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Erstanpassung und der neue Auria von Advanced Bionics (Clarion)

Nachdem ich nun schon 4 ½ Wochen mit dem CI höre (4 ½ Wochen? Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor...), will ich nun endlich meinen Bericht schreiben auf den viele Leute sicherlich schon sehnlichst warten.
 
Vorab kurz zu meiner Hörbiographie: ich war die ersten 11 Jahre meines Lebens normalhörend, bis ein Schularzt meiner Mutter anriet doch einmal mit mir zum HNO Arzt zu gehen. Mit 12 bekam ich meine ersten Hörgeräte, damals war ich leicht schwerhörig und von da an verlief die Schwerhörigkeit rasch progredient. Im Alter von 21 (Mai 2001) war ich bereits an Taubheit grenzend schwerhörig und zu diesem Zeitpunkt setzte die erste Überlegung ums CI an. Ich habe mir die Entscheidung jedoch nicht leicht gemacht und wurde dann schließlich am 12.06. dieses Jahres implantiert. 
 
Die lange Überlegungszeit brachte für mich zwei unerwartete Vorteile: ich erhielt zum einen das völlig neue HiRes90K Implantat, welches einen herausnehmbaren Magneten und ein noch stabileres Titan-Gehäuse hat und mir wurde zugesagt dass ich wahrscheinlich sofort bei der Erstanpassung den neuen Auria erhalten könnte. Letzteres war eine ganz besonders schöne Überraschung, da ich mich mit dem Oma-Beige des alten HdO nicht so recht anfreunden konnte und mich ursprünglich darauf eingestellt hatte noch eine ganze Weile auf den Auria warten zu müssen.
 
Am 24.07.2003 war es dann soweit, der große Tag war gekommen. Die Narbe war übrigens ganz wunderbar verheilt, sie war obwohl doch recht lang (bis in die obere Kopfhälfte hinein) sehr, sehr dünn und schon nach 3 Wochen kaum noch zu sehen. An dieser Stelle möchte ich auch Prof. Dr. W. Gstöttner und dem gesamten Team der HNO Uniklinik Frankfurt noch mal ganz herzlich danken. 
 
Dann kam also der große Moment. Da mit dem Auria doch irgendwas nicht sofort funktionierte erhielt ich bei der Erstanpassung den alten HdO, was mir aber in dem Moment recht egal war, denn es war doch aufregend. 
Die Anpassung wurde von einer Audiometristin der Uni-Klinik in Zusammenarbeit mit einem Techniker von Advanced Bionics durchgeführt. Zuerst kamen also Töne. Diese empfand ich als wunderbar klar und es kam mir nicht viel anders vor als beim Hörtest. ABER, dann wurde das CI eingeschaltet. Ich hörte nichts außer einem einzigen Piepsen. Alles piepte ganz fürchterlich. Wenn jemand sprach hörte ich zwar den Rhythmus (piep-pieppieppiep-piep), aber ich konnte weder Frauen- noch Männerstimmen noch sonst etwas unterscheiden. Dank der vielen Erstanpassungsberichte anderer CI Träger schaffte ich es jedoch einigermaßen gelassen zu bleiben und empfand das ganze eher als ungeheuer spaßig, während meine Mutter am liebsten die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen hätte.
 
Zu Hause angelangt ging ich dann auf Entdeckungsreise und konnte feststellen, dass z.B. ein Kugelschreiber nicht piepte, sondern klickte und auch das umrühren eines Teelöffels in der Tasse sich recht normal anhörte. Von da an ging es von Stunde zu Stunde aufwärts. Bereits am Nachmittag hatte ich das Gefühl unter dem Piepen die einzelnen Stimmen heraushören zu können und gegen Abend konnte ich sogar schon ohne Absehen Vokale unterscheiden. 
 
Am nächsten Morgen kam ich mir vor wie ein Kleinkind vor Weihnachten: Einschalten des CI's – große Spannung! Die Überraschung kam prompt: das Piepen war weg. Statt dessen hörten sich Stimmen nun leicht roboterhaft an, aber trotzdem schon deutlich besser als am Tag davor. 
Da ich studiumsbedingt zwischen Frankfurt und Köln pendele war am Freitag also eine längere Autobahnfahrt angesagt. Schon seit ich längere Strecken fahre, fahre ich eigentlich generell nur mit Musik. Also dachte ich, gut, probierst du es aus. Gesagt, getan, CD-Player angeschlossen und los ging's. Das Ergebnis war umwerfend. 
Obwohl sich manches noch etwas ungewohnt anhörte, konnte ich auf einer CD mit einer relativ unbekannten Lied-Reihenfolge fast alle Lieder relativ prompt erkennen, viel besser als zum Ende mit dem Hörgerät. Es war unglaublich... 
 
