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Kein zweites Hörgerät - Westfalenpost vom 09.03.2005

Kein zweites Hör-Gerät

Werl. (vol) Die AOK bleibt hart. Ihr Widerspruchsausschuss hat am 1. März entschieden, dass die Krankenkasse der kleinen Emely-Jolene aus der Kämperstraße kein zweites Hörimplantat bezahlen wird. 
 
Zur Erinnerung: Vor zweieinhalb Jahren kam die kleine Werlerin nahezu taub auf die Welt. Weil ihre Hör-Nerven aber intakt waren, konnte ihr an der Uni-Klinik Hannover eine elektronische Hörhilfe implantiert werden. Dieses so genannte "Cochlea-Implantat" machte aus dem tauben Mädchen, das akustisch von der Außenwelt abgeschirmt war, ein hörendes Kind.
 
Die Spezialisten der Uni-Klinik Hannover machten aber von Anfang an deutlich, dass gerade bei einem Kleinkind ein zweites Implantat für das andere Ohr aus medizinischer Sicht "unbedingt notwendig" sei.
 
Nur so könne sich das Sprach- und Hörzentrum im Gehirn des Kindes umfassend entwickeln. Da es in jeder Hirnhälfte für jedes Ohr eine Zuordnung mit der entsprechenden Vernetzung gibt, "müssen zu einer Ausbildung der Zentren über beide Ohren Impulse in das Gehirn laufen". Nur so können das räumliche Hören, die Orientierung, das Gleichgewicht, die Motorik und die Sprachentwicklung vorangetrieben werden. Liegt ein Ohr brach, droht sogar eine Verknöcherung der Hörschnecke und eine Verkümmerung der Leiterbahnen.
 
"Darum ist jetzt auch schnelles Handeln angesagt," unterstreicht Stefanie Evelt, Mutter der kleinen Emely-Jolene. Sie kann die Entscheidung des Widerspruchsausschusses nicht begreifen: "Die AOK will meinem Kind allein aus finanziellen Gründen nicht die Lebensqualität und den Lebensweg gönnen, den andere, so genannte ´normale´ Kinder einschlagen können."
 
Die Mutter von Stefanie, Ursula Ramosay, und ihre Schwester Yvonne wollen sich jetzt auch für die kleine Emely-Jolene einsetzen. Sie schreiben an das Bundesgesundheitsministerium, um auf den "tragischen Fall" ihrer Enkelin und Nichte aufmerksam zu machen: "Wenn es geht, möchten wir auch das Fernsehen einschalten."
 
Eins stellt Stefanie Evelt allerdings von vornherein klar: "Ich gehe nicht in eine Talk-Show. Ich möchte meine Tochter und mich nicht zur Schau stellen. Es geht mir um die Zukunft meiner Tochter - und zwar uneingeschränkt."
 
Und weil das so ist, hat Severin Bodenstaff, Rechtsanwalt von Stefanie und Emely-Jolene Evelt, umgehend Klage beim Sozialgericht eingelegt: "Zwei Implantate sind kein Luxus, sondern medizinische Notwendigkeit. Es kann nicht angehen, dass die Versorgung mit zwei Hörgeräten bei Schwerhörigen Standard ist, taub geborenen Kindern dagegen das Recht auf Richtungshören und räumliches Hören abgesprochen wird."
 
 
Quelle:  http://www.westfalenpost.de/
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