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Erstanpassungsbericht für Michaels CInderella

Mit wem soll ich meine Freude teilen, wenn nicht mit Euch die Ihr erfahren habt aus welcher Stille wir kommen!
 
Diese Gedanken kamen mir, als ich am zweiten Tag nach der Erstanpassung in der Kapelle saß und zuhörte wie jemand am Flügel spielte.
Jeder, aber auch wirklich jeder Ton war da, klar, brillant klingend und fast so wie ich es in Erinnerung hatte.
 
Aber zurück zum Anfang der Story!
 
Am Montag den 27.10.2003 um 10:00 Uhr begann das Abenteuer "Hören mit CI" im HörZentrum Hannover.
 
Zuerst bekam ich grooooße Augen als mein Techniker das dicke Paket von Advanced Bionics hervorholte und meinte...."Das ist wie Weihnachten...."
"Inside" fanden sich nebst diverser Verpackungsmaterialien, etlichen Schriften und Video auch MEIN CI :-)
Mit flinken Fingern steckte der "Tech" den T-Mig-Bügel an den Sprachprozessor, ließ diesen mit seinem Computer kommunizieren und dann hatte ich das Teil auch schon am Ohr und sollte sagen ob die Töne hörbar und wenn ja ob sie angenehm, laut oder leise sein.
Schnell kam ein Ton nach dem andern und wurde auf die mir angenehme Lautstärke eingestellt.
Die Stimmen des Techs und meines anwesenden Freundes klangen noch super hoch und ich musste mich sehr anstrengen sie zu verstehen, aber welch ein Jubel, es ging!
Nach abschließender Überprüfung und Speicherung der Daten im PC war ich hier schon fertig und durfte zu Pädagogin wechseln.
Auch ihre Stimme klang noch hoch aber ich konnte Sie schon etwas besser verstehen als die beiden Herren zuvor.
Zunächst sollte ich Trommel, Glocke, Schellen und Klanghölzer hören und differenzieren. Anfangs konnte ich ja zusehen welches Instrument den Klang hervorrief, dann aber durfte ich mich umdrehen und es klapperte oder schepperte hinter meinem Rücken!
Oh je ...und jetzt das Richtige zuordnen....
Bei Trommel und Klangholz kein Problem, aaaaaber bei Glocke und Schelle das war schon viel, viel kniffliger.
Anschließend sollte ich, freundlicherweise erst mit Lippenabsehen später ohne, erkennen aus wie viel Silben das vorgelesene Wort besteht, "juhu" hat das Spaß gemacht!
Als "Hausaufgabe" sollte ich meine Umwelt erhören ? wozu ich auch reichlich Gelegenheit bekam als mein Freund und ich am Nachmittag in die Stadt fuhren. 
Was in unsere hörbaren Umwelt so alles irgendwie rauscht ist doch kaum zu glauben. Das fängt bei Autos und Klimaanlagen an und hört bei Rolltreppen noch längst nicht auf.
Die nächsten Tage waren angefüllt mit Worten aus bestimmten Kategorien, in der Kategorie Berufe habe ich den Koch kurzerhand zum Pabst gemacht, was uns alle sehr zum Lachen gebracht hat, na ja - schließlich haben ja beide ne weiße Mütze ... und mit Zahlen, mit ganzen Sätzen, mit Sätzen im Störgeräusch (Schlimmeres gibt es nicht!) und mit Telefonieren.
Ja, auch das wurde geübt, und nicht zu knapp!
Als ich dazwischen meinte :"Puuuh das ist anstrengend... konterte meine Pädagogin nur: 
"Frau Drabek, telefonieren sie gerne und viel?"...Naiv antwortete ich :"Ja sehr sogar..." und schwupps kam die Antwort:" Ja dann können wir das ja noch ein bisschen üben." Und weiter ging's am Telefon.
Ach ja und das berühmt berüchtigte "buut, baat, beet, kam natürlich auch noch, wobei beet und biit mindestens so gemein sind wie buut und boot!
 
