Wie das CI zur Garantie für ein lebenslanges Hören wurde
Mein Name ist Daniel Miskulnig, ich wurde am 2.6.1984 in Klagenfurt geboren. Seit meiner Geburt bin ich durch einen genetischen Defekt namens Norrie-Vaburg (vereinfacht gesagt das Gegenteil vom Ushersyndrom) vollblind und seit meinem 10. Lebensjahr zusätzlich schwer hörbehindert. (Zum Glück hat sich bei mir aber das Sprachzentrum noch vollständig entwickeln können).
Ich habe im Juni 2004 an der Handelsakademie in Klagenfurt maturiert. Bereits im Oktober 2004 konnte ich meine Arbeit in der Landesregierung als Sachbearbeiter mit dem Spezialgebiet „barrierefreies Webdesign“ antreten. Privat interessiere ich mich eher für Musik, Politik, weltanschauliche Themen und Hörbücher.
Vom CI hatte ich zwar immer wieder gehört, aber eine Operation nie ernsthaft in Betracht gezogen, weil es immer hieß, das wäre nichts für mich, weil mein rechtes Ohr ja noch gute Hörreste hätte. Im November 2009 stieß ich zufällig auf einen Wikipedia-Artikel in welchem zu lesen war, dass CI-Operationen mittlerweile auch bei jenen durchgeführt werden, die auf einem Ohr noch gut hörend sind. Da mir schon längere Zeit aufgefallen war, dass mein Hörgerät auf der linken Seite keine wirkliche Hilfe mehr war, ließ ich mir von meinem HNO-Arzt eine Überweisung für die Klinik geben, wo ich im Jänner 2010 untersucht wurde.
Der dort zuständige Arzt erklärte mir anschließend, dass eine CI-Operation bei mir in 15 bis 20 Jahren sicher zu überlegen wäre, aber es im Moment einfach zu gefährlich wäre, das Restgehör zu zerstören. Damit war das Thema für mich vorerst mal erledigt. Da allerdings so gut wie alle, die sich mit dem Thema auskennen, mir empfahlen einmal nach Salzburg zu fahren, ließ ich mir nach längerem Zögern, von Klagenfurt nach Salzburg sind es immerhin rund 300 Kilometer, einen Termin für eine Untersuchung geben.
Der dort zuständige Akustiker Magister Mayr meinte am Schluss, dass ein CI mir in den ersten Monaten zwar einiges abverlangen würde, aber langfristig ziemlich sicher zu Verbesserungen führen würde und empfahl mir noch beim zuständigen Arzt Primarius Rasp vorbeizuschauen. Auf mein Restgehör angesprochen meinte er dass so wenig wäre, dass es schon egal wäre. Mit dieser Feststellung hatte er, wie sich nachträglich zeigte, leider recht. Die Szene, die sich im Behandlungszimmer von Doktor Rasp abspielte, werde ich nie vergessen. Als ich vor ihm stand und etwas lockerer, als mir zu mute war sagte: „Grüß Gott, Miskulnig mein Name und ich bin hier hergekommen, weil ich gerne wissen würde, ob bei mir eine Implantation Sinn machen könnte“, musste er erst 5 Sekunden nach Luft ringen, eher er mit leicht bayerischen Akzent entgegnete: „Eindeutiges Jaaaaa. Sie haben 10 Jahre normal gehört. Rechts hörens ja noch ganz ordentlich. Aber links des woa. Sie haben einen Hörabfall, der ist irre, und wenns rechts noch an Hörsturz hobn, dann hobns a gewoltiges Problem“. Der tiefgehende Sinn seiner Worte sollte mir erst später so richtig bewusst werden.
Vor allem seine mehr als deutliche Empfehlung brachte mich dazu, mich recht bald für eine CI-Operation am Salzburger LKH zu entscheiden. Am 23.02.2011 war es dann soweit...
In Österreich muss man nicht bei der Kasse um eine Bewilligung ansuchen, wofür ich sehr dankbar bin. Um 7 Uhr wurde ich für die Operation fertig gemacht und bekam eine Tablette durch welche ich gleich wieder einschlief. Als ich wieder aufwachte, hatte ich einen Verband am Kopf und merkte, dass ich zur Toilette musste. Ich dachte mir „Um Gottes Willen die haben deinen Kopf schon für die Operation fertig gemacht. Jetzt aber schnell“. Doch kaum hatte ich einen Schritt gemacht stand eine Schwester neben mir. Ich ließ mich von ihr aufs WC führen. Als ich mich wieder ins Bett legte, wunderte ich mich, warum mich denn so lange niemand abholte. Nach einiger Zeit musste ich wieder und hatte schon wieder die Schwester neben mir. Etwas genervt dachte ich mir: „Was ist denn da los“? Und gab mein rechtes Hörgerät ins Ohr. Danach fragte ich die Schwester: „Warum sind Sie denn immer neben mir“? Sie erklärte mir, das müsse nach der Operation so sein. Etwas verdattert fragte ich: „Ja bin ich denn schon operiert?“, worauf sie ihrer sie etwas gereizt erwiderte: „Ja, sie sind schon operiert“. Ich beschloss mal auf die Uhr zu schauen, oder genauer gesagt zu hören, um verblüfft festzustellen, dass es wirklich schon 14 Uhr 30 war.
