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Meine CI-Geschichte

Mein Name ist Alice Breukmann, ich bin Jahrgang 1959 und seit zwei bzw. drei Jahren CI-Trägerin. Ich weiß, dass diese Entscheidung schwer ist, aus eigener Erfahrung und möchte mit meinem Bericht ALLEN Mut machen, die zögern und noch unsicher sind. Dazu etwas zu meiner Geschichte.

Ich leide an einer Otosklerose, die in der Pubertät aktiv wurde mit der hormonellen Umstellung. Also bin ich hörend aufgewachsen. Mit 18 wurde ich dann oft angesprochen, dass ich auf Anrede, die von hinten kam, nicht reagiere... Ich war mir dessen nie bewusst gewesen.

Also zum HNO, der dann die beidseitige Otosklerose und eine beidseitige mittelgradige Schwerhörigkeit feststellte, links etwas mehr als rechts. Ich trug dann meine verordneten Hörgeräte, meist in der Hosentasche, da ich mich an das Hören damit und die damals schlechte Tonqualität nicht gewöhnen konnte, außerdem nervten mich "die Dinger hinterm Ohr".

Nach meiner ersten Schwangerschaft, im Alter von 25, die zur Ertaubung des linken Ohres führte, wurde dann operativ eine Stapesplastik implantiert. Diese half wieder besser zu hören, aber weit weg von der Norm.

Ich bekam noch zwei weitere Söhne, mit 27 und 30 und nach der dritten Schwangerschaft hatte sich dann mein Gehör links komplett verabschiedet und rechts hochgradig schwerhörig. Nun trug ich auch die neu verordneten Hörgeräte, da ich sonst nicht mehr in der Lage war zu kommunizieren.

Jedoch konnte auch mit Hochleistungshörgeräten mit der Zeit meine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit nicht mehr ausgeglichen werden, sodass mein HNO Arzt mir die Versorgung mit einem CI nahelegte. Leider war ich da gar nicht gut drauf zu sprechen und weigerte mich noch vier Jahre lang.

Auf einen Tipp von unserem Integrationsdienst für Schwerhörige bei mir auf der Arbeit, war ich dann in Bad Nauheim zu einem Informationswochenende und dort wurde mir Mut gemacht und ich begab mich "auf den Anfang meiner Hörreise".

Da ich in der Nähe von Köln wohne und in Köln arbeite, kam für mich das CI-Zentrum der Kölner Uniklinik in Betracht und ich war dort mit der Aufklärung und den Untersuchungen usw. sehr zufrieden. Jedoch war ich damals in keiner CI-Gruppe usw. und so  war ich komplett auf mich alleine gestellt.

Ich entschied mich dann für MedEl-Sonnet, weil es das einzige CI war, welches bis 3,0 Tesla MRT fähig ist. Da ich eine andere Grunderkrankung habe und es abzusehen war, dass ich öfters ein MRT benötige, war das für mich ein Auswahlkriterium. Da ich ein sehr klarer und lebhafter Mensch bin, sollten mir die CI´s auch gefallen, aber die Farbpalette war leider sehr spärlich zu meinem Leidwesen... ich entschied mich dann für ein Bordeauxrot. Ich war und bin immer noch der Meinung, da es eh sichtbar ist, dann soll man es auch richtig sehen können und mir gefallen und ich trage beide CI´s mittlerweile auch als "Schmuck" und werde oft darauf angesprochen..."haben sie aber schöne Haarspangen" ...

Ich wurde am 24.01.2015 am linken Ohr implantiert. Ich hatte vor der Operation schon ziemlich "Schiss", denn so was am Kopf usw.... aber ich wagte es und es ging mir sehr gut. Ich hatte drei Tage etwas mit Schwindel zu tun, kaum Schmerzen und am 4. Tag durfte ich auch schon nach Hause.

 Aus meinem kleinen Verband, machte ich direkt ein Gag...

 

Nach sechs Wochen dann die Anpassung und ich war erstaunt, wie viel ich auf dem zuvor schon seit Jahren tauben Ohr hörte. Ich konnte sehr schnell Sprache verstehen. Natürlich war der "Sound" erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig und alles hörte sich wirklich erst einmal wie eine blecherne Roboterstimme an, einen Unterschied, zwischen Männer-Frauen- oder Kinderstimme konnte ich nicht erkennen, jedoch ich konnte wieder verstehen.

So sah dann mein erstes CI aus:

Ich ging einmal pro Woche zum Hörtraining, Einstellungen wurde vorgenommen und mit der Zeit, schleichend und kaum wahrnehmbar, verbesserte sich die Qualität des Hörens. Ich musste jedoch auch lernen, lange nicht mehr gehörte Geräusche zu erkennen, Vogelgezwitscher, war ein Scheppern im Ohr...Hundebellen…ein dumpfer Ton, das Wasser von Wellen eher ein Zischen, aaaber meine Freude war riesengroß, dass ich diese Geräusche überhaupt wieder hörte.

