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Meine Erfahrung mit der CI-Operation und die Folgen!

Ich heiße Cemile Sch., bin 35 Jahre alt und habe eine Tochter.

Als mir mein Ohrenarzt Anfang dieses Jahres gesagt hat, daß sich mein Hörvermögen immer weiter verschlechtern wird, was auch passiert. Am rechten Ohr taub und auf dem linken Ohr ein Hörgerät. Was kann schlimmer sein, als mein Kind nicht aufwachsen hören.

Mein Arzt empfahl mir nach Würzburg zu fahren und mich beraten zulassen, ob ich die Möglichkeit habe bzw. als Cochlear-Implantat-Trägerin geeignet wäre.

Es wurde ein Termin vereinbart und ich fuhr mit voller Zuversicht nach Würzburg, es wurden einige Voruntersuchungen gemacht, wo man mir sagte, ich wäre dafür geeignet. Oh Mann, ich hätte vor Freude in die Luft gehen können, mir kamen die Tränen, aber das war mir egal. Ich würde nicht taub sein, ich würde wieder hören und das war mir sehr wichtig.Wichtig in dem Sinne, die Stimme von meiner Tochter und meiner Umwelt wahr zunehmen.

Aber erst mußte ich mich gedulden, denn es waren noch weiter Untersuchungen notwendig .So wurde ich im Februar 2003 stationär aufgenommen, wo die Untersuchungen folgten. Mein Operationstermin wurde auf Mai gelegt, was mich erfreute und auch gleichzeitig ängstigte. 

Zuhause ging mir so vieles durch den Kopf, soll ich es wagen oder soll ich es unterlassen. Meine Familie und meine Freunde waren da und unterstützen mich bei meiner Entscheidung, egal wie ich mich entschieden hätte.

Mein Freund, den ich in Würzburg kennengelent habe und auch ein CI-Träger ist, nahm mir die Angst vor der Operation. Also fuhr ich am 12. Mai nach Würzburg zu der Operation, leider wurde meine Operation 3mal verschoben, was mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs führte. So durfte ich am Wochenende nach Hause mit dem Versprechen, daß ich endlich am Montag operiert werde. 

Gesagt getan so wurde ich am Montag operiert, die Operation verlief ohne Komplikationen, was ich annahm. Am ersten Tag ging es mir so gut, daß ich aufstehen konnte und spazieren ging, am zweiten Tag und am dritten Tag ging gar nichts mehr, ich hatte solche Schmerzen, daß man mir ständig Medikamente gab. 

Dr.Müller kam am dritten Tag und sah wie dreckig es mir ging, da sagte er, daß bei mir ein Halswirbel verschoben wäre und er veranlasste, daß ich am nächsten Tag zur Orthopädischen Klinik ging. Dort bekam ich 2 Spritzen, die mir den Schmerz nahmen, ich war so erleichtert und als ich wieder auf die Station kam, ging gar nichts mehr. 

Dort bekam ich einen Medikamentenschock und wurde auf die Intensivstation verlegt, wo ich solche Angst empfand, daß ich glaubte zu sterben, ne ne ich lebe noch. 

Am nächsten Tag wurde ich wieder auf meine Station verlegt, wo ich meinte, schlimmer kann es nicht mehr kommen. Aber leider doch! 
Meine Schmerzen am Hals und Nacken waren verschwunden, aber die Schmerzen am Kopf waren höllisch, man sagte mir, es sind Wundschmerzen und werden nach 6 Wochen vergehen, also nahm ich es an, daß das stimmte. 

6 Wochen vergingen und die Schmerzen wurden immer intensiver, so daß ich manchmal mit dem Kopf gegen die Wand gerannt wäre und ich bekam kreisförmigen Haarausfall. Ich war so froh, daß ich wieder ins Klinik mußte wegen der Anpassung, so konnte ich Dr. Müller sagen, was mit mir los ist, weil ich schon verschiedene Ärzte aufgesucht habe und immer das gleiche zuhören bekam: „Gehen Sie wieder nach Würzburg, die haben es Ihnen eingebrockt."

So kam es auch als ich schon erhebliche Probleme mt der Anpassung bekommen habe, wo ich erhebliche Gleichgewichtsstörungen bekam und unerträgliche Schmerzen. 
Es wurden 5 Tage Aufenthalt in der Klinik, man fand die Ursache, jetzt bin ich Patient in der Schmerzambulanz und muß meine Medikemente einnehmen, damit ich einigemaßen ein Leben führen kann ohne ständige Schmerzen.

Ich bereue tief, daß ich mich je operiert lassen habe, denn ich kann bis heute mein CI nicht tragen, wegen der Schmerzen, die die Elektronen verursachen. 

 

Ob dieser Bericht je auf diese Seite erscheint, zweifele ich sehr daran! Weil er NEGATIV ist! 

  • Erstellt am .

CI-Erfahrungen aus "Behinderung & Pastoral"

6 Jahre Cochlear Implant – Leben mit „Sound and Silence"
 
Herr Andreas Heek aus Köln bat mich, einen Erfahrungsbericht zum Thema Cochlear Implant (CI) zu schreiben. Die meisten Erfahrungsberichte werden in der ersten Zeit nach der Anpassung geschrieben, wenn vor Begeisterung und Glück wieder hören zu können quasi „das Herz überläuft". Was schreibt man nun, wenn man bereits seit mehreren Jahren ein CI hat und es so selbstverständlich zum Leben dazu gehört, wie z.B. eine Brille. Die man morgens aufsetzt und abends vorm Schlafen wieder ablegt. Die auch mal beschlägt oder störend ist. Aber die man letztendlich nicht missen möchte.
 
