Meine CI-Erfahrungen
Bevor ich ins Krankenhaus ging, dachte ich zuerst, ich würde einen Urlaubstrip antreten, da mein Chef-Arzt und ihre Assistentin mir immer guten Mut zusprachen und ich nach 10 Tagen wieder fit wäre und da heute alles viel besser und komplikationsfreier geworden ist als vor 10 oder 15 Jahren. Nun, da hab ich mich aber doch geirrt...
Im Krankenhaus angekommen (15. März 2009), einen Tag vor der OP, hatte ich einen netten Zimmerkollegen, der zufälligerweise auch gerne spielt. Habe mit ihm eine Partie Backgammon gespielt und da hat er mir sogar Tipps geben können, was ich vorher gar nicht kannte (dachte eh, dass Backgammon ein Glücksspiel wäre) aber so viel Glück ist es doch tatsächlich nicht, wenn man sich das Spiel genauer anschaut. Desweiteren erzählte der Nachbar, dass er gerne Go spielt und auf der Stufe 4 Kyu ist.
Nach dem Spielen schlief ich ganz entspannt ein und ich kam am nächsten Morgen als Erster in den OP-Saal, da die CI-Patienten einen Chef-Arzt-Bonus haben und dementsprechend behandelt werden.
Vor der OP hatte ich keine Angst, was auch daran lag, dass ich schon genug Erfahrung damit gemacht habe (5 Mal). Und die Narkose hatte es in sich, noch nie bin ich so schnell eingesackt und ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie es war, eingeschlafen zu sein.
Nach der OP wachte ich auf und spürte die Schmerzen direkt an meinem Ohr und mein Kopf dröhnte, als ob man mir mit einem Hammer eins drauf gehauen hätte... ich wollte nur noch schlafen und schlief weiter...
Nachdem ich einige Male aufwachte und etwas trank, merkte ich ein Kribbeln in meinem Magen... Mein Bauch wollte mich davor warnen, dass da irgendein Zeug drinnen ist und mein Magen machte mir deutlich, dass er irgendetwas zum Beruhigen brauchte. Also klingelte ich die Krankenschwester her und machte ihr klar, dass mein Magen etwas Verpflegung bräuchte... - Nee nix da, erst um 18 Uhr gibt es was zum Essen!! - Puh, dachte ich, wie soll ich das denn aushalten, erst in 4 Stunden? Naja, nun haute ich mich noch mal hin und merkte nach einer Weile, dass mein Magen bockte... sackte noch mal weg... mein Magen rebellierte... wachte auf und sah mich um, konnte nix machen...
4 Stunden nach der OP erbrach ich das erste Mal... auweia, waren die Krankenschwestern aber böse.
Die sagten mir, dass ich mir eine Kotztüte hätte nehmen sollen, naja, wie soll ich das machen, wenn ich im Bett schlafe, diese an der gegenüberliegenden Wand hängen und ich plötzlich kotzen muss? Tja... dann haben sie mir, in Reichweite, etliche Kotztüten hingelegt und ich durfte noch fünf weitere Male meinen Mageninhalt entleeren. Im Magen befand sich nun auch nichts anderes als Wasser, Galle, Narkotika und Blut...
Die Kotzerei hat mich wirklich fertig gemacht und dann war ich erst recht ko.... und meine Mutter kam irgendwann und ich konnte meinen Kopf gar nicht mehr heben und die Augen auch nicht und sie bekam sogar eine Live-Magen-Entleerungs-Vorstellung meinerseits angeboten...
Naja, das hat ihr Sorgen gemacht.
Also mit der Narkose hätten sie echt einen Pferd umhauen können ;-) Mein Bruder Nils meinte, sie hätten meine Zähne zum Anlaß genommen und mich derart stark narkotisiert.
Nun war ich dann zwei Wochen krankgeschrieben und das hatte ich wirklich nötig, denn mittlerweile ging es mir da schon besser, aber das Gleichgewichtsgefühl hatte ich noch nicht 100%ig zurück erlangt. Von Tag zu Tag wurde es etwas besser. Nach zwei Wochen ging ich wieder arbeiten. Dort haben sich meine Kollegen alle gefreut, mich wieder zurück zu haben ^^ und die Arbeit hatte mir auch wieder Spaß gemacht.
Nach zwei Wochen war ich immer noch nicht ganz der Alte und es fühlte sich im Kopf noch so an, als ob ich mit Medikamenten vollgepumpt wäre.
Zu dem Zeitpunkt musste ich noch zwei Wochen warten, bis mein Ding im Kopf angeschaltet wurde. Bis dahin war ich, im linken Ohr taub und wandelte mit einem Hörgerät durch die Welt. Wenn das CI angeschaltet wird, dann sollte es eine neue Art von Hören werden und auch eine Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnen werde, dachte ich mir und da giltŽs dann: üben, üben und üben...
...BEEP-WORLD...
Vier Wochen nach meiner OP, an einem Donnerstag wurde mein CI eingeschaltet und was höre ich da? Vögel über Vögel über Vögel. Da hörte ich Menschen um die Wette zwitschern, Autos und Kinder zwitschern genauso wie ein Hubschrauber und die Spatzen draußen.
Da nahm ich die Welt quasi wie ein Vogelkonzert wahr und nahm nun Töne auf, die ich vorher nie gehört habe, so konnte ich das erste Mal menschlichen Zischlaute verstehen, welch ein Wunder, ich VERSTAND VON DA AN das "S", das "z", das "f", das "sch", das "ch" und ähnliches... Hörte mein Atem rascheln, hörte meine Tasten klimpern, aber alles in einem Vogelpiepton. Da piepte, nein, da BEEPTE die Welt um mich herum ^^
Mit der Zeit nahmen die Pieptöne aber etwas Volumen auf und das Piepen wurde differenzierter und die tiefen Töne nahm ich mit dem CI noch nicht wahr, aber, so dachte ich, das wird drei bis vier Monate dauern, bis ich mit dem CI einigermaßen mein Umfeld ordentlich wahrnehmen kann. Interessant war es alle Male...
Bis jetzt hatte ich ca. 10 Einstelltermine, die alle in Berlin stattfinden.
Seit Mitte Juli bin ich in Hamburg bei Frau Dabrovski-Vöge, um das Hören und Sprechen zu trainieren. Mittlerweile üben wir auch das Telefonieren mit dem Telefon und mit dem Handy. Und wenn wir uns miteinander unterhalten, ist ihr Mundbild verdeckt. Zu den Übungen zählen die stimmhaften und stimmlosen Konsonanten. Gestern, bei unserer letzten Einheit, hat Frau Dabrovski-Vöge eine neue Tainingsmethode mit mir ausprobiert: Das Flüstern. Dieses fällt mir aber unheimlich schwer, da es für mich völlig unbekanntes Terrain ist. Aber Übung macht den Meister.
Auf der Arbeit habe ich sogar einmal ein Telefonat mit Person Unbekannt durchgeführt und es hat im Großen und Ganzen sehr gut geklappt. Dennoch habe ich noch nicht genug Mut, weitere Telefonate auszuprobieren.
Seit letzter Woche habe ich eine Zusage von der Deutschen Rentenversicherung, dass sie die medizinische Rehabilitation in der Kurklinik Bad Nauheim finanzieren.
Fortsetzung folgt�
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