Die ganze erste Woche lang kam ein großer Sprung nach dem anderen. Am Samstag hatte ich eine 8-stündige Sitzung mit 6 Personen, welcher ich nur mit CI und Absehen folgte ohne das Hörgerät oder die FM Anlage hinzuzunehmen. Es ging mit Riesenschritten vorwärts...
 
Am Donnerstag den 31.07. war dann die 2. Anpassung angesagt. Nun bekam ich tatsächlich den schönen Auria. Bei der Anpassung wurden alle Frequenzen deutlich hoch gesetzt. Ich verstand schon jetzt besser als am Ende mit den Hörgeräten, die Stimmen hörten sich fast normal an. Die Techniker waren wohl genauso begeistert wie ich selbst. 
Wieder zu Hause angekommen kam dann wohl das Highlight des Jahres. Ich wollte es einfach wissen und griff zum Telefonhörer. Und siehe da: es ging!!! Ich konnte tatsächlich telefonieren, ohne jegliches Hilfsmittel wie Induktionsschleife oder ähnlichem. Die Begeisterung war riesig!!!
 
Natürlich verstehe ich auch jetzt (nach der inzwischen 5. Anpassung) am Telefon längst nicht alles. Aber mit mir bekannten Leuten und ab und zu nachfragen funktioniert es recht gut und es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, endlich wieder telefonieren zu können. Schließlich gehörte dies zu meinen guthörenden Zeiten zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, gegen Ende hatte ich es jedoch völlig aufgegeben, weil es mit dem Hörgerät einfach nicht mehr ging.
 
Letzte Woche wurde meinen Glücksgefühlen ein kleiner Dämpfer aufgesetzt als ich auf einmal einen ziemlich lauten Tinnitus auf dem CI Ohr bekam. Dieser war fast einen Tag lang unerträglich. Danach wurde die Einstellung des CI's noch mal ein kleines bisschen zurückgeschraubt. Evtl. war es einfach ein Schritt zuviel, vielleicht hing der Tinnitus auch mit einer gleichzeitig auftretenden Erkältung zusammen, ich weiß es nicht. Momentan bin ich froh, den Tinnitus wieder los zu sein und selbst mit der leicht herabgesetzten Einstellung am CI verstehe ich immer noch um ein vielfaches mehr als mit dem Hörgerät.
 
Das ganze Hören ist voller geworden, vieles ist wieder viel lauter als früher und ich habe seit langem das Gefühl wieder so etwas wie ein räumliches Hören zu haben. Geräusche unterscheiden sich mehr und ich nehme auch leise Dinge wieder wahr, wie z.B. das Ticken der Uhr oder wenn etwas herunterfällt. 
Ab und an, vor allem morgens gönne ich mir durchaus auch mal Hörpausen und setze das CI nicht sofort ein. Dennoch ist alles mit CI weitaus weniger anstrengend. Mit den Hörgeräten war ich nach einem langen Tag oft völlig k.o. und wollte sie nur noch so schnell wie möglich los werden. Mit dem CI ist mir das bis jetzt nicht einmal passiert!
 
Nun bin ich mehr als gespannt was noch alles auf mich zukommen wird und freue mich schon auf die weiteren Anpassungen. Selbst wenn es sich nicht mehr steigern würde, so hätte das Hören schon jetzt die OP mehr als aufgewogen. Ich bin sehr froh, dass ich mich zum CI entschieden habe, auch wenn die Entscheidung keine leichte war.
 
 
Letztendlich möchte ich mich auch bei den Mitarbeitern von Advanced Bionics noch einmal ganz herzlich bedanken für die tolle Arbeit und alle Infos!
Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Weßel, den ich per e-mail mit Fragen löchern durfte und auf alles eine nette Antwort bekam und der sich dafür eingesetzt hat, dass bei der OP und der Anpassung alles reibungslos klappte, Herrn Pohl, der mir auf dem Kongress in Köln Rede und Antwort stand, Herrn Gazibegovic und Herrn Otting, dass Sie bei der Anpassung anwesend waren und noch mal ganz allgemein dem Büro in Merzig für die herzliche Betreuung! Ich habe mich bei Ihnen bisher stets in guten Händen gefühlt und denke das wird auch sicherlich so bleiben.
 
 
Köln, den 26.08.03
 
Nina Morgenstern
 
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6 Tage nach der OP...

 
 

 

Nur eine Woche später...

 
 
 

Und hier das Endprodukt... ;o)

 
 
 
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