Nun von Anfang an. Ich bin 39 Jahre alt. Nach einer guthörenden Kindheit und normalem Spracherwerb, setzte bei mir in früher Jugend eine fortschreitende Schwerhörigkeit ein. Die Ursache ist unbekannt. Mit 14 Jahren bekam ich die ersten Hörgeräte angepasst. Ich absolvierte trotz Schwerhörigkeit das Abitur an einem normalen Gymnasium und ging dann zum Studium an die Uni. Zum Ende des Studiums hin war ich bereits an Taubheit grenzend schwerhörig geworden. Ein offenes Sprachverstehen ohne Lippenlesen (z.B. beim Telefonieren) war kaum noch möglich. Beruflich hatte ich Glück und fand trotz extremer Schwerhörigkeit eine meiner Ausbildung entsprechende Anstellung im öffentlichen Dienst.
 
Zur damaligen Zeit (Ende der 80er) wurden bereits Cochlear Implantate implantiert, jedoch nur bei völlig ertaubten Menschen. Und da diese meist bereits seit Jahrzehnten taub, der Hörnerv und das Hörzentrum also „hörentwöhnt" waren, waren die Erfolge oft nicht so berauschend. Für mich mit meiner fortschreitenden Schwerhörigkeit war es jedoch tröstlich zu wissen, dass es da „noch einen Strohhalm gab", wenn ich mal völlig ertauben sollte. 
 
Durch meine Kontakte im Deutschen Schwerhörigenbund und in der Hörbehindertenselbsthilfe lernte ich in den Folgejahren auch immer mehr CI-Träger persönlich kennen und merkte, dass die Entwicklung im Bereich CI in den 90er Jahren rasant voran ging. Das manche Menschen mit CI telefonieren konnten, was ich mit Hörgeräten schon seit Jahren nicht mehr schaffte, war schon beeindruckend. Ich las Bücher und Berichte im Internet zu diesem Thema. Und nach einem Vortrag von Frau Herzogenrath (selbst CI-Trägerin und Autorin des Buches „Mein Weg aus der Stille") in Düsseldorf im Frühjahr 1996 schrieb ich dann ein Fax an die Medizinische Hochschule Hannover und bat um einen Voruntersuchungstermin. Mittlerweile wurden auch Menschen mit Restgehör in der MHH operiert, und die Erfolge waren zum Teil umwerfend.
 
Die Untersuchung war im Juli 1996, die Ergebnisse waren gut, versprochen wurde mir nichts, der Chefarzt sprach jedoch davon, „ich hätte gute Chancen" und Ende August war dann die Operation. Die OP war nicht so schlimm, die Wundschmerzen waren gut erträglich und am Abend konnte man bereits wieder aufstehen. Allerdings hatte ich Probleme mit der Wundheilung und so wurden aus den geplanten 10 Tagen Krankenhausaufenthalt 3,5 Wochen. Eine sehr langweilige Zeit für einen tauben Menschen in einer Riesenklinik weit weg von Zuhause.
 
Im Oktober 1996 (ca. 6 Wochen nach der OP) war dann die Erstanpassung des Sprachprozessors und das Abenteuer des Wiederhörenlernens begann. Dazu wurde ich wieder stationär in der MHH aufgenommen und es wurde vormittags und nachmittags je ca. 1 Stunde Hörtraining durchgeführt.
 
An die genauen Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr richtig. Ich weiß nur, dass alles ziemlich verwirrend war. Nichts klang so, wie man es gewohnt war oder erwartet hatte. Die Fülle der Geräusche war umwerfend, zumal nun auch die hohen Töne wieder für mich hörbar waren, mit Hörgeräten hatte ich zuletzt nur bis ca. 1000 Hertz hören können. Die vielen Einstellungsmöglichkeiten am Sprachprozessor (ich hatte ein CI von Clarion) warfen Fragen auf. Mit welchem Programm, mit welcher Lautstärke, mit welcher Empfindlichkeit sollte ich denn nun anfangen? Sollte ich wild hin und her zappen oder es mit irgendeiner Einstellung erst mal langsam versuchen ?
 
Einige Menschen berichten, dass sie nach der Erstanpassung sofort Sprache verstehen können (wenn auch verzerrt oder wie mit Computerstimme von weit her), bei mir war das nicht so. Stimmen waren für mich nur aus nächster Nähe hörbar (vielleicht war ich damals nicht mutig genug um es lauter einzustellen) und ein offenes Sprachverstehen (d.h. ohne Lippenlesen) entwickelte sich erst langsam nach ein paar Tagen. Als ich am Ende der ersten Woche am Telefon ein paar Worte verstand war ich happy.
 
Die nächsten Wochen und Monate mit dem CI waren ein einziger Rausch. Ständig gab es akustisch Neues zu entdecken, wieder zu erkennen und wieder zu hören. Der Klang wurde von Tag zu Tag besser und „normaler". Es ist erstaunlich, wie flexibel selbst das Gehirn eines Erwachsenen ist und sich anpassen kann. Technisch gesehen bietet ein CI mit seinen paar Elektrodenpaaren nur Bruchstücke dessen an Hörinformation, was ein Guthörender mit seinen ca. 20.000 Haarsinneszellen übermittelt bekommt. Trotzdem funktioniert es und kommt einem Wunder gleich.
 