Nachmittags, nach den Übungen am PC, übte ich auf meine Art.
Mal spazierten wir, mein Freund der mich die ganzen Tage begleitete und ich, um den Altwarmbücher See und ich hörte Blätter im Wind rauschen oder Sand und Kies unter meinen Füßen knirschen... wann habe ich das dass letzte Mal gehört...?
Mal versuchte ich, leider vergebens, die Haltestellenansage in der Straßenbahn zu verstehen (Störlärm, sage ich nur!!!!!!!)
Oder wir waren im Regenwaldhaus und ich lauschte den Erklärungen die man hierüber Kopfhörer zu Fauna und Flora des Amazonasdschungels bekommt. Übrigens, das kann ich jedem der nach Hannover kommt wirklich wärmstens empfehlen, das ist eine ganz, ganz faszinierende, tolle Sache!
 
Immer wieder realisierte ich was für ein Wunder das war... ich saß am Tisch und spielte mit meinen Freund Karten und wir redeten ungezwungen miteinander, ich brauchte Ihn teilweise noch nicht mal anzusehen und konnte Ihn verstehen. Mehr als einmal habe ich Freudentränen unterdrücken müssen!
 
Am Freitag kam dann schon der Abschlusstest unter anderem mit der Geschichte von dem Apfel- und dem Aprikosenbaum, die ich leider nicht ganz bis zum Ende geschafft habe so das ich leider nicht weiß was aus dem kleinen Baumzwitter wohl wird. 
 
Tja und seit fünf Tagen bin ich zu Hause und Alle, wirklich Alle, wollen mit mir Erzählen und Reden und sind mit mir glücklich das es soooooo gut klappt!
 
Ich hoffe ich kann all denen die noch über der Entscheidung zum CI grübeln Mut machen.
 
Ich weiß auch das nicht immer alle so toll läuft und denke es wäre auch wichtig das gerade die, bei denen nicht alles so "problemlos" geht erzählen, um ein realistisches Gesamtbild von CI-Erfahrungen zu erhalten.
Es ist ja auch bei mir noch längst noch nicht alles "Perfekt" aber es ist glücklicherweise in so rasant kurzer Zeit schon so toll. Klar, vieles klingt noch anders als ich es in Erinnerung hatte, aber ich HÖRE und darauf kommt es an!
Und das ist meiner Meinung nach ein immens wichtiger Punkt: nicht nur für den CI -Träger, sondern auch für seine ihn liebevoll umgebenden Mitmenschen, zumindest bei Spätertaubten, die oft in einem hörenden Umfeld leben.
 
Sicher ist es wesentlich schwerer von Schwierigkeiten zu berichten als von Erfolgen aber auch das gehört zu Erfahrungsberichten mit CI und nur dann können Außenstehende ein realistisches Gesamtbild von uns CI-Trägern, von der Arbeit der Techniker, Pädagogen und nicht zuletzt der Schwestern und Ärzte erhalten!
Und das ist wirklich notwendig. Es sind mir nämlich schon hörende Mitmenschen begegnet, die meinten: "Ja dann hören Sie ja wieder...." Hier immer wieder deutlich zu machen, dass das nur und nur mit dem technischen Wunderwerk CI geht und ohne diese ist und bleibt man taub, bringt die Mitmenschen erst zum Nachdenken.
 
Ganz wichtig ist mir noch, auch an dieser Stelle- vielleicht schaut ja mal jemand rein - ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an das Schwesternteam der 46, an die behandelnden Ärzte, an meinen "Techniker", der viel mehr ist als ein einfacher Tech, aber das weiß er ? und vor allem an meine Pädagogin die meine "Hörenlernstunden" so spannend gestaltet hat das es immer ein Genuss war und Konsequenz und Lockerheit gekonnt miteinander harmonierten und auch der Spaß nicht zu kurz kam.
Danke!
 
Und ein dickes Danke an Alle im HCIG-Forum!!
Eure wichtigen Infos, Euren Rat, die vielen Berichte, Eure guten Wünsche und fetzigen Bilder alles hat mir sehr, sehr geholfen bei der Entscheidung für ein CI und beim Sammeln von Wissen um das CI.
 
Wenn Ihr Fragen an mich habe könnt ihr über die Selbsthilfegruppe Hannover oder über Michael meine Adresse oder meine Mailadresse kommen. Ich freue mich von meinen Erfahrungen weitergeben zu dürfen!
 
Liebe Grüße 
Silke D.
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