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Noch mehr Elektronik soll Innenohrprothesen verbessern - Deutschlandradio vom 23.11.2005

Noch mehr Elektronik soll Innenohrprothesen verbessern

Neue Entwicklungen bei Cochlea-Implantaten

Von Mirko Smiljanic
 
Medizintechnik. - Cochlea-Implants sind elektronische Innenohrprothesen, die hochgradig Schwerhörigen und Tauben ein in Grenzen fast normales Hören ermöglichen. In Deutschland werden jährlich etwa 700 taub geborene Kinder mit dem System versorgt, die Zahl der Cochlea-Implant-Träger unter den spät Ertaubten steigt aber ständig. Das Cochlea-Implant funktionieren erstaunlich gut: Gehörlos geborene Kinder - das zeigen Untersuchungen - entwickeln sich wesentlich besser. Trotzdem lässt sich natürlich eine Menge verbessern.
 
Der kleine Stephan kann hören, gut sogar. Und er kann sprechen - so gut, dass er demnächst eine normale Grundschule besucht. Das war vor fünf Jahren keineswegs sicher, denn Stephan wurde taub geboren. Seine Eltern haben sich aber dafür eingesetzt, dass er ein Cochlea-lmplant bekommt, eine elektronische Innenohrprothese, die in Grenzen ein normales Hören ermöglicht.
 
Wenn Stephan etwas hört, klingt es für ihn wie eine metallische Roboterstimme mit verzerrten Tönen. Versuchspersonen der Fachhochschule Hannover sprechen auch von schlecht eingestellten Radiosendern. Cochlea-Implants bestehen aus zwei Teilen: Einem inneren und einem äußeren.
 
Außen haftet ein Sprachprozessor, das sieht aus wie ein kleines Hörgerät mit einem Kabel und einer Spule, welches auf der Kopfhaut haftet, magnetisch haftet, der Patient kann den Sprachprozessor abends wieder abnehmen und tagsüber haftet er ganz normal magnetisch auf der Kopfhaut, erläutert Jörg Oskopp von der Firma Cochlear in Hannover. Das elektrische Signal wird über die Spule zum lmplantat gefunkt, von dort leiten es dünne Drähte direkt ins Innenohr, Dabei hängt der Höreindruck von vielen Faktoren ab. Entscheidend ist dabei der Anteil an Störgeräuschen, im Hintergrund fahrende Autos etwa. Um Störgeräusche herauszufiltern, werden gleich mehrere Mikrofone in den Sprachprozessor eingebaut, die also schon, wenn ich Ihnen jetzt gegenüber stehe, Ihre Sprache bevorzugt behandeln als die Sprache von der Seite, die wird dann gedämpft. Aber sie haben auch die Möglichkeit mit dieser Chiptechnologie bestimmte Bereiche zu selektieren. So wird zum Beispiel das gesamte Sprachsignal in 22 Kanäle unterteilt und der Prozessor sorgt dann dafür, dass die Bereiche, die als Nutzschall selektiert werden, hervorgehoben werden und Störschall wird abgesenkt.
 
Bei diesem Verfahren können die Mediziner eine höheren Anzahl von Elektroden einsetzen, 18 etwa statt zwölf. Diese Methode hat deshalb auch eine gute Tonhöhenauflösung, was die Verständlichkeit der Sprache steigert. Noch bessere Resultate gäbe es, wenn grundsätzlich beide Ohren mit Cochlea-Imlantaten versorgt würden. Jörg Oskopp: 
 
Bei Cochlea-Implantaten ist das gerade im Kommen, wo also Patienten, die auf der einen Seite versorgt werden, auch auf der anderen Seite nachversorgt werden, weil das auch gerade in extremen Hörsituationen am meisten bringt, weil dort ist die Richtcharakteristik wichtig, der Kopfschatten, und eine beidseitige Versorgung gewährleistet da ein optimales Hören.
 
Allerdings nur im Sprachbereich. Gar nicht gut klingt Musik. Der Rhythmus von Musik ist zwar erkennbar, das ästhetische Hörempfinden mit einem harmonischen Zusammenspiel von Grund- und Obertönen bleibt dabei aber auf der Strecke. Grund für den Missklang: Hörelektroden liefen die elektrischen Signale nur an einzelne Punkte, wahrend sie beim gesunden Ohr linear aufgefächert und selektiv wahrnehmbar sind. Keine schönen Aussichten für den heute fünfjährigen Stephan - aber: Er kann hören.
 
© 2005 Deutschlandradio
 
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/441206/
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