Zunächst musste ich wieder hören lernen, dann wieder weghören lernen, d.h. lernen unwichtige banale Geräusche, die am Anfang ständig meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, einfach zu ignorieren.
 
Verblüffend war für mich, dass ich nach einigen Monaten auch mit Musik zurecht kam. Es hieß vorher, ein CI ist für Sprache programmiert, Musik klingt unschön. Das trifft für mich nur in Einzelfällen zu. Sehr gerne höre ich Popmusik-Oldies, die ich von früher kenne und die nach 3-4maligem Hören fast wieder normal klingen. Beeindruckend ist auch, dass die geballte Klangkraft eines Symphonieorchesters zu einem angenehmen Gesamtklang verarbeitet wird und keineswegs ein grässlicher Geräuschcocktail ist. Was mir aber bis heute Probleme bereitet, ist die Orgel in der Kirche, besonders dann, wenn gleichzeitig auch gesungen wird. Hier spielt wohl die Lautstärke und die hallige Raumakustik eine Rolle, denn im Radio oder Fernsehen hört es sich angenehmer an.
 
Wichtig für mich sind jede Art von technischer Zubehörteile. Mit CI hört man nur in ruhiger Umgebung und über kurze Entfernungen gut. Ich brauche also ein Kabel für mein Telefon mit Induktionsspule zuhause und die Induktionsanlage im Verein, ein anderes Kabel für das digitale Telefon im Büro und eine Microlink-MiniFM-Funkübertragungsanlage fürs Fernsehen und bei Vorträgen, Schulungen usw. Ich probiere da immer wieder Neues aus, um das für mich Optimale zu finden.
 
Ich bin nur einseitig mit einem CI versorgt, die andere Seite ist taub, (mittlerweile gibt es auch Menschen mit beidseitiger CI-Versorgung oder mit CI auf der einen und Hörgerät auf der anderen Seite), das bedeutet, dass ich keinerlei Richtungsgehör habe und vor allem bei Nebengeräuschen schlecht verstehen kann (Party-Cocktail-Effekt).
 
Bei den jährlichen Kontrolluntersuchungen und Tests in der MHH komme ich unter optimalen Hörbedingungen auf Traumquoten von 65-70 % im Einsilberverstehen und ca. 97 % im Satzverstehen. Wird bei diesen Tests ein Rauschen im Abstand von 10-15 Dezibel zur Sprache untergemischt, verstehe ich jedoch kaum noch etwas.
 
Das gute Verstehen ist zum Teil immer noch ein gutes Kombinieren, Sätze und Texte verstehe ich gut, einzelne Worte schlechter, ganz schwierig wird es z.B. bei Namen am Telefon, auch wenn diese buchstabiert werden, verstehe ich sie oft nicht.
 
Am Telefon bin ich davon abhängig, dass mein Gesprächspartner durch langsame und deutliche Aussprache Rücksicht nimmt. So kann ich mitunter mit Wildfremden fließend telefonieren, aber erlebe auch hin und wieder am Telefon „mein persönliches Waterloo", wenn der andere nuschelt, Dialekt oder zu schnell spricht.
 
So ist also mein heutiges Leben ein ständiges Wechselbad zwischen gutem Verstehen und nicht Verstehen. Eine kleine Veränderung in den Umgebungsbedingungen (Störgeräusche, hallige Räume, große Abstände, schlechte Aussprache) führt schnell zum Nichtmehrverstehen.
 
Auch gibt es immer noch Momente der völligen Taubheit, beim Schlafen, Duschen, Schwimmen und immer dann wenn die Batterie alle 7-8 Stunden schlagartig leer ist. Es ist ein Leben mit „Sound and Silence". Trotz aller „technischen Widrigkeiten" ist es ein schönes Leben und ich möchte das CI nicht mehr her geben.
 
Zur Zeit habe ich noch den alten Taschensprachprozessor von Clarion, den ich 1996 bekam. Die neueren Modelle sollen besser sein, auch ist ein HdO-Prozessor schon im Test. Aber solange dieser nicht alle Anschlussmöglichkeiten bietet, wie ich sie gewohnt bin, bin ich skeptisch.
 
Auch darf man bei aller Begeisterung nicht vergessen, dass nicht jeder mit einem CI so gut zurecht kommt. Die Erfolge sind doch sehr unterschiedlich. Das hat zum Teil medizinische Gründe, z.B. die Funktionsfähigkeit des Hörnervs, die Anatomie der Hörschnecke usw.. 
 
Die „Hörhistorie" ist wichtig: frühertaubt, spätertaubt, langsam oder plötzlich ertaubt, resthörig, lange Zeit taub gewesen, lautsprachkompetent usw. 
 
Ein erwachsener Gehörloser, der nie Sprache akustisch wahrnehmen konnte, wird in der Regel nicht mit einem CI versorgt, da es kaum was bringt. Andererseits haben spätertaubte/resthörige Menschen, die volle Sprachkompetenz besitzen und die evtl. durch jahrelange Schwerhörigkeit bereits gelernt haben aus minimalen Hörresten „das Beste zu machen", oft sagenhafte Erfolge. (Zum Thema Kinder und CI möchte ich mich nicht äußern, da gelten wieder andere Regeln.)
 
