ich damit noch nicht so klar komme. Obwohl ich eigentlich selbst weiß, daß es nicht so sein wird, denn schließlich vergesse ich ihn ja jetzt auch schon und die Therapie geht ja auch noch 3 Monate weiter, das muss ich ja dann noch zu Hause weiter machen.

Danach noch mal Musik gehört und den Jacobsen gemacht, nach dem Schwindel beim letzten Mal, diesmal im liegen, ja das geht viel besser.

6. Tag

ABC Modell kennen gelernt. Aktion (z.B. Versetzt werden), führt zu einer Bewertung (z.B. Hoffentlich ist dem nix passiert, Wut weil er nicht kommt oder och keiner mag mich etc.) das führt zu Consequenz (schlecht fühlen, unsicher fühlen etc.) Mehrere Beispiele angeführt, auch diskutiert, ob es möglich ist an Bewertungsschemata was zu ändern, was ich für mich bejahen konnte. Z.B. nehme ich mir immer mal meine Arbeitskollegin als gutes Beispiel, wenn mal was auf der Arbeit schief läuft nimmt sie sich das nicht so zu Herzen wie ich. Also es geht. Danach noch mal die Muskelentspannung Kurzform (viel viel besser) und Musik.
Herrlich.

7. Tag

Letzter Tag Musiktherapie, zum Einstieg erzählt wie es so geht, ob man die Musikstücke soweit hört und gut damit klarkommt. Danach Jacobsen Mischform gemacht. Nach der Pause haben wir zusammen die Vokale gesungen, gebrummt wie auch immer, hilft wohl den TT mal etwas still zu bekommen, bin schon gespannt. Habe festegestellt das meiner wohl doch eher niederfrequent ist, da bei mir ein helleres i mehr Erfolg erzielt. Danach sollten wir Malen zur Musik, uns von der Musik treiben lassen, ich hatte einen Schmetterling auf meiner Buntstiftpackung und passend zur Musik und zum Wetter habe ich eine Wiese aus der Sicht der Tiere gemalt, niedlich wie eine Dame meinte. Motive waren bunt gemischt, von Wiese über See, über Abstrakt, ach alles, es macht richtig Spass und ja ob ich das öfter machen werde bezweifle ich, außer die Nichten sind vielleicht Mal zu Besuch :-)

8. Tag

Eigentlich der letzte Tag, heute noch mal gesprochen über Bewertung und Teufelskreis, nichts weltbewegendes mehr. Noch mal den Jacobsen gemacht, und Musik gehört. Sehr locker alles.

9. Tag

Heute haben wir noch mal den Fragebogen vom ersten Tag ausgefüllt, den kann man nämlich auswerten und dann haben wir erfahren wie sich unsere Bewertung vom Tinnitus geändert hat. Bei den meisten wie auch bei mir gab es eine Verbesserung, bei einigen sehr stark, bei anderen weniger. Bei einer gab es sogar eine leichte Verschlechterung, da sie am Wochenende einen TT Schub hatte, hierzu muss ich noch sagen, dass es bei ihr wahrscheinlich von der Durchblutung kommt, da ihr die Durchblutungstabletten meist TT freie Tage bescheren, wenn da nicht der Druck auf den Ohren wäre. Danach wurden wir noch reihum gefragt, was wir aus der Therapie für uns mitnehmen. Ich nehme definitiv mit die Musik, die Bewertungsmodell, die Ablenkung jedweder Art. Den Jacobsen ja auch ;)

4 Wochen später

Die Musik höre ich immer noch fleißig, ob es wirklich hilft wird sich zeigen, aber da sie sich wunderbar in den Alltag integrieren lässt. Den Jacobsen, hmm, seitdem nicht mehr praktiziert :-)

Ich mache aber weiterhin Sport und gleiche den Jacobsen damit aus, entweder ich power mich beim Sport ordentlich aus und entspanne danach oder mache Yoga und Pilates, das macht riesig Spass und ist ein prima Jacobsen Ersatz.

Mein TT, ja tatsächlich morgens ist er sehr oft so leise das ich ihn kaum höre, abends ja geht so. Manchmal ist er allerdings auch morgens laut, aber ich weiß ja das es besser wird. Anfang September kann ich ja mal berichten ob die Musiktherapie angeschlagen hat und die Filter wieder einwandfrei funktionieren ;)

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