Ich hatte weder Kopfschmerzen, noch Schwindelgefühle noch sonst etwas und ärgerte mich etwas, dass trotzdem dauernd die Schwester neben meinem Bett rum stehen musste. Der schien jedoch auch aufgegangen zu sein, dass sie bei mir nur ihre Zeit verplemperte, denn als Primarius Rasp kurz hereinschaute, maß sie mir blitzschnell den Blutdruck und fragte ihn, ob sie mich denn alleine lassen könne. Er erlaubte es ihr, wofür wir ihm wohl beide dankbar waren. Beim Abendessen, es gab eine kräftige Suppe mit Fleisch, Nudeln und Gemüse, brauchte ich zwar etwas länger zum Schlucken, konnte aber ohne Probleme alleine die ganze Portion aufessen. So kam es, dass ich bereits am Tag nach der Operation das LKH verlassen konnte.
Bereits zwei Wochen nach der Operation bekam ich bei Magister Mayr meinen Prozessor. Ich hatte mich für Med-El entschieden, weil mir die Fernbedienung sehr gut gefällt.
Ich war am Anfang etwas enttäuscht, weil die Verstärkung so mickrig war. Es war der in Salzburg ansässige Logopäde Magister Leyrer, der mich sehr deutlich auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. Bei den nächsten Einstellungen bekam ich die Zusatzpower, hatte aber einen kleinen Denkfehler. Aufgrund der vielen Berichte, wie schwierig und anstrengend der Anfang mit dem CI ist, dachte ich, ich müsste mir die Ohren voll pusten lassen, um mich an das CI zu gewöhnen. Ich nutzte es also gelegentlich für eine Stunde, in welcher ich nichts mitbekam, außer einem riesigen Schwall an Geräuschen und riss es dann wieder vom Ohr.
Kurz vor der dritten CI-Anpassung bekam ich auf der rechten Seite einen Hörsturz. Ich hatte in den letzten 15 Jahren insgesamt 7 Hörstürze gehabt, aber so kräftig wie dieser war noch keiner ausgefallen. Ich hörte rechts überhaupt nichts mehr. Im LKH Klagenfurt konnten die Ärzte entgegen ihrer eigenen Erwartungen den Hörsturz komplett auffangen, so dass ich als ich das LKH wieder verließ, wieder genau so gut bzw. schlecht hörte wie vor dem Hörsturz, Nach einiger Zeit merkte ich, dass es mir obwohl ich das CI immer wieder benutzte nicht wirklich besser damit ging. Deshalb bat ich Magister Leyrer, der bei der zweiten und dritten Anpassung nicht anwesend war, um einen Termin. Bei diesem erklärte er mir sehr deutlich, dass es so keinen Sinn hätte und ich das CI ganz leise stellen und sobald ich mit mehr Signalpegel umgehen könne, Schritt für Schritt lauter stellen sollte. Er meinte auch, es wäre bei mir von der Klinik einfach zu wenig berücksichtigt worden, dass ich ja nicht Lippenlesen kann. Ab da ging es mit dem CI steil bergauf. Als ich 2 Monate später wieder bei Magister Leyrer war, konnte ich mit dem CI alleine bereits recht gut kurze Sätze nachsagen. Magister Leyrer gratulierte mir und meinte: „Jetzt hast du es geschafft. Du hast das CI angenommen“. Durch das CI ist nun auch garantiert, dass ich, falls ich rechts wieder einen Hörsturz haben sollte, nicht mehr völlig von jeder Kommunikation abgeschnitten sein werde.
Fazit: Jetzt benutze ich das CI seit 4 Monaten und es hat mir im Laufe dieser Zeit schon viele schöne Erlebnisse beschert. Beim Musikhören kann ich endlich den Stereoeffekt wahrnehmen und, was für mich natürlich besonders wichtig ist, das Richtungshören hat sich sehr stark verbessert. Allen Österreichern, die über ein CI nachdenken, möchte ich DRINGEND eine Fahrt nach Salzburg ans Herz legen. Zum Schluss möchte ich mich bei allen herzlich bedanken, die mich am Weg zum CI unterstützt haben. Sollte jemand Lust haben mit mir in Kontakt zu treten bin ich jeder Zeit unter
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