Ganz besonders wichtig ist aber die persönliche Motivation und Geduld: „Will ich wieder neu hören lernen, auch wenn es vielleicht sehr mühsam wird und anders klingt als erwartet ?!"
 
Es ist ein wunderbares Abenteuer und kein Arzt der Welt kann einem voraussagen, was einen erwartet, wenn man sich darauf einlässt.
 
Martina Graf
Troisdorf
 
 
Erschienen in:
Zeitschrift „Behinderung & Pastoral"
Referat Behindertenseesorge
Georgstr. 20
50676 Köln
 
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  • Erstellt am .

Wie kam ich eigentlich zu einem CI?

... oder der „alltägliche Lebenslauf einer Schwerhörigen"
 
Um für „Außenstehende" besser verständlich zu machen wie sich Hören, schlecht Hören oder nicht Hören können, auf den Alltag und den Werdegang auswirken kann, erzähle ich mal meine „Hörbiographie".
 
Zuerst eine paar Worte in eigener Sache:
 
Ich habe Regelschulen besucht und das ist ok so. Der unermüdliche Einsatz meiner Eltern, die oft haben kämpfen müssen, damit ich diesen Weg gehen konnte, hat vieles erst möglich gemacht. Im Nachhinein gesehen wäre ein anderer Schulwerdegang vielleicht leichter gewesen. Aber so ist es und ich habe dadurch kämpfen gelernt und auch, daß es wert ist sich anzustrengen.
 
Mein Selbstbewusstsein, z. B. durch schlechte schulische Leistungen oder schlechtes Verständnis im Alltag (Missverständnisse, etwas nicht mitbekommen, oft „hinten dran sein") war oft angeknackst. Es wurde familiär und im Bekannten- oder Freundeskreis nicht nur durch hohe Aufwertung meiner Fähigkeiten, z. B. in der Musik, Kunst oder im Sport, sondern vor allem auch durch die Liebe, die ich zuerst vor allem von meinen Eltern und später von meinem geliebten Freund tief und innig erfahren habe, immer wieder aufgebaut.
 
Ich danke meiner Familie, meinem Freund, meinem Bekannten- und Freundeskreis für die Kraft, die sie mir immer wieder gegeben haben und Ihre Nähe und Unterstützung in meinem Leben. Danke!
 
Geboren wurde ich 1965 in Oggersheim. Ich machte die üblichen Kinderkrankheiten durch, unter denen nur eine starke, zeitgleiche Mumps- und Mundfäuleerkrankung erwähnenswert wäre, weil diese später noch als eventuelle Ursache der Schwerhörigkeit eine Rolle spielen sollte. Immer wieder hatte ich Nasennebenhöhleninfekte und Nasen/Rachenrauminfekte.
 
Bei der Einschulungsuntersuchung bestand ich den "Flüstertest" mit Glanz und Gloria, in dem ich mich nach einiger Zeit der Langeweile, in der ich mit den Rücken zu dem medizinischen Personal stehen musste, umdrehte und fragte:" Kann ich jetzt gehen?..." Ich hatte nur wenig verstanden, nämlich dann als die Damen die Zahlen sehr laut und deutlich sagten.
 
Allgemein schob man mein gutes Sprechen darauf, dass meine Eltern sehr deutlich artikuliert und vor allem Hochdeutsch sprachen. Letzteres ist in der Pfalz ja nicht unbedingt üblich. 
 
Es folgten Hörtests und Untersuchungen an der Uniklinik in Mainz, wo man feststellte, daß ich beidseitig im Hochtonbereich schwerhörig bin und mir für das bessere rechte Ohr ein Hörgerät verordnete.
 
Das es dann jahrelang ein den Tieftonbereich (!) verstärkendes Hörgerät war, was der damalige Akustiker mir anpaßte... wer wußte das da schon? Ich lebte so schlecht und recht und als eine wirkliche Hilfe fand ich das Hörgerät nicht. Dies änderte sich erst, als ich durch Zufall bei einem anderen Akustiker war, der feststellte, dass ich „die falschen Hörgeräte" hatte, hochtonverstärkende Geräte einsetzte und deren zwei empfahl, weil das Kind hat ja auch zwei schwerhörige Ohren!
 
Ab da halfen die kleinen „Whistler", wie wir sie inzwischen nannten (weil sie gerne pfiffen, wenn ich sie zu laut eingestellt hatte oder wenn ich mit der Hand, dem Telefonhörer oder der Mütze zu nah am Gerät war), denn auch endlich brauchbar.
 
In der Grundschule bekam ich für meine miesen Diktate keine Noten, musste aber dafür zu den Legasthenikern, obwohl ich keiner war – nur eben schwerhörig! Für die einzige Schwerhörige in einer Regelschule, war es auch für die Lehrer nicht einfach eine Möglichkeit zu finden, die fälligen schlechten Noten im Diktat zu umgehen und so war es denn eben diese.
 
In meiner Freizeit lernte ich Flöte und Klavierspielen. Beides ging prima, ich machte es gerne und irgendwie merkte ich da das Problem Schwerhörigkeit gar nicht so.
 