Mit der Zeit wurde alles immer deutlicher und normaler und fast unbemerkt, hörte ich mit dem linken CI-Ohr besser und dann auch deutlicher als wie mit meinem rechten mit HG versorgtem Ohr. Alles wurde natürlicher vom Klang her, Frauenstimmen hörten sich nach Frauenstimmen an, mein Mann bekam seine typische tiefe Stimme wieder usw. Im November 2015, leider nach langem Hin und Her zwischen Krankenkasse und Rententräger, ging ich für fünf Wochen nach Bad Nauheim in die Kaiserbergklinik in die Reha und dort hatte ich dann Zeit noch viel, viel zu lernen. Der Austausch, da erstmals für mich, mit anderen "Blechohren" tat mir gut und ich machte sehr große Fortschritte und selbst die Audiologen waren über meine Leistung erstaunt.

Den Abschlusstest, der nur mit 2 % der CI-Träger gemacht werden kann, bestand darin, dass mir zwei Therapeuten zwei verschiedene Sprichwörter simultan vorlasen und ich sie beide unabhängig voneinander verstehen und wiedergeben sollte. Ich hatte nur das linke CI an und das HG aus und bestand diesen Test mit 100%. DAS war eine Leistung, die kaum ein "Normalhörender" so einfach besteht.

Und während dieser Reha wurde mir von den Ärzten empfohlen dringend!!! auch mein rechtes fast taubes Ohr versorgen zu lassen, um auch das Richtungshören noch zu erreichen und eine viel bessere Klangqualität.

Also machte ich mich sofort danach auf den Weg und am 24.01.2016 bekam ich dann mein zweites CI rechts implantiert. Diesmal war gar kein Schwindel vorhanden. Mir ging es gut.

Da ich auf dem Ohr noch ein minimales Restgehör hatte, was durch die Operation NICHT!! verschwunden ist, war der erste Anpassungstermin nach sechs Wochen der "Durchstarter" überhaupt. Ich hatte sofort ein sehr gutes Sprachverstehen, alles hörte sich normal an und ich war in wenigen Wochen  mit beiden CI´s so fit, dass ich durch die ambulante Reha regelrecht galoppierte...

Ich habe es nie bereut mich bilateral implantieren zu lassen, jedoch bereue ich es so lange gewartet zu haben. Heute hört sich fast alles so natürlich an wie früher, alle haben ihre Klangfarben der Stimmen wieder. Wenn man es nicht sehen würde, könnte kaum einer merken, dass ich gehörlos bin und selbst für Freunde ist es oft schwer verständlich.

In Bad Nauheim bekam ich auch von einer Mitpatientin den Tipp, wie ich das CI verschönern kann, fand ich das dunkelrot doch sehr, sehr fade. Und als ich dann das zweite CI bekam, bestellte ich mir bei Deindesign die entsprechenden Klebefolien und seit dem, bin ich immer in Farbe online... guckt selber... ich wechsele ca. alle drei Monate die Folie... immer ein bisschen der Jahreszeit entsprechend.

Ostern: - bunt wie die Ostereier....

 

Oder Weihnachten feierlich...

  

Es gibt dort viele schöne Folien, für jeden Geschmack etwas dabei, also wer Spaß an Farbe hat, die Folien passen für MedEl-Sonnet, die ich ja beidseits trage.

Anfangs habe ich zum Fernsehhören meine Dominoanlange benutzt (Sender / Empfängerprinzip), mittlerweile höre ich ganz normal mit. Das Telefonieren, auch mit T-Schleife gut möglich, am Handy sogar reicht es dies nur an das Mikrofon zu halten. Und das Hören von Musik ist mittlerweile auch gut geworden. Nur kann ich leider nicht mehr aktiv im Chor mitsingen, da ich eben die Töne doch wohl etwas tiefer zu hören scheine und es mir nicht möglich ist "richtig" zu singen...

Ich bin ein sehr aktiver Mensch, fahre viel Fahrrad und walke und hatte da leider schon einige schmerzhafte Begegnungen mit z.B.: Mountainbikefahrer von hinten, der erwartete, dass ich wenn er klingelt, direkt ich ins nächste "Gebüsch springe".

Aus diesem Grunde schuf ich mir dann eine eigene Warnweste..., seit dem werde ich von Autofahrern viel, viel vorsichtiger und mit viel mehr Abstand überholt, und beim Walken fährt mir auch keiner mehr von hinten in die Hacken.

 

Abschließend kann ich nur sagen, traut Euch und mit dem Zweiten hört man entschieden besser... und ich bin froh, wieder ein nahezu normalhörendes Leben führen zu können.

Natürlich ist es auch oft anstrengend, benötigt viel Konzentration usw. Aber das wiegt das Hören und Kommunizieren alles auf und oft genieße ich dann auch ab und an die Fähigkeit, selber zu entscheiden, dass ich jetzt meine Ruhe brauche und bin dann offline... Jedoch trage ich meine CI´s in der Regel 16-18 Stunden am Tag.

Zuhause habe ich ein Lisa-Anlage, Klingel, Telefon, Wecker und Feuermelder mit Lichtfunktion, sehr gut und auch von der Krankenkasse bewilligt und bezahlt. Kann ich jedem nur empfehlen. Nachts trage ich die CI´s natürlich nicht, habe aber meinen rechten Prozessor immer direkt griffbereit, falls "was ist", neben dem Bett, sodass ich dann schnell hörend bin.

 

Ich wünsche ALLEN eine gute und richtige Entscheidung und kann es nur jedem empfehlen.

 

Januar 2018
Alice Breukmann

ChristAl
Tannenweg 8c
40764 Langenfeld
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