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Drache Schmuselnatz steht kleinen Lauschern bei - Frankfurter Rundschau vom 22.07.2005

"Drache Schmuselnatz" steht kleinen Lauschern bei

Schwerhörige und taube Kinder werden im Uniklinikum auf das Einsetzen eines so genannten Cochlea-Implantats vorbereitet und intensiv betreut
 
Am Uniklinikum ist ein Behandlungsschwerpunkt für schwerhörige und taube Kinder entstanden. Eine Fantasiefigur, der "Drache Schmuselnatz", soll ihnen vermitteln, was ein Cochlea-Implantat für sie bedeutet.
 
Frankfurt · 21. Juli · "Lukas ist schon Profi, der weiß schon alles", sagt Christiane Hey, die als Phoniaterin und Pädaudiologin am Universitätsklinikum arbeitet. Lukas war neun Monate alt, als er das erste Hörgerät bekam, mit dreieinhalb Jahren wurde ihm ein Cochlea-Implantat (CI) eingesetzt, später ein zweites. In dieser Woche wird der Zwölfjährige sein erstes Jahr auf dem Gymnasium erfolgreich abschließen.
 
Zusammen mit ihrem vierjährigen Patensohn Max hat Christiane Hey den kleinen, schwerhö-rigen "Drachen Schmuselnatz" erfunden. Er soll den Kindern die Angst nehmen und ihnen zeigen, dass sie im "Hörraum" richtig Spaß haben können. Dort dürfen sie, wenn sie ein akustisches Signal wahrnehmen, ein Klötzchen in ein Brett stecken. So lässt sich herausfinden, ob und wann ein Kind hört. Noch gibt es von Schmuselnatz nur ein Gedicht und Bilder, an denen die Kinder selbst mitgemalt haben. Die Kinderbuch-Illustratorin Bine Brändle wird, mit Schmuselnatz in der Hauptrolle, kindgerechtes Informationsmaterial entwerfen, erzählt Hey.
 
Ohne das Cochlea-Implantat hätten die Eltern nicht den Mut gehabt, ihr zweites Kind, Jannis, zur Welt zu bringen, erzählen Andrea und Achim Keßler. Für den Pfarrer und Vorsitzenden des Vereins "Kleine Lauscher" war die Taubheit des Ältesten ein "absoluter Schock. Da bricht eine Welt zusammen". Ihr "Schlüsselerlebnis" hatte die Mutter, als der sechs Monate alte Lukas in der Küche neben der Eieruhr saß und auf das schrille Klingeln gar nicht reagierte. Damals hieß es noch, jedes Hörgerät sei besser als ein Implantat. Als Lukas dreieinhalb Jahre alt war, begannen die Ärzte immer öfter auch kleineren Kindern ein CI einzusetzen. Inzwischen ist es üblich, das CI in den ersten zwei Lebensjahren zu implantieren.
 
Als Lukas dreieinhalb Jahre alt war, konnte er nur "Ball", "Mama" und "Uka" (für "Lukas") sagen. Ein Jahr später fing er an zu sprechen. "Ein CI funktioniert nicht wie eine Brille", erklärt Achim Keßler. Nach der Operation muss das Kind lernen, mit dem neuen Sinn umzugehen. Wichtige Voraussetzung dafür ist, dass der Sprachprozessor, ein Teil der Prothese, richtig eingestellt ist. An 60 Tagen, verteilt auf zwei Jahre, stehen neben dem Sprach- und Hör-Training auch Psychomotorik und Musiktherapie auf dem Therapie-Programm.
 
Damit Lukas den Zusammenhang zwischen bestimmten Lauten und dem, was er sieht, begreifen konnte, begleitete die Mutter ihr Tun ständig mit Sprechen. Sie sagte dem Kind, dass die Teller klappern und es draußen regnet. Heute kann man sich mit Lukas wie mit jedem anderen Kind unterhalten. Das ist für die Eltern noch immer ein Wunder. Denn sie wissen: Wenn Lukas seine beiden CIs abnimmt, ist er stocktaub.
 
Rat und Hilfe bietet der Verein "Die Kleinen Lauscher", eine Elterninitiative zur lautsprachlichen Förderung hörgeschädigter Kinder. 
Kontakt: 
Achim Keßler, 
Neugasse 1, 
35428 Langgöns, 
Telefon 06403/74428 oder 
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