Im Gymnasium ging es mit Englisch und Latein weiter. Latein deswegen, weil man es schreibt, wie man es spricht, was bei Französisch oder dem ebenfalls zur Auswahl stehenden Russisch ja nicht unbedingt der Fall ist. Dennoch, Sprachen waren mir ein Greuel !!
 
Freiwillig saß ich immer in der ersten Reihe und "zufälligerweise" neben dem Fenster. Beides erleichterte mir unbewusst dem Reden der Lehrer zu folgen, in dem ich wohl von den Lippen absah.
 
„Hörmäßig" folgten Untersuchungen in der Uniklinik Heidelberg, weil immer noch nicht endgültig geklärt war, woher die Schwerhörigkeit kam und wir uns natürlich immer wieder erhofften, eine heilende Lösung zu finden.
 
Ich hatte immer noch regelmäßig Nasennebenhöhlenentzündungen und Halsentzündungen, wenn es draußen nur ein bisschen „Schietwetter" war. Mit 14 bekam ich wegen zu schmalem Nasenraum eine Begradigung der Nasenscheidewand, um besser durch die Nase Luft zu bekommen, damit die durch den Mund eingeatmete „kalte" Luft nicht immer gleich auf den Hals schlägt.
 
Anlässlich der für Teenager üblichen Zahnspange wurden die üblichen 32 Zähne im Kiefer um 4 reduziert, „damit die anderen ordentlich Platz haben". Fast ausnahmslos alle Erkrankungen, mal von den Kinderkrankheiten, die man üblicherweise so bekommt, abgesehen, fanden im HNO-Bereich statt...
 
Bei alle dem wuchs und gedieh ich prächtig, war putzmunter, fuhr täglich meine 2 mal 14 Kilometer Schulweg mit dem Rad bei jedem Wetter, ging 3-5 mal in der Woche zum Fechttraining und am Wochenende auf Wettkämpfe, musizierte und nahm an Aufführungen teil, ein normales prallvolles Teenagerleben eben.
 
Schulisch lief nicht immer alles glatt und so wechselte ich wegen mieser Noten auf die Realschule, um es nach der mittleren Reife (Englisch immer noch 4) noch einmal auf dem Gymnasium zu versuchen. Da plagten mich nun Englisch und Spanisch, wobei ich mit der spanischen Sprache besser zurecht kam, weil Schriftbild und Aussprache gleich sind oder sich zumindest oft ähneln.
 
Mit Abitur in der Tasche studierte ich für drei Semester Textiltechnik, bevor ich die Ausbildung zur Physiotherapeutin begann. 
 
Die Schwerhörigkeit hat sich während dieser Jahre nur gering verschlechtert, ich brauchte glaube ich nur zwei Mal stärkere Geräte.
 
Auch in den folgenden 3 - 4 Jahren in der Berufsausbildung und am Berufsanfang blieb die Schwerhörigkeit weitgehend gleich. Ab und zu hörte ich mal schlechter, dann wieder besser, aber ich machte mir keine Gedanke über meine Schwerhörigkeit, ich lebte damit.
 
Ab 1999 ging es dann leider jedoch rapide abwärts. Ich hatte meinen ersten, mir bewussten Hörsturz, der gleich zur Ertaubung des rechten Ohres führte.
 
Es war Mittwoch, ich war, als Physiotherapeutin auf Hausbesuchtour, als ich bemerkte, dass ich schlechter hörte. Schnell war abgeklärt, ob es die Batterie oder das Hörgerät selbst war. Beides war ok. Und schon stand ich bei meinen HNO-Arzt.
 
Hier dauerte es dann allerdings bis 12 Uhr, bevor ich endlich dran kam um dann zu hören: „Ja heute ist ja Mittwoch ... und jetzt schon so spät, dann fangen wir MORGEN mit der Infusionstherapie an." Ich hatte ja k e i n e Ahnung!
 
Ich bekam also ab Donnerstag Infusionen, Samstags sogar auch eine! Nur für Sonntag sollte ich dann Tabletten nehmen. In der nächsten Woche gab es Probleme. Entweder war es schwierig die Infusion zu legen oder sie lief "para" (,das heißt sie lief nicht in die Vene sondern daneben).
 
Entnervt schickte mich der Arzt zu stationären Infusionstherapie ins Krankenhaus. Hier fing es dann erneut mit dem Zyklus von 10 Infusionen an, man kann ja nicht da weitermachen, wo der HNO-Arzt aufgehört hat.
 
Zu dem Zeitpunkt hörte ich rechts schon seit zwei Tagen gar nichts mehr.
 
Nachdem ich aus dem Krankenhaus wieder zu Hause war, sah sich mein behandelnder HNO-Arzt nicht in der Lage mich über weiteres sinnvolles Vorgehen, z. B. Reha-Massnahmen, Hörtraining, zu informieren, sondern meinte nur lapidar: „ ...über den gelben Schein (Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) geht das jetzt nicht mehr, ...schauen sie mal was Sie machen."
 
Während diesem Gespräch konnte ich Ihn bei einem Abstand von einem Meter nur sehr schlecht verstehen!
 
