Ein Bremer in Hessen…
Nach einer CI-OP hatte ich auf einer Seite einen Gleichgewichtsausfall und danach anhaltende Schwindel- und Gleichgewichtsprobleme. Trotz intensiver ambulanter Behandlungen in unserer Klinik vor Ort (u. a. Ergotherapie, Bewegungsbad) trat auch nach einem Jahr keine Besserung ein, sodass auch auf Empfehlung der MHH ein Klinikaufenthalt in Bad Nauheim erfolgen sollte. Da ich aktuell auf der einen Seite auch den neuen Prozessor ("Harmony" ) bekommen hatte, sollte dort auch eine umfassende Anpassung erfolgen.
So reiste ich dann am 16.4. per Bahn an. Für einen Hörgeschädigten nicht ganz so einfach, weil in dem Zug nach jeder Station per Lautsprecher alle Fahrplanänderungen durchgegeben werden. Wenn ich auch nicht immer die komplette Durchsage verstanden habe, so bekam ich doch mit, dass es meinen Anschlusszug nicht betraf.
Wie vorher mit der Klinik per Mail abgestimmt, wurde ich von dem VW-Bus am Bahnhof abgeholt und ich bekam während der Fahrt einen ersten Eindruck von dem u. a. sehr schönen Kurpark und fuhr auch an dem berühmten " Elvis-Hotel" vorbei ! Aus meinem Zimmer hatte ich nicht nur einen sehr schönen Ausblick auf die waldreiche Landschaft, sondern auch die komplette technischen Ausstattung für Hörgeschädigte ( Telefon, Licht- und Vibrationswecker, Lern-PC, Feuermelder) war sehr hilfreich und gab ein Gefühl der Sicherheit.
Am Aufnahmetag erfolgten erste Untersuchungen durch den Stationsarzt und Besprechungen der beabsichtigten Therapien. Ab dem nächsten Morgen fand ich dann in meinem Hauspostfach den Behandlungsplan für die nächsten Tage. Jeder hatte dort so ein kleines Fach . "Taubenschlag" wurde der Bereich von uns Patienten getauft, weil man dort mehrmals täglich nachschaute , ob neue Post eingegangen war. Ergometertraining, Hörtraining einzeln/in Gruppe, CI-Einstellung, Audiometrie, Rückentraining, Sport-Ergo, Massage, Schwindelübungen einzeln und in der Gruppe ... um nur einige Therapiepunkte zu nennen.
Ich hatte dann das Glück, dass gerade zu der Zeit auch die Mitgliederversammlung des CIV HRM stattfand, an der ich auf Einladung von Michael teilnehmen durfte. In dem Hörsaal der Uni war durch die Mitglieder in Eigenarbeit eine Induktionsanlage fest installiert worden, die an dem Tag Premiere hatte. Ein "Klick" und ich war "online". Ein absolut entspanntes Hören und eindeutiges akustisches Verstehen. Danke an die "Installateure". Sicherlich wird daran u. a. auch manch hörgeschädigter Student anschließend noch seine Freude haben.
Zwischen dem umfangreichen, sehr informativen und thematisch abwechslungsreichen Ablauf, gab es immer auch wieder Zeit, um sich persönlich einmal direkt auszutauschen. Besonders gefreut habe ich mich, dass ich dabei auch Menschen persönlich kennen lernen konnte, die ich bisher nur aus dem Internet kannte (Helga und Uli z.B.), nach langer Zeit einmal wieder direkt sprechen konnte ( Sandra) oder ganz neu kennen lernte. Leider war die Zeit zu kurz, um sich danach noch beim "Äppelwoi" zusammenzusetzen.
Besonders interessant fand ich die von Inge Ekwegba vorgestellte Statistik zum CI aufgrund einer Umfrage unter den Mitgliedern. Ich meine es wäre für uns alle eine gute Information unabhängig von den Kliniken und Herstellern, wenn wir eine solche Erhebung in allen Selbsthilfegruppen durchführen würden, um dann in der Addition eine bundesweite und aussagekräftige Übersicht zu haben .
Es waren für mich an diesem Tag interessante und erlebnisreiche Stunden. Danke nochmals an Michael, Elke und allen anderen Organisatoren für die Einladung und auch das Engagement bei der Durchführung.
Zurück in der Klinik habe ich dann gleich meinen Behandlungsplan für den Montag im "Taubenschlag" vorgefunden. Ein volles Programm lag vor mir. Es ist ganz offenkundig, dass diese Abteilung der Klinik unter Leitung von Dr. Roland Zeh materiell und personell sehr qualifiziert ausgestattet ist und man sich dort alle Mühe gibt, auch mit individuell angepassten Behandlungsplänen zu helfen.
Als besonderes "Highlight" empfand ich das Hörtraining in der Gruppe. Frau Schwarz, unsere Therapeutin, verstand es nicht nur immer wieder fantasiereich neue Hörsituationen mit uns zu üben und uns dabei zu helfen, sondern sie machte dies auch in einer abwechslungsreichen und teilweise lustigen Form, sodass auch der Spaß dabei nicht zu kurz kam. In der Gruppe mit bis zu teilweise 10 CI-Patienten lernten wir uns dabei auch persönlich besser kennen, sodass daraus anschließend noch manche direkte Plauderei folgte.
Sehr hilfreich war das individuelle Telefontraining, da ich bisher immer noch eine Hemmschwelle vor dem Telefonieren hatte. Frau Schwarz schaffte es mit Engelsgeduld, mir auch da zu helfen.
Nicht so gut lief es beim Schwindel- und Gleichgewichtstraining. Trotz aller Bemühungen und individuellem Trainingplan gelang es auch bis zu meiner Abreise nicht, da wesentliche Besserungen zu erzielen. Ich musste die Erfahrung machen, dass es in dem Bereich wohl noch etwas gibt, was letztendlich u. a. nicht bis ins letzte Detail erforscht ist. Ich hoffe denn mal, dass sich das bei mir im Laufe der Zeit doch noch zum Guten wendet. Ausgestattet mit u. a. einem Folge-Therapieplan für zuhause und nach einem umfassenden Abschlussgespräch, fuhr ich dann 3 Wochen später wieder zurück.
Mir hat diese Zeit in Bad Nauheim insgesamt sehr geholfen. Mein Dank gilt Dr. Zeh und seinem Team, die sich sehr um uns alle bemüht haben. Gerne komme ich einmal nach Bad Nauheim und Hessen zurück. Schon auch wegen dem "Babbeln" und dem "Äppelwoi".
Herzliche Grüße
Manfred Schumacher
- Erstellt am .