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11. Friedberger Cochlear Implant-Symposium - Susanne Bierschenk vom 18.07.2005

11. Friedberger Cochlear Implant-Symposium

Zum mittlerweile 11. Mal fand auch in diesem Jahr wieder das Friedberger Cochlear Implant-Symposium statt. Organisiert von der HNO-Klinik der Johann-Wolfgang-v.-Goethe-Universität Frankfurt und dem CIC Rhein-Main trafen sich vom 23.-25. Juni Mediziner, Therapeuten, Betroffene und Techniker zu einem interdisziplinären Austausch über Erfahrungen und Entwicklungen rund ums CI. Die vielfältigen Vorträge zum Thema "Zukunftsperspektiven und Indikationserweiterungen" boten den 170 Teilnehmern einen hervorragenden Überblick über die verschiedensten Fachgebiete.
 
Das Programm begann am Donnerstag mit Workshops der Firmen Advanced Bionics, Cochlear und Med-El. Sowohl theoretisch als auch praktisch konnten sich die Teilnehmer hier mit den unterschiedlichen Systemen auseinandersetzen und konkrete Tipps zum alltäglichen Umgang mit "Sprachprozessor & Co." erhalten. Da die Workshops in den Räumlichkeiten des CIC in Friedberg stattfanden, bestand auch die Möglichkeit, das integrierte Hörzentrum zu besichtigen.
 
Am Freitag und Samstag folgten neben zahlreichen nationalen Beiträgen auch internationale Referenten wie Bernhard Fraysse (Toulouse) und Andrew Broughton (Telford / UK). Nach der offiziellen Begrüßung durch Prof. Dr. med. Wolfgang Gstöttner, Prof. Dr. Gottfried Diller sowie den Bad Nauheimer Bürgermeister Bernd Rhode folgte die Vorstellung des neuen "Haus des Hörens" durch Prof. Dr. Diller. Die Bedeutung der Meningitisprophylaxe für CI-Träger wurde durch Markus Rose eindrucksvoll dargestellt. Anschließend lag der Schwerpunkt auf der Bewältigung und den Auswirkungen von anspruchsvollen Hörsituationen. Aspekte wie die Musikwahrnehmung von CI-Trägern, die teilweise erschreckend schlechten akustischen Bedingungen in der Regelschule und die Problematik von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache regten das Auditorium zu zahlreichen Diskussionsfragen an.
 
Bei der Firmenpräsentation stellten Advanced Bionics, Cochlear und Med-El ihre jeweils aktuellen Entwicklungen bezüglich der Implantate und Sprachprozessoren vor.
 
Spannende Vorträge gab es auch in diesem Jahr wieder aus dem Forschungsbereich der elektrisch-akustischen Stimulation (EAS). Hierzu berichteten Bernhard Fraysse (Toulouse), Prof. Dr. med. Wolfgang Gstöttner (Frankfurt), Dr. Jan Kiefer (München) sowie Sigrid Sexton als Selbstbetroffene über ihre klinischen und ganz praktischen Erfahrungen mit EAS. Die Kombination von CI und Hörgerät auf dem implantierten Ohr bietet in vielen Fällen eine gute Ergänzung und Verbesserung des Sprachverstehens.
 
Als Perspektiven für die Zukunft wurden die Regeneration von Haarzellen, die fortschreitende technische Verbesserung bei den Implantaten mit dem daraus resultierenden besseren Sprachverständnis sowie die Indikationserweiterung für Cochlea-Implantationen diskutiert. Auch die Möglichkeit, Medikamente mittels Elektrode direkt in die Cochlea einzuschleusen, wurde vorgestellt. Einigkeit bestand unter Experten darin, dass die minimal invasive Cochlea-Implantat-Chirurgie auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.
 
In der im Anschluss von Prof. Dr. Diller geleiteten Podiumsdiskussion wurden diese Perspektiven aufgegriffen und durch die Referenten Dr. Bodo Bertram, Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, Christiane Hartmann-Börner, Dr. Jan Kiefer, Prof. Dr.Thomas Lenarz und Dr.Mattheus Vischer besonders in den Mittelpunkt gestellt. Bei der Frage der Indikationserweiterung wurde betont, dass die Entscheidung für oder gegen ein CI nicht allein vom Reintonaudiogramm abhängen darf. Die Indikation sollte vielmehr am Sprachverstehen festgemacht werden. Zudem darf ein durch den erweiterten Personenkreis bedingter Kostenanstieg nicht außer Acht gelassen werden.
 
Eindrucksvoll dargestellt wurde auch der aktuelle Stand des Neugeborenen-Hörscreenings. Da in den meisten Bundesländern nach wie vor kein flächendeckendes Screening angeboten wird, ist hier weiterhin Aufklärung und Engagement gefordert.
 
Neben dem medizinisch-technischen Bereich kamen auch Pädagogik und Rehabilitation nicht zu kurz. So ging es neben zahlreichen Beiträgen und Untersuchungen zur Hör- und Sprachentwicklung von CI-versorgten Kindern auch um spezielle Aspekte, die z.B. bei Kindern mit einer geistigen Behinderung (Down-Syndrom), Kindern von gehörlosen Eltern oder in einer multikulturellen Erziehungssituation vorliegen.
 
Erfahrungsberichte von erwachsenen CI-Trägern und der Mutter eines CI-Kinds gaben ganz konkrete Einblicke in die Situation und den Alltag von Menschen mit Cochlea Implantat. Hier wurde der direkte Bezug zum Elementaren, dem betroffenen Menschen selbst, hergestellt. 
 
In den Pausen bestand die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich an den Infoständen von DCIG, CIV HRM, den Kleinen Lauschern, Hörgeräte KIND und den drei CI-Firmen ausgiebig beraten zu lassen.
 
Insgesamt war das 11. Friedberger Cochlear Implant Symposium wieder eine gelungene Plattform für internationalen und vor allem interdisziplinären Austausch und lässt bereits auf neue Erkenntnisse und Berichte im nächsten Jahr hoffen.
 
Susanne Bierschenk
CIC Rhein-Main
Grüner Weg 9
61169 Friedberg
  • Erstellt am .