Ich war zwar zeitlebens schwerhörig, aber offenbar noch ziemlich unbedarft und hatte keinerlei Ahnung, dass es eine Reha oder Hörtraining für mich zu diesem Zeitpunkt gegeben hätte. Das erfuhr ich erst Jahre später. Schockierend im Nachhinein ist aber auch für mich die frappierende Ahnungslosigkeit unter Fachleuten. Denn auch die folgenden HNO-Ärzte kamen nicht auf solche Gedanken.
 
Und um das kreissägenartige Geräusch im rechten, dem tauben Ohr, das ich seit dem Hörsturz hatte, hat sich auch keiner so recht gekümmert. Tinnitus halt. Da müssen Sie mit leben....
 
Bereits in der Klinik während der Infusionstherapie kam das Thema CI auf.
 
Zunächst jedoch versuchte ich es mit einer Hyperbaren Sauerstofftherapie. Fast sah es so aus, als sollte sie wirken, aber leider bewegte sich in Sachen hören nichts. Die von mir angegangene Biomentaltherapie machte mir zumindest deutlich, dass ich mehr für meine innere Ruhe tun musste. Sehr gut waren für die körperliche Entspannung die Neuraltherapie. Aber das taube Ohr wieder hörbar macht keines davon.
 
Ich bekam von der behandelnden Klinik eine Überweisung nach Wuppertal zur Überprüfung, ob ein CI notwendig, nicht etwa ob es möglich sei.
 
Geschockt durch die Ertaubung meines rechten Ohres, mit dem linken, das immer das schlechtere Ohr war, kaum in der Lage zu Verstehen, war es für mich damals unmöglich Informationen zu sammeln oder mich selbst entsprechend in Diskussion mit den Ärzten oder der Krankenkasse zu vertreten. 
 
Dann kann auch noch der abschlägige Bescheid : ich würde ja noch genug hören, ...damals war ich ganz und gar nicht dieser Meinung!
 
Ich lernte mit der Zeit mit dem linken Ohr besseres Hörverstehen, kam wieder im Alltag und Beruf zurecht, versucht mehr Ruhe hineinzubringen – nun das klappt bis heute nicht immer so wie ich es mir wünsche, aber es wird.
 
Es folgten mehrere kleine Hörstürze, die zwar zunächst das Hörvermögen verschlechterten, aber durch sofortige Behandlung mit Infusionen, Akupunktur und Ruhe keine bleibende Verschlechterung hinterließen.
 
Ich arbeitete inzwischen nicht mehr in einer freien Praxis, sondern in einem Krankenhaus, weil die soziale Absicherung hier, meiner Meinung nach, doch etwas besser ist.
 
Mit einer heftigen Erkältung schleppte ich mich über den Jahreswechsel 2002/2003. Ich bekam vom Hausarzt die üblichen Medikamente, einschließlich Antibiotika. Es wurde nicht besser, eher schlechter, es kamen noch Ohrenschmerzen hinzu... Mittelohrentzündung.... und zwei Tage später gab dann auch das linke Ohr den Kampf auf.
 
Ich wurde in „mein eigenes" Krankenhaus eingewiesen, bekam dank meinem jetzigem HNO- Arzt ein Einzelzimmer, Infusionstherapie, Akupunktur, Hoffnung, Ermutigung.... aber leider keine grundlegende Besserung.
 
Spätestens jetzt stand das CI sichtbar im Raum.
 
Ich allerdings war noch nicht so weit. 
 
Niemals mehr etwas hören!
 
Die Stimmen meiner Mitmenschen nicht mehr hören können, nicht mehr verstehen können was sie sagen!
 
Keine Musik mehr hören können!
 
Mit einem TechTeil evt. wieder hören können?
 
Wenn ja wie gut?
 
OP am Kopf?
 
Für immer ein Implantat im Kopf?
 
Immer von dem Technikteil abhängig sein!
 
Was wusste ich zu dem Zeitpunkt überhaupt über das CI? Ich wusste, dass es so was gab und 
dass man damit evtl. wieder hören könnte... zu wenig, zu ungenau um eine Zukunft darauf 
aufzubauen.
 
Und woher sollte ich die Informationen darüber bekommen?
 
Wen hätte ich fragen sollen?
 
Wer wüsste Antworten? Und überhaupt ... ich hörte ja nicht mehr!
 
Mir wurde klar, um mich zu entscheiden wie es weitergehen sollte, hatte ich von den Möglichkeiten, die es geben könnte zu wenig Ahnung.
 
Bei den anderen Hörstürzen hatte sich die Akupunktur als hilfreich erwiesen. Da der akupunktierende Arzt leider zur Zeit in seinem Heimatland war, machten sich meine Freunde, während ich noch im Krankenhaus, war auf die Suche nach kompetenten mit Akupunktur behandelnden Ärzten. Diese fanden sie dann in Düsseldorf im Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin.
 
Ich gab mir Zeit, ging regelmäßig zur Akupunktur, mal hatte ich das Gefühl das Ohr würde etwas besser mal wieder nicht.
 
Per Internet begab ich mich intensiv auf die Suche nach Informationen über CIs.
 
Zu Anfang war es nicht einfach. Ich konnte nicht sonderlich gut mit dem PC umgehen, surfen musste ich erst lernen und um an die Informationen zu kommen, die man möchte, muss man auch die richtigen Schlüsselwörter in die Suchmaschine eingeben.
 
Nicht immer geduldig, oft sehr traurig und deprimiert, versuchte ich immer wieder neues in Erfahrung zu bringen. Sehr oft hatte ich einfach nicht die Kraft zu suchen, weil sich so gar kein Licht am Ende des Tunnels zeigen wollte.
 
Jetzt, da ich gar nichts mehr hörte, sollte ich laut Krankenkasse zur Reha. Welche Ironie! Die hierfür zuständige BfA lehnte das aber als „nicht erfolgreich zu erwartende Maßnahme" ab und empfahl eine CI–OP.
 
Buchstabe für Buchstabe entstanden bei mir Informationen und Wissen, aber ich fühlte das da noch was entscheidendes fehlte – Authentizität.
 
Wo waren die Menschen, die ein CI hatten? Welche Erfahrung hatten die mit dieser Möglichkeit, evtl. wieder hören zu können, gemacht?
 
Über das Schwerhörigennetz/Pinboard (www.schwerhoerigen-netz.de) kam ich durch den Tipp zum HCIG-Forum (www.hcig.de) und stellte dort meine sorgenvollen Fragen.
 
Mit unglaublicher Anteilnahme und Freundlichkeit wurden diese Fragen mit viel Verständnis und Knowhow von den Teilnehmern des Forums beantwortet und diskutiert. Was ich hier an Informationen und Hilfe erfahren habe, war seit Beginn der Odyssee „Schwerhörigkeit" das Kompetenteste und Beste was mir passiert ist!
 
Hier waren die Insider, die, die das alles schon erlebt hatten und wussten wie es mir ging. Die, die sich für „wieder hören wollen" entschieden hatten und da, das wusste ich plötzlich ganz genau – wollte ich auch wieder hin!
 
Ich las auch, das es nicht immer supertoll klappte, aber für mich wurde deutlich, das jeder Ton, den ich hören konnte eine Hilfe zum Verstehen der Umwelt war.
 
Hier fand ich auch die persönlichen Kontakte, Menschen die voll Power mitten im Leben mit CI standen.
 
„Ich auch, ich auch", schrie es in mir!
 
Mit den für mich wichtigen und richtigen Infos, dem ungemein positiven Feedback, das ich in so kurzer Zeit so erlebte, ging die Entscheidung „pro CI" auf einmal unglaublich schnell und leichten Herzens und ich konnte sie im Innersten auch voll mittragen.
  • Erstellt am .

Erstanpassungsbericht für Michaels CInderella

Mit wem soll ich meine Freude teilen, wenn nicht mit Euch die Ihr erfahren habt aus welcher Stille wir kommen!
 
Diese Gedanken kamen mir, als ich am zweiten Tag nach der Erstanpassung in der Kapelle saß und zuhörte wie jemand am Flügel spielte.
Jeder, aber auch wirklich jeder Ton war da, klar, brillant klingend und fast so wie ich es in Erinnerung hatte.
 
Aber zurück zum Anfang der Story!
 
Am Montag den 27.10.2003 um 10:00 Uhr begann das Abenteuer "Hören mit CI" im HörZentrum Hannover.
 
Zuerst bekam ich grooooße Augen als mein Techniker das dicke Paket von Advanced Bionics hervorholte und meinte...."Das ist wie Weihnachten...."
"Inside" fanden sich nebst diverser Verpackungsmaterialien, etlichen Schriften und Video auch MEIN CI :-)
Mit flinken Fingern steckte der "Tech" den T-Mig-Bügel an den Sprachprozessor, ließ diesen mit seinem Computer kommunizieren und dann hatte ich das Teil auch schon am Ohr und sollte sagen ob die Töne hörbar und wenn ja ob sie angenehm, laut oder leise sein.
Schnell kam ein Ton nach dem andern und wurde auf die mir angenehme Lautstärke eingestellt.
Die Stimmen des Techs und meines anwesenden Freundes klangen noch super hoch und ich musste mich sehr anstrengen sie zu verstehen, aber welch ein Jubel, es ging!
Nach abschließender Überprüfung und Speicherung der Daten im PC war ich hier schon fertig und durfte zu Pädagogin wechseln.
Auch ihre Stimme klang noch hoch aber ich konnte Sie schon etwas besser verstehen als die beiden Herren zuvor.
Zunächst sollte ich Trommel, Glocke, Schellen und Klanghölzer hören und differenzieren. Anfangs konnte ich ja zusehen welches Instrument den Klang hervorrief, dann aber durfte ich mich umdrehen und es klapperte oder schepperte hinter meinem Rücken!
Oh je ...und jetzt das Richtige zuordnen....
Bei Trommel und Klangholz kein Problem, aaaaaber bei Glocke und Schelle das war schon viel, viel kniffliger.
Anschließend sollte ich, freundlicherweise erst mit Lippenabsehen später ohne, erkennen aus wie viel Silben das vorgelesene Wort besteht, "juhu" hat das Spaß gemacht!
Als "Hausaufgabe" sollte ich meine Umwelt erhören ? wozu ich auch reichlich Gelegenheit bekam als mein Freund und ich am Nachmittag in die Stadt fuhren. 
Was in unsere hörbaren Umwelt so alles irgendwie rauscht ist doch kaum zu glauben. Das fängt bei Autos und Klimaanlagen an und hört bei Rolltreppen noch längst nicht auf.
Die nächsten Tage waren angefüllt mit Worten aus bestimmten Kategorien, in der Kategorie Berufe habe ich den Koch kurzerhand zum Pabst gemacht, was uns alle sehr zum Lachen gebracht hat, na ja - schließlich haben ja beide ne weiße Mütze ... und mit Zahlen, mit ganzen Sätzen, mit Sätzen im Störgeräusch (Schlimmeres gibt es nicht!) und mit Telefonieren.
Ja, auch das wurde geübt, und nicht zu knapp!
Als ich dazwischen meinte :"Puuuh das ist anstrengend... konterte meine Pädagogin nur: 
"Frau Drabek, telefonieren sie gerne und viel?"...Naiv antwortete ich :"Ja sehr sogar..." und schwupps kam die Antwort:" Ja dann können wir das ja noch ein bisschen üben." Und weiter ging's am Telefon.
Ach ja und das berühmt berüchtigte "buut, baat, beet, kam natürlich auch noch, wobei beet und biit mindestens so gemein sind wie buut und boot!
 
Nachmittags, nach den Übungen am PC, übte ich auf meine Art.
Mal spazierten wir, mein Freund der mich die ganzen Tage begleitete und ich, um den Altwarmbücher See und ich hörte Blätter im Wind rauschen oder Sand und Kies unter meinen Füßen knirschen... wann habe ich das dass letzte Mal gehört...?
Mal versuchte ich, leider vergebens, die Haltestellenansage in der Straßenbahn zu verstehen (Störlärm, sage ich nur!!!!!!!)
Oder wir waren im Regenwaldhaus und ich lauschte den Erklärungen die man hierüber Kopfhörer zu Fauna und Flora des Amazonasdschungels bekommt. Übrigens, das kann ich jedem der nach Hannover kommt wirklich wärmstens empfehlen, das ist eine ganz, ganz faszinierende, tolle Sache!
 
Immer wieder realisierte ich was für ein Wunder das war... ich saß am Tisch und spielte mit meinen Freund Karten und wir redeten ungezwungen miteinander, ich brauchte Ihn teilweise noch nicht mal anzusehen und konnte Ihn verstehen. Mehr als einmal habe ich Freudentränen unterdrücken müssen!
 
Am Freitag kam dann schon der Abschlusstest unter anderem mit der Geschichte von dem Apfel- und dem Aprikosenbaum, die ich leider nicht ganz bis zum Ende geschafft habe so das ich leider nicht weiß was aus dem kleinen Baumzwitter wohl wird. 
 
Tja und seit fünf Tagen bin ich zu Hause und Alle, wirklich Alle, wollen mit mir Erzählen und Reden und sind mit mir glücklich das es soooooo gut klappt!
 
Ich hoffe ich kann all denen die noch über der Entscheidung zum CI grübeln Mut machen.
 
Ich weiß auch das nicht immer alle so toll läuft und denke es wäre auch wichtig das gerade die, bei denen nicht alles so "problemlos" geht erzählen, um ein realistisches Gesamtbild von CI-Erfahrungen zu erhalten.
Es ist ja auch bei mir noch längst noch nicht alles "Perfekt" aber es ist glücklicherweise in so rasant kurzer Zeit schon so toll. Klar, vieles klingt noch anders als ich es in Erinnerung hatte, aber ich HÖRE und darauf kommt es an!
Und das ist meiner Meinung nach ein immens wichtiger Punkt: nicht nur für den CI -Träger, sondern auch für seine ihn liebevoll umgebenden Mitmenschen, zumindest bei Spätertaubten, die oft in einem hörenden Umfeld leben.
 
Sicher ist es wesentlich schwerer von Schwierigkeiten zu berichten als von Erfolgen aber auch das gehört zu Erfahrungsberichten mit CI und nur dann können Außenstehende ein realistisches Gesamtbild von uns CI-Trägern, von der Arbeit der Techniker, Pädagogen und nicht zuletzt der Schwestern und Ärzte erhalten!
Und das ist wirklich notwendig. Es sind mir nämlich schon hörende Mitmenschen begegnet, die meinten: "Ja dann hören Sie ja wieder...." Hier immer wieder deutlich zu machen, dass das nur und nur mit dem technischen Wunderwerk CI geht und ohne diese ist und bleibt man taub, bringt die Mitmenschen erst zum Nachdenken.
 
Ganz wichtig ist mir noch, auch an dieser Stelle- vielleicht schaut ja mal jemand rein - ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an das Schwesternteam der 46, an die behandelnden Ärzte, an meinen "Techniker", der viel mehr ist als ein einfacher Tech, aber das weiß er ? und vor allem an meine Pädagogin die meine "Hörenlernstunden" so spannend gestaltet hat das es immer ein Genuss war und Konsequenz und Lockerheit gekonnt miteinander harmonierten und auch der Spaß nicht zu kurz kam.
Danke!
 
Und ein dickes Danke an Alle im HCIG-Forum!!
Eure wichtigen Infos, Euren Rat, die vielen Berichte, Eure guten Wünsche und fetzigen Bilder alles hat mir sehr, sehr geholfen bei der Entscheidung für ein CI und beim Sammeln von Wissen um das CI.
 
Wenn Ihr Fragen an mich habe könnt ihr über die Selbsthilfegruppe Hannover oder über Michael meine Adresse oder meine Mailadresse kommen. Ich freue mich von meinen Erfahrungen weitergeben zu dürfen!
 
Liebe Grüße 
